Akteure der kommunalen Sektorenkopplung
Um per Sektorenkopplung Synergien zwischen der Strom-, Wärme- und Mobilitätsversorgung zu erschließen, sind Kommunen auf verschiedene Kooperationspartner angewiesen. Neben den direkten Unterstützern aus der lokalen Wirtschaft sowie Energie- und Infrastrukturanbietern sind dies weitere, unterstützende Akteure (Finanzierung, Beratung, Dienstleister) und die lokale Öffentlichkeit. Dieser Beitrag bietet einen Überblick über die Akteure der kommunalen Sektorenkopplung.
Inhalt
- Akteure der Kommune
- Energie und Infrastruktur
- Lokale Wirtschaft
- Finanzierung
- Beratung und Planung
- Dienstleister
- Öffentlichkeit und lokale Gesellschaft
Akteure der Kommune
In einer Kommune spielen verschiedene Akteure eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung der Sektorenkopplung. Diese Akteure sind maßgeblich daran beteiligt, Maßnahmen zur Förderung des Klimaschutzes und zur Umstellung auf nachhaltige Energiesysteme umzusetzen.
Die kommunale Verwaltung ist das Herzstück der Umsetzung der Sektorenkopplung. Sie trägt die Verantwortung für die Entwicklung und Umsetzung von Strategien zur Integration erneuerbarer Energien und zur Reduzierung von CO2-Emissionen. Dabei kann die Art und Weise, wie eine Kommune Klimaschutzmaßnahmen umsetzt, je nach Gemeinde unterschiedlich sein.
Innerhalb der Verwaltung spielen Klimaschutzmanager*innen eine zentrale Rolle bei der Umsetzung von Klimaschutzprojekten und beschleunigen die Transformation zur Klimaneutralität. Als speziell ausgebildete Fachleute, deren Stelle staatliche gefördert wird, fördern sie die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren und tragen dazu bei, das Bewusstsein in der Bevölkerung zu stärken.
Die Stadtplanung ist von großer Bedeutung für die Gestaltung von Städten im Kontext der Sektorenkopplung. Eine nachhaltige Stadtplanung umfasst Maßnahmen wie die Förderung von energieeffizienten Gebäuden, den Ausbau der Elektromobilität und die Schaffung grüner Stadträume.
Kommunale Unternehmen, wie Stadtwerke und Versorgungsunternehmen, sind unverzichtbar für die Umstellung auf erneuerbare Energien. Sie leisten nicht nur einen Beitrag zur Energieversorgung, sondern entwickeln und betreiben nachhaltige Energieinfrastrukturen, die zur Verringerung der Umweltauswirkungen beitragen.
Die Kommunalpolitik spielt eine bedeutende Rolle bei der Festlegung von strategischen Zielen und der politischen Unterstützung für die Sektorenkopplung. Die politischen Entscheidungsträger*innen schaffen die Rahmenbedingungen für die Umsetzung umweltfreundlicher Technologien und Praktiken.
Die Zusammenarbeit dieser Akteure ist von entscheidender Bedeutung, um die Sektorenkopplung in der Kommune erfolgreich voranzutreiben. Gemeinsam tragen sie dazu bei, die Energieeffizienz zu steigern, erneuerbare Energien zu fördern und die CO2-Emissionen zu reduzieren. Dies ist ein wichtiger Schritt zur Bewältigung der globalen Klimaherausforderungen und zur Schaffung nachhaltiger Gemeinden.
Energie und Infrastruktur
Einen weiteren wichtigen Akteur im Rahmen der Sektorenkopplung stellen die Netzbetreiber für Strom, Gas, Wasserstoff und für Wärme dar. Netzbetreiber beschreiben in diesem Rahmen die Eigentümer der Leitungen. Ihre Aufgabe ist laut Bundesnetzagentur der Aufbau, der Ausbau und die Erhaltung des Energienetzes in einem bestimmten Gebiet und die Herstellung des Anschlusses der Kund*innen an das Energienetz. Sie bringen zudem das Energieangebot und ihre Nachfrage zusammen, weshalb sie ein entscheidendes Element für ein funktionierendes nachhaltiges Energiesystem sind.
