Ausbaudeckel auf Onshore-Wind bringt Stellenstreichungen
Die Ankündigung des deutschen Windenergieanlagenherstellers Enercon im August 2018, Verträge mit mehreren Zulieferern zu kündigen, wird mehr als 800 Jobs kosten. Das Handelsblatt berichtet über die Gründe des Unternehmens: „Damit reagiere man auf die nationalen Marktveränderungen. Aufgrund von mangelnden Aufträgen auf dem Heimatmarkt müsse man bestehende Verträge mit Zulieferern reduzieren.“ Das Medium schaut zurück, wie viele Stellen in den vergangenen anderthalb Jahren in der Windbranche gestrichen wurden. Als Grund für die Entwicklung macht es den Preisverfall für Windstrom seit Einführung des Ausschreibungsverfahrens für die Entwicklung verantwortlich. „Das Ausschreibungsverfahren erhöht den Preisdruck, während sich Investoren wegen politischer Unwägbarkeiten zurückhalten.“ Auch AEE-Geschäftsführer Philipp Vohrer wird zitiert. Er warnt, kämen die im Koalitionsvertrag angekündigten Sonderausschreibungen nicht, könnte das fatale Folgen für die deutsche Windbranche haben. Mittlerweile hingen immerhin über 143.000 Jobs an dem grünen Industriezweig. Die Windenergiebranche sei heute tief im deutschen Mittelstand verwurzelt.
Ein Kommentar im Fachmagazin „Energie und Management“ sieht den Grund für Jobverluste in der deutschen Windbranche ebenfalls in der „schlecht gemachten“ Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) aus dem Sommer 2016, die der damalige Bundeswirtschaftsminister Gabriel (SPD) und sein Energie-Staatssekretär Rainer Baake zu verantworten hatten. „Mit der EEG-Reform bevorzugte das Duo künstlich geschaffene Bürgerenergiegesellschaften bei den Ausschreibungsrunden für Windenergieanlagen in unverantwortlichem Maße. Dass die Gruppierungen mit ihren Privilegien im vergangenen Jahr fast alle Zuschläge bei den Auktionen gewonnen hatten, bekommt die Windbranche zu spüren: Ob und wann die Projekte dieser Bürgergesellschaften gebaut werden, steht in den Sternen.“
Zusätzlich leide die Branche am politisch gesetzten Ausbaudeckel, der den Zubau von Windrädern an Land pro Jahr auf 2.800 Megawatt beschränkt. Die im Koalitionsvertrag angekündigte Abmilderung in Form von Sonderausschreibungen ließe indes auf sich warten. Dabei wären diese Zusatzmengen aus Sicht des Fachmagazins notwendig, um Windturbinenhersteller, Zulieferer oder auch Projektierer eine Verlässlichkeit bei den Planungen für die nächsten Jahre zu signalisieren. Der Bericht warnt davor, dass es der deutschen Windenergieindustrie so ergehen könnten, wie einst der heimischen Solarbranche: Diese sei inzwischen nur noch in Überresten in Deutschland vorhanden.
Dieser Artikel wurde im Renews, dem Newsletter der Agentur für Erneuerbare Energien, veröffentlicht.
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