Biokraftstoffe: Iluc beschäftigt Wissenschaft und Politik

In der politischen Debatte um die Zukunft von Biokraftstoffen bleibt die Flächenkonkurrenz ein beherrschendes Thema. Die indirekten Landnutzungsänderungen (iluc) sind weiterhin Dreh- und Angelpunkt der Debatte, wenn es um Potenziale und politische Zielvorgaben für den Sprit vom Acker geht. In Brüssel steht mit der Neufassung der Erneuerbaren Energien Richtlinie (RED II) neben Weichenstellungen für den Strommarkt auch die Frage künftiger EU-Vorgaben für den Verkehrssektor an. Derzeit ist der Anteil von Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse am EU-Kraftstoffmix auf 7% begrenzt. Diese Obergrenze ist eine politische, auf die man sich in Brüssel als Reaktion auf die iluc-Debatte einigte. Doch nun legt die Kommission nach und will den Anteil konventioneller Biokraftstoffe ab 2020 schrittweise bis 2030 auf nur noch 3,8 Prozent begrenzen, wie Dr. Hartmut Kahl kürzlich in seiner online verfügbaren Präsentation beim Dialogforum Brennpunkte Biokraftstoffe der AEE darlegte. Diese neuerlichen Pläne lassen die Iluc-Diskussion neu aufleben. Welch unterschiedliche Positionen in der Wissenschaft bestehen, stellten die Umweltbriefe anlässlich der AEE-Veranstaltung dar. So beharrte Agrarökonom Prof. Harald Grethe von der Berliner Humboldt-Universität auf dem Stellenwert von iluc. Er sprach sich allerdings dagegen aus, eine „konkrete Zahl“ für iluc-Faktoren zu nennen und befürwortete einen Korridor, der eine mögliche Verteilung von Werten abbildet. Öko-Bilanzierer Prof. Matthias Finkbeiner von der TU Berlin warnte hingegen davor, dass die eigentlichen Verursacher von Landnutzungsänderungen – „die die Säge auspacken oder das Feuerzeug anlegen“ – letztendlich durch das iluc-Konzept freigesprochen würden.

Zu mehr Distanz gegenüber dem iluc Konzept rät auch Francis X. Johnson vom Stockholmer Umweltinstitut. Er warf der EU-Kommission kürzlich im Online-Medium Euractiv vor, Erdöl gegenüber Biokraftstoffen den Vorzug zu geben und warnte vor einem gefühlsgesteuerten Politikstil. Die negativen Konnotationen der Nutzung von Anbaubiomasse für Biokraftstoffe schienen ausreichend, Kommission und EU-Parlament von einem umfassenderen, erkenntnisbasierten Ansatz abzuschrecken, kritisiert er.

Dieser Artikel wurde im Renews, dem Newsletter der Agentur für Erneuerbare Energien, veröffentlicht.


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