Es gilt deshalb, jene Netze aus- und umzubauen, um zukünftig den neu entstehenden Transportaufgaben im klimaneutralen Energiesystem gerecht zu werden. Dieses benötigt aufgrund der Schwankungen erneuerbarer Energien mehr Netzflexibilität und die Integration von Energiespeichern. Mithilfe von Smart Grids können Netzbetreiber die Erzeugung, Speicherung und den Verbrauch von Energie optimal aufeinander abstimmen und Leistungsschwankungen ausgleichen.
Unternehmen, die elektrischen Strom, Gas, Fernwärme oder Nahwärme an andere Unternehmen und Privatkunden liefern, werden als Energieversorger bezeichnet. Energieversorger treten nicht in allen Kommunen als separierter Akteur (privates Unternehmen) auf. Es ist möglich, dass Stadtwerke und kommunale Unternehmen diese Rolle einnehmen. Zudem sind ungefähr 80 Prozent der Energieversorgerunternehmen im Bereich der Elektromobilität tätig oder planen den Einstieg.
Energieerzeuger sind Organisationen oder Einrichtungen, die Energie in unterschiedlichen Formen bereitstellen und in das Energiesystem einspeisen. Dies kann in Form von elektrischem Strom, Wärmeeenergie, Gas oder anderen Formen geschehen. Auch Privatpersonen können mit Photovoltaik (PV)-Anlagen ihren eigenen Strom erzeugen und diesen beispielsweise selbst für das Laden ihres E-Autos oder den Betrieb ihrer Wärmepumpe verwenden oder ins öffentlice Stromnetz einspeisen. So werden Bürger*innen zu Akteuren der kommunalen Energiewende.
Den Verkehrsunternehmen des ÖPNV kommt eine zentrale Rolle bei der Verkehrswende zu. Einerseits soll das öffentliche Angebot verbessert werden, um Individualverkehr zu vermeiden. Andererseits bedarf es einer Modernisierung der vorhandenen Infrastruktur und Verbesserung der Mobilitätsangebote, um den Fahrgastwachstum und die Klimaschutzziele umzusetzen.
Abwasserwärmenutzung ist eine Energiequelle, die zu einer enormen Effizienzsteigerung des kommunalen Energiesystems beitragen kann. Die Wärme des Abwassers aus Kläranlagen oder Haushalten kann mittels Wärmepumpen erneut genutzt werden. Dadurch wird weniger Energie zur Wärmeerzeugung benötigt, was eine beachtliche Senkung von CO₂-Emissionen (-60%) im Vergleich zu herkömmlichen Ölheizungen bedeutet. Auch in Müllentsorgungsanlagen lässt sich die Abwärme der Verarbeitungsprozesse nutzen, um bspw. mittels KWK klimaschonend Wärme und Strom zu erzeugen.
Lokale Wirtschaft
Im Jahr 2021 entfielen 16 Prozent des gesamten deutschen Endenergieverbrauchs auf den Sektor Gewerbe/Handel/Dienstleistungen (GHD). Ungefähr die Hälfte der dort verbrauchten Energie wurde durch den Einsatz fossiler Brennstoffe gedeckt. Dieser Sektor spielt eine entscheidende Rolle bei der Einführung, dem Handel und der Instandhaltung von Technologien, die für die Sektorenkopplung unerlässlich sind. Zusätzlich sind GHD essenziell, um die Technologien der Sektorenkopplung zu implementieren und zu warten. Demnach kann der Sektor als wichtiger umsetzender Akteur der Sektorenkopplung betrachtet werden. Die Sanierung auf CO₂ sparende Heizungssysteme in Privathäusern (GEG 2023) und der Umbau der Infrastruktur erfordert fachliches Wissen und Arbeitskräfte.
