Holz vom Feld

Kurzumtriebsplantagen (KUP) bieten für Landwirte eine Reihe von Vorteilen: Die Nachfrage nach Holz und die Preise hierfür entwickeln sich stabil, d.h. ein Absatzmarkt ist vorhanden. Es werden zudem weniger Düngemittel benötigt als in der konventionellen Landwirtschaft. Außerdem eignen sich diese Plantagen auch für Flächen, die nicht landwirtschaftlich genutzt werden können oder lassen sich in konventionell bewirtschaftete Flächen integrieren. Während beim Getreideanbau jährliche Kosten anfallen, ist beim Anlegen der KUP nur einmalig mit relativ hohen Kosten zu rechnen. Für landwirtschaftliche Betriebe ist zudem von Vorteil, dass Hölzer aus KUPs im Winter bei geringerer sonstiger Arbeitslast geerntet werden. Aufgrund der längeren Bodenruhe bieten KUPs einen besseren Erosionsschutz. Auch aus Sicht des Naturschutzes ist die längere Bodenruhe positiv zu bewerten: Die Tier- und Pflanzenvielfalt ist höher als beispielsweise auf Getreide- und Maisfeldern. KUPs können zudem positiv strukturierend und gliedernd auf die vielerorts „aufgeräumte“ Agrarlandschaft wirken, z.B. als Streifen in oder um Grünland und Ackerflächen.

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Die Gemeinde Massen-Niederlausitz befindet sich im Lausitzer Landkreis Elbe- Elster, Süd-Brandenburg und ist mit drei weiteren Gemeinden im Amt Kleine Elster Niederlausitz organisiert. Die Lausitz ist eine Region, die seit Jahrzehnten von Braunkohleabbau und -nutzung geprägt ist. Symbol dafür ist die Tagebaubrücke in der Nachbargemeinde Lichterfeld. Nachdem die Brücke in den neunziger Jahren außer Betrieb gegangen ist, dient sie heute als Demonstrationsobjekt für die Dimensionen des Braunkohleabbaus. In Massen-Niederlausitz gibt es gerade aufgrund des regional dominierenden Braunkohleabbaus erste Meilensteine auf dem Weg hin zur Energieversorgung auf Basis Erneuerbarer Energien – zum Beispiel das hiesige Holzhackschnitzelheizwerk.

Seit 2014 ersetzt das Holzhackschnitzelheizwerk in Massen-Niederlausitz einen alten Ölkessel und zwei Gaskessel. Die vollautomatische Anlage mit einer Leistung von 550 Kilowatt versorgt eine Schule und eine Turnhalle, die in Massen-Niederlausitz ansässige Amtsverwaltung und ein Bürogebäude mit Wärme. Die Anlage verbraucht – je nach Feuchte und Baumart – im Jahr etwa 1.500 bis 1.800 Schüttraummeter Holz. Die Anlage wird ausschließlich mit nachwachsenden Rohstoffen aus der Region betrieben. Das Holz kommt vor allem aus gemeindeeigenen Wäldern und von Kurzumtriebsplantagen. Diese Kurzumtriebsplantagen sind mit Blick auf die Verwendung im Heizwerk bereits 2012 im Massener Gewerbegebiet angelegt worden. Weiterhin verbraucht die Anlage Material aus der Landschaftspflege und Naturschutzmaßnahmen. Im Vergleich zum Öl- bzw. Gaskessel spart die Holzhackschnitzelheizung pro Jahr ca. 300 Tonnen CO2 ein.

Das Vorzeigeprojekt zeigt, wie Kommunen ihre Abhängigkeit von fossilen Ressourcen verringern können. Besonders bei der Wärmeversorgung von Bestandsgebäuden ist Bioenergie eine klimafreundliche Alternative zu Öl und Gas.

