Klimakonsens und Wärmewende: Ravensburg meistert die Herausforderungen zwischen Denkmalschutz und Zukunftstechnologien

Berlin, 29. Oktober 2020 – In diesem Jahr sind in Ravensburg zwei wichtige Klimaschutz- und Energiewende-Maßnahmen begonnen worden: Der Ausbau des Nahwärmenetzes in der Altstadt und ein Klimakonsens mit einem weitreichenden Maßnahmenplan durch Beteiligung verschiedener Akteur*innen. „Die Stadt Ravensburg zeigt, wie wichtig es für die Umsetzung von Erneuerbare-Energien-Projekten ist, viele Menschen an den Tisch zu holen um gemeinsam ins Gespräch zu kommen“, sagt Dr. Robert Brandt, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien e.V. (AEE).

Im November 2019 hat sich im baden-württembergischen Ravensburg eine Klimakommission konstituiert. Der Gemeinderat ermächtigte die temporäre Kommission, bestehend aus zentralen Akteur*innen der Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Verbänden, NGOs und der Bürgerschaft, einen Klimakonsens auszuarbeiten und dem Gemeinderat als Beschlussvorlage vorzulegen. Im Gespräch erklärt Dirk Bastin, Bürgermeister und Leiter der Bau- und Umweltverwaltung: „In dieser 35-köpfigen Klimakommission konnten die vielfältigen und teils konträren Sichtweisen aufgenommen werden – mit dem Ziel, eine gemeinsame und somit tragfähige Lösung für den Klimaschutz zu finden.“ Nach vier Sitzungen in sieben Monaten lag im Juni 2020 der Ergebnisbericht vor, welcher im darauffolgenden Monat vom Gemeinderat beschlossen wurde. Neben zahlreichen Maßnahmen wie der Planung einer Solaroffensive, verstärkten Bildungs- und Beratungsangeboten im Klimaschutz sowie der Einrichtung eines kommunalen Klimafonds, wurde auch das Ziel der Klimaneutralität bis 2040 für die Stadt festgelegt.

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Die Wärmewende in der Altstadt voranbringen

Als ein wichtiges Ziel hat die Ravensburger Klimakommission den Ausbau von Wärmenetzen und die zeitgleiche Steigerung der erneuerbaren Wärmeerzeugung festgelegt. Der Startschuss für ein ambitioniertes Projekt ist bereits gefallen: Ein erheblicher Teil der Ravensburger Innenstadt soll mit erneuerbarer Wärme versorgt werden, sodass möglichst viele öffentliche Liegenschaften und Häuser an ein bis zum Jahr 2035 dekarbonisiertes Wärmenetz angeschlossen sind. Mit der leitungsgebundenen Wärmeversorgung soll der Konflikt zwischen Denkmalschutz und effizienter, erneuerbarer Energieversorgung in der Altstadt gelöst werden. „In der Regel steht weder ausreichend Platz für zusätzliche Anlagentechnik zur Verfügung noch gestattet die Lage und das Erscheinungsbild in der Altstadt auffallende technische Aufbauten – ein Konflikt, der sich ohne einen Strategiewechsel in Richtung Wärmenetze nicht auflösen lässt“, sagt Bürgermeister Bastin. Die Wärme für das Netz wird durch Blockheizkraftwerke mit Holzhackschnitzeln und Biogas zur Verfügung gestellt. Langfristig sollen auch auf Tiefengeothermie, solarthermische Großanlagen und Power-to-Heat-Lösungen gesetzt werden. Trotz Verzicht auf den Anschluss- und Benutzungszwang, haben sich im ersten Bauabschnitt des Netzes nahezu alle Gebäude an das neue Netz anschließen lassen.

Mit Kooperation zur nachhaltigen Mobilität

Ravensburg hat als Teil des Gemeindeverbunds Mittleres Schussental bereits im Jahr 2012 eine Erklärung mit Bekenntnis zum CO2-neutralen Schussental unterzeichnet. Diese gemeinsame Erklärung wurde 2017 in einem Klimaleitbild bis 2050 fortgeschrieben. Ziele sind unter anderem die Erhöhung des Anteils von erneuerbarem Strom und Wärme auf mindestens 80 Prozent und die Förderung der umweltschonenden Mobilität im Schussental.

Besonders die Reduktion von Treibhausgasemissionen im Verkehr wird zukünftig eine große Herausforderung sein. „In einer ländlichen Region wie dem Mittleren Schussental spielt der motorisierte Individualverkehr noch eine zentrale Rolle. Neben der konsequenten Durchführung einer erneuerbaren Mobilitätswende, ist die Attraktivitätserhöhung von effizienteren Mobilitätsformen unerlässlich“, so Bastin. Um das zu erreichen, arbeiten die Stadt und der Gemeindeverbund mit den Verkehrs- und Versorgungsbetrieben sowie der Energieagentur Ravensburg zusammen. Gemeinsam wird der Ausbau eines öffentlichen Pedelec-Verleihsystems sowie der Ausbau von Ladeinfrastruktur für E-Autos vorangetrieben.

Ein ausführliches Interview mit Bürgermeister Dirk Bastin zu der Energie-Kommune des Monats Ravensburg finden Sie hier: https://www.unendlich-viel-energie.de/energie-kommune-ravensburg.

DBU_Logo_web_72dpiFoto: Technische Werke Schussental

Pressekontakt:

Agentur für Erneuerbare Energien e.V.
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