Industrieunternehmen sind im Rahmen der Implementierung der Sektorenkopplung auf kommunaler Ebene entscheidende Akteure. Zum einen haben sie einen sehr hohen Energiebedarf, den es klimaneutral zu decken gilt. Zum anderen kann ein Großteil der bisher ungenutzten Abwärme der Industrieprozesse für die Einspeisung in Wärmenetze oder mittels KWK genutzt werden. Darüber hinaus ist es möglich, energieintensive Industrieprozesse (wie die Stahlproduktion) mithilfe von grünem Wasserstoff zu dekarbonisieren. Auch andere Power-to-heat Anlagen wie Wärmepumpen oder Elektroheizkessel spielen eine Rolle bei der Transformation der Industrie.
Der Wohnungswirtschaft kommt bei der Transformation zu einem klimaneutralen Gebäudebestand eine zentrale Rolle zu. Sie ist zuständig für die energetische Sanierung von Bestandsgebäuden und die Implementierung von CO₂-neutralen Technologien (erneuerbaren Energiequellen) wie Wärmepumpen und Fernwärme. Darüber hinaus gilt es, diese auch bei der Planung von Neubau zu integrieren, Neubauten energieeffizient zu planen und Quartierskonzepte zu erstellen, die beispielsweise e-Mobilität integrieren.
Finanzierung
Ein Akteur im Bereich der Finanzierung von Projekten der kommunalen Sektorenkopplung sind Bürgerenergiegenossenschaften. Diese bieten Bürger*innen die Möglichkeit, sich an der Energiewende zu beteiligen. Mit dem per Genossenschaftsanteilen eingebrachten Kapital können gemeinschaftliche Projekte wie Car-Sharing, Wärmenetze oder Phaotovoltaikanlagen privat finanziert werden. Darüber hinaus arbeiten sie in der Regel eng mit lokalen Akteuren wie Kommunen und Stadtwerken zusammen.
Regionale Banken sind ein wichtiger Akteur für die finanzielle Umsetzung von Projekten der Energiewende. Sie haben die Möglichkeit, einzelne Büger*innen, Energiegenossenschaften sowie Stadtwerke zu unterstützen oder sich selbst an Projekten und Genossenschaften zu beteiligen. Darüber hinaus können sie als Finanzierungspartner für Infrastrukturprojekte wie bspw. Fernwärmenetze auftreten.
Zudem existieren verschiedene Förderprogramme auf Landes- und Bundesebene, die Bürger*innen, Unternehmen und Kommunen bei der Finanzierung von Projekten der kommunalen Sektorenkopplung unterstützen.
Beratung und Planung
Energie- oder auch Klimaagenturen sind privat, staatlich oder halbstaatlich organisiert. Häufig sind Kommunen als Gesellschafter vertreten. Dies bedeutet, dass sie Einfluss und Mitspracherecht auf deren Aktivitäten haben. Darüber hinaus arbeiten auch örtliche Energieunternehmen und Stadtwerke als bedeutende Partner mit ihnen zusammen. Das Aufgabenfeld der Agenturen reicht von der Bereitstellung von Informationen, über Energieberatung bis hin zur technischen Assistenz von Projekten und dem Umsetzen von Pilotprojekten.
Energieeffizienzberater*innen sind qualifizierte Fachkräfte, die auf der "Energieeffizienz-Expertenliste für Förderprogramme des Bundes" verzeichnet sind. Sie bieten individuelle und fachkompetente Beratungsdienstleistungen für Bauherr*innen, Immobilienbesitzer*innen und Unternehmen an. Diese Berater*innen unterstützen bei energieeffizienten Bauprojekten, energetischen Sanierungen und Modernisierungsmaßnahmen, angefangen von der detaillierten Planung bis zur Abnahme. Ihre Aufgabe besteht darin, Energieeinsparpotenziale in Gebäuden zu identifizieren und sicherzustellen, dass die umfangreichen bautechnischen Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes erfüllt werden. Sie sind ein relevanter Akteur bezüglich der Integration von Technologien wie Wärmepumpen und Fernwärme. Darüber hinaus bilden sie die Schnittstelle zu den Bürger*innen.
