"Es ist für mich die größte Motivation, selbst zu gestalten."
Frau Hanel, Sie arbeiten bei der StiegeWind GmbH und sind dort Geschäftsführerin. Der Fokus des Unternehmens liegt in herstellerunabhängigen Service-Leistungen rund um Windenergieanlagen. Wollten Sie schon immer im Bereich Windenergie arbeiten und Teil der Energiewende sein?
Seit der Schulzeit habe ich ein großes Interesse an Umweltthemen und nachhaltigem Leben. Gleichzeitig war es mir wichtig, in einer „gefühlten“ Männerdomäne einen Beruf zu ergreifen. Beides konnte ich im Ingenieursstudium der Umwelttechnik vereinen. Im und nach dem Studium hat mich mein Weg nicht sofort in die Windenergie geführt. Über verschiedene Stationen (Stiftung Warentest, Bau- und Projektleitung im Anlagenbau), bin ich in der Windenergie gelandet. Das war für mich tatsächlich eine Berufung, da ich somit die Energiewende aktiv selbst mitgestalten kann. Ich bin seit nunmehr fast 18 Jahren im Bereich Windenergie/ Erneuerbare Energien - davon bereits viele Jahre in Führungspositionen - tätig.
Die Windenergie steht derzeit vor vielen Herausforderungen, z. B. die auslaufenden Förderungen von Windenergieanlagen durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz im Jahr 2021 und trotzdem bleibt das Thema Wind essenziell für die Energiewende. Was begeistert Sie derzeit am meisten in ihrem Beruf?
Unabhängig von den politischen Rahmenbedingungen - die ohne Frage mehr als herausfordernd sind - ist es für mich die größte Motivation, selbst zu gestalten und etwas voranzubringen. Gleichzeitig bin ich eine absolute Teamplayerin, deshalb schätze ich einerseits die Zusammenarbeit mit meinen Mitarbeiter*innen, genauso wie die wichtigen und spannenden Perspektiven, die sich in der Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen ergeben.
Wo sehen Sie die Erneuerbaren Energien im Jahr 2030? Und wo verorten Sie die Windenergie in diesem Kontext?
Aus meiner Sicht sind die Erneuerbaren Energien, und das ist im Grunde allen klar, alternativlos. Bereits jetzt werden in Deutschland 46 Prozent des Stroms aus regenerativen Quellen gewonnen. Das ist doch unglaublich! Jetzt gilt es, diese Erfolgsgeschichte dynamisch auf die Bereiche Wärme, Mobilität und Industrie umzusetzen und dafür noch bestehende gesetzliche und sonstige Hürden, z. B. fehlender Netzausbau etc., schnellstmöglich zu beseitigen.
Die Windenergie selbst ist dieses Jahr zum ersten Mal der wichtigste Energieträger Deutschlands! Trotz stark sinkender Ausbauzahlen, wird sich dieser Trend fortsetzen und Windenergie auch in 2030, also in 10 Jahren, genau wie heute, der wichtigste Energieträger sein.
Gleichwohl setze ich parallel auf die deutsche und weltweite Erfindungskraft, gerade bei jungen Menschen und jungen Unternehmen! Wer weiß, vielleicht haben wir bereits in 10 Jahren eine weitere Möglichkeit der klimaneutralen Energieerzeugung im großen Stil gefunden. Ich halte das durch die heutigen digitalen Möglichkeiten nicht nur für ein wünschenswertes, sondern durchaus auch realistisches Szenario!
Seit vielen Monaten gehen auch in Deutschland Schüler*innen jeden Freitag unter dem Motto „Fridays for Future“ auf die Straße. Was würden Sie den Demonstrant*innen gerne sagen?
Ich bin ein Fan von Fridays for Future, und ich habe allergrößten Respekt vor dem, was diese Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Ihrem Durchhaltevermögen und den inhaltlichen Diskussionen erreicht haben! Dazu gehören für mich zum Beispiel auch die nie für möglich gehaltenen Wahlergebnisse für grüne Parteien in Europa. Ich nehme bei mir selbst und anderen durch die quasi permanente Medienpräsenz mehr Klarheit und ein entschiedeneres Handeln im Sinne des Klimaschutzes wahr. Um nicht nur die bereits vorher in dieser Richtung sensibilisierten Menschen anzusprechen, möchte ich den Demonstrat*innen Folgendes mitgeben: Weiter so, ihr bewegt etwas! Und – sucht Euch weitere, auch prominente, Unterstützer!
Welche Persönlichkeiten/ Menschen haben Sie inspiriert – inspirieren Sie?
Mich inspirieren Persönlichkeiten, die ihre Visionen umsetzen! Ganz persönlich Inspirieren mich Persönlichkeiten wie Janina Kugel, die noch amtierende Personalvorständin von Siemens. Neben ihrer Vorbildfunktion als Role Model finde ich ihre Vorträge zu Diversität, neuem Arbeiten etc. und das, was sie bewirken konnte, ausgesprochen inspirierend. Ansonsten gab und gibt es eine Vielzahl von Menschen, die mich inspiriert haben. Ohne diese unzähligen Impulse in meinem Leben wäre ich heute nicht da, wo ich bin.
Welches Medienformat bevorzugen Sie, wenn Sie sich zu Themen der Erneuerbaren Energien, Sektorenkopplung und Wasserstoff auf dem Laufenden halten wollen?
Tatsächlich bin ich seit geraumer Zeit begeistert von Twitter! Twitter ist für mich ein hervorragendes Format, um aktuelle Informationen in aller Kürze mitzubekommen, und bei Bedarf auch weiter in die Tiefe zu gehen. Ansonsten beziehe ich meine Informationen vorwiegend digital, da ich viel unterwegs bin, und es da einfach praktischer ist, online zu lesen, auch wenn ich eigentlich lieber Zeitschriften zur Hand nehme.
Elke Hanel ist zudem Vorständin der wind 7 AG sowie Vizepräsidentin von Women of Wind Energy Deutschland e.V., ein Netzwerk, dass sich zum Ziel gesetzt hat den Anteil von Frauen in Fach- und Führungspositionen in der Erneuerbaren Branche zu erhöhen.
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