Neue Studie zeigt: Die globale Erderhitzung im 20. Jahrhundert ist beispiellos
Zwei neue Studien der Universität Bern belegen, dass die Schwankungen im Klima nicht natürlich erklärbar sind. Demnach liegt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit die wärmste Phase der vergangenen 2.000 Jahre im 20. Jahrhundert. Das nimmt Leugner*innen des Klimawandels ihr beliebtestes Argument.
Die Datensätze, die für die Rekonstruktion der globalen Temperatur über die letzten 2.000 Jahre verwendet wurden. Quelle: NASA; Bearbeitung: Raphael Neukom
Gebetsmühlenartig wiederholen Klimawandel-Leugner*innen: Temperaturschwankungen gab es schon immer. Das Klima wandele sich, aber das Phänomen und der Grund der Erhitzung seien nicht menschengemacht. So in etwa klingt das auch, wenn Alexander Gauland, Vorsitzender der AfD, in Interviews auf die Klimakrise angesprochen wird. Das Ziel dieser Argumentation ist klar: Alle anderen sind in eine Klima-Hysterie verfallen – Grund zum (politischen) Handeln gibt es nicht. Das ist grundsätzlich falsch, wie der internationale Stand der Forschung seit Jahrzehnten belegt. Wie gerufen kommt da eine neue Studie aus der Schweiz. Am Tag der Veröffentlichung titelt SPIEGEL ONLINE: „Schweizer Forscher entkräften Argument von Klimawandel-Leugnern“.
Die neue Studie „No evidence for globally coherent warm and cold periods over the pre-industrial Common“ einer internationalen Gruppe um Raphael Neukom vom Oeschger-Zentrum für Klimaforschung an der Universität Bern zeigt: Das Klima erwärmt sich so schnell wie nie in den letzten 2.000 Jahren – und im Unterschied zu vorindustriellen Klimaschwankungen erfolgt die gegenwärtige, vom Menschen verursachte Klimaerwärmung auf der ganzen Welt gleichzeitig. Die Studie wurde am 24. Juli im renommierten Wissenschaftsmagazin Nature veröffentlicht. Günter Marks fasst für tagesschau.de zusammen, dass es einen erheblichen Unterschied zwischen den früheren Kalt- und Warmzeiten sowie der derzeitigen Klimaerwärmung gäbe. In früheren Zeiten seien die Klimaschwankungen vor allem regional und zu unterschiedlichen Zeiten aufgetreten. Zurzeit würden die Temperaturen überall auf der Welt und gleichzeitig steigen. „Zwar war es während der Kleinen Eiszeit auf der ganzen Welt generell kälter“, erklärt Studienautor Raphael Neukom, „aber nicht überall gleichzeitig.“
Baumringe, Eisbohrkerne, Seesedimente und Korallen geben Aufschluss
„Das ist eine wichtige Studie, die eins der gängigsten Argumente der Klimawandel-Skeptiker widerlegt – nämlich, dass es Klimawandel immer gegeben habe und dass er eine ganz natürliche Erscheinung sei. Das stimmt nicht: Die heutige Art von Klimawandel, der überall auf der Welt auftritt und dabei sich noch rasend schnell entwickelt, den gab es eben nicht in den vergangenen 2.000 Jahren“, zitiert der WDR seinen Wissenschaftsredakteur Lorenz Beckhardt. Außerhalb des jüngsten rapiden Temperaturanstiegs entwickelten sich Warm- oder Kaltzeiten in den vergangenen zwei Jahrtausenden nie auf der ganzen Welt gleichzeitig. Ganz anderes sehen die Ergebnisse für die jüngste Vergangenheit aus. Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit liegt die wärmste Phase der vergangenen 2.000 Jahre im 20. Jahrhundert – und zwar auf über 98 Prozent der Erdoberfläche.
Für ihre Untersuchung von fünf vorindustriellen Klimaepochen griffen die Forschenden auf eine Datenbank des internationalen Forschungskonsortiums PAGES zurück, die einen umfassenden Überblick von Klimadaten der vergangen 2.000 Jahre bietet. Dazu zählen neben Baumringen auch Eisbohrkerne, Seesedimente und Korallen. Anhand dieser Proxydaten lassen sich Durchschnittstemperaturen auch lange vor Beginn der Wetteraufzeichnungen bestimmen. So ergibt sich ein Bild des vergangenen Klimas bis zum Ende des 20. Jahrhunderts, erklärt Linda Fischer in ihrem Beitrag für ZEIT ONLINE.
Für die Debatte mit Klimawandel-Leugner*innen wird aber auch diese Studie vermutlich nicht helfen. Denn würden wissenschaftliche Fakten in diesen Kreisen gehört, ernst genommen und verstanden, müssten wir nicht öffentlich darüber diskutieren, dass es die Erderhitzung gibt – und sie von Menschen gemacht ist.
Dieser Artikel wurde im Renews, dem Newsletter der Agentur für Erneuerbare Energien, veröffentlicht.
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Ilka Müller
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