Branchenverbände können mit Informationsveranstaltungen vor Ort oder online dazu beitragen, Bürger*innen, Stadtverwaltungen oder kommunale Unternehmen über technologische Möglichkeiten aufzuklären und Missverständnissen entgegenzuwirken. Darüber hinaus können sie auch bei der Entwicklung von Projektideen und der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten behilflich sein. Sie fördern den Austausch von Erfahrungen und bewährten Praktiken, was die Netzwerkbildung unter den verschiedenen Akteuren fördert.
Dienstleister
Ein weiterer Akteur im Bereich der Sektorenkopplung sind Planungsbüros, die mit Ihrer Expertise über die Regularien, Prozesse, Verfahren und Methoden die Umsetzung von lokalen Energieprojekten durchführen oder begleiten. Dies ist vor allem in Hinblick auf den hohen Planungsaufwand von Bedeutung.
Ebenso wesentlich sind Contracting-Unternehmen, die nicht nur umfassende Dienstleistungen für die Umsetzung von Projekten bereitstellen, sondern oft auch die Finanzierung dieser Maßnahmen übernehmen. Sie tragen das finanzielle Risiko und ermöglichen es Kommunen, ohne erhebliche Vorabinvestitionen die Energieprojekte umzusetzen. Darüber hinaus können sie den langfristigen Betrieb und die Wartung der installierten Anlagen übernehmen.
Öffentlichkeit und lokale Gesellschaft
Durch ihre Berichterstattung können lokale Medien die Sensibilisierung der Bürger*innen für die Vorteile und Chancen der Energiewende fördern. Sie tragen dazu bei, das Bewusstsein für den Klimawandel und die Notwendigkeit der Reduzierung von CO₂-Emissionen zu schärfen. Darüber hinaus informieren sie über Anreize, Förderprogramme und lokale Initiativen zur Energieeffizienz und erneuerbaren Energien, was Bürger*innen ermutigt, aktiv an der Energiewende teilzunehmen. Des Weiteren können lokale Medien die Transparenz bei der Umsetzung von Energiewendeprojekten fördern.
Bürger*innen haben durch ihr wirtschaftliches Vermögen, ihr Umweltbewusstsein und ihren politischen Einfluss Auswirkungen auf die Energiewende. Durch ihre Entscheidungen wie beispielsweise den Einbau einer Wärmepumpe oder den Kauf eines Elektroautos können sie technologische Optionen der Sektorenkopplung implementieren. Der Kauf hat wiederum ökonomische Auswirkungen auf die regionale Wertschöpfungskette, was die Technologien etabliert.
Verbände und Institutionen wie lokale Sport- und Kulturvereine verfügen über Liegenschaften, welche eine bedeutende Rolle im örtlichen Energiesystem spielen können. So haben Sportstätten und Schwimmbäder vergleichsweise hohe Energiebadarfe, während ihre Dachflächen häufig gut für Solarenergie geeignet sind.
Weitere Informationen rund um das Thema Sektorenkopplung und Praxisbeispiele:
Akteure der Kommune
Akteure der Energieinfrastruktur
- Elektromobilität im ÖPNV
- Praxisbeispiel der Elektrifizierung des ÖPNV in Dresden
- Energetisches Potenzial kommunaler Abwässer
- Praxisbeispiel Energiegewinnung aus Abwasser
Wirtschaft
- Praxisbeispiele Gewerbeobjekte und Industrieanlagen mit Wärmepumpe
- Studie zur Dekarbonisierung von Industrie
- Praxisbeispiele für klimaneutrale Quartiere
Beratung und Planung
Dienstleister
Finanzierung
- Broschüre des Verband kommunaler Unternehmen e.V. über Bürgerbeteiligung
- Informationen über Energiegenossenschaften
- Praxisbeispiele für Energiegenossenschaften
- Übersicht über verschiedene Förderprogramme für Kommunen
Allgemeine Empfehlungen
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