Holzhackschnitzelwerk sorgt für Wertschöpfung vor Ort

Im Jahr 2014 entstand ein Nahwärmenetz mit einer Länge von einem Kilometer. Nach drei Jahren Vorbereitungs- und Bauzeit wurde auch das Holzhackschnitzelwerk 2014 fertiggestellt. Die Kosten von einer Million Euro finanzierten Amt und Gemeinde mithilfe von 75 Prozent Fördergeldern der Europäischen Union und der Brandenburgischen Landesregierung. „Weil das Holz aus den regionalen Kurzumtriebsplantagen stammt, ergeben sich durch Ernte und Transport regionale Wertschöpfungsketten, die Arbeitsplätze schaffen“, betont Richter.

Bei einer zukünftigen unabhängigeren Energieversorgung spielt der nachwachsende Rohstoff Holz eine herausragende Rolle. Das allein kann der Wald nicht abdecken. Hier setzt auch das Massener Konzept an, das vor allem auf Kurzumtriebsplantagen basiert. Das sind wie im Fall der Gemeinde Massen-Niederlausitz mit schnellwachsenden Baumarten wie z. B. Pappeln bepflanzte extensiv genutzte Flächen. Sie werden alle drei bis fünf Jahre geerntet. Aus den gewonnenen Hackschnitzeln werden in Heizwerken bzw. Heizkraftwerken Wärme und/oder Strom produziert. Dabei wird nur so viel CO2 freigesetzt, wie die Bäume im letzten Umtrieb aufgenommen haben.

In Massen-Niederlausitz wurden die ersten drei Hektar Pappeln der Sorten Max und Hybride bereits im März 2012 gepflanzt. In den Folgejahren kamen weitere Anpflanzungen dazu. So gab es im Jahr 2016 schon verschiedenen Areale mit einer Gesamtfläche von insgesamt rund sieben Hektar. Der Vorteil ist, dass Pappeln pro Jahr etwa drei Meter wachsen und somit zehn bis fünfzehn Tonnen Trockenmasse pro Hektar produzieren. Alle drei bis fünf Jahre kann geerntet werden, wobei die Wurzelstöcke im Boden verbleiben. Dadurch wird der Boden vor Erosion geschützt und es fallen nur geringe Kosten an, denn Pappeln brauchen weder Dünger noch Pflanzenschutzmittel.

Nutzung von Agrarholz

Die ersten Hölzer wurden im Februar 2016 geerntet – insgesamt rund drei Hektar. Bei der zweiten Ernte rechnet die Massener Verwaltung bereits mit der doppelten Menge. 20 Jahre wachsen die Pappeln immer wieder nach. Bei der Ernte 2016 kam zum ersten Mal eine neu entwickelte Erntemaschine zum Einsatz. Es ist ein Anbauhechsler, der an einen gängigen Traktor angebracht werden kann. Konzipiert haben ihn die Mitarbeiter des Vereins Biomassen Schraden e.V.. Der Verein, zu dessen Mitgliedern nicht nur die Gemeinde Massen-Niederlausitz, sondern auch Agrargenossenschaften, Baumschulen und Waldbesitzer gehören, setzt sich für den Anbau und die verstärkte Nutzung von Energieholz ein.

Das Projekt in Massen-Niederlausitz ist mittlerweile auch Teil eines Forschungsprojektes der Brandenburgischen-Technischen Universität Cottbus-Senftenberg, das sich zwischen 2014 und 2019 mit der Verwendung von Agrarholz beschäftigt. Im Rahmen des Projektes pflanzen Projektmitarbeiter auf Feldern ökologische Forststreifen und spalten so große Flächen in kleinere auf. Die Forststreifen sollen dazu beitragen, Erosionen und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf den Feldern zu verringern. Wird das Holz schließlich geerntet, wird es auch im Holzhackschnitzelheizwerk thermisch verwertet.

Die Inhalte dieses Artikels stammen aus der Broschüre Energie vom Land hält warm der Agentur für Erneuerbare Energien.

Bildquelle
AEE