Globale Perspektiven für Erneuerbare schaffen

Berlin, 17. Juni 2019 - Rebecca Freitag, UN-Jugenddelegierte für Nachhaltige Entwicklung, spricht im Interview mit der Agentur für Erneuerbare Energien über ihr Engagement für junge Menschen und die Notwendigkeit, die Energiewende im globalen Süden voranzutreiben.

Rebecca_Freitag_72dpiFrau Freitag, Sie studieren im Masterstudiengang Integrated Natural Resource Management und sind seit 2017 UN-Jugenddelegierte für Nachhaltige Entwicklung.  Wollten Sie schon immer in Bereich der Nachhaltigkeit einen Beruf ergreifen?

Ich wollte schon immer mit meinem Beruf etwas gesellschaftlich verändern. Deswegen habe ich mich im Bachelorstudium zunächst für Politik- und Verwaltungswissenschaft entschieden, wo ich ziemlich schnell meinen Schwerpunkt auf Umwelt- und Klimapolitik setzte. Je mehr ich mich mit dem Thema auseinandersetzte, desto bewusster wurde mir der dringende Handlungsbedarf. Heute ist für mich klar: Das Engagement in diesem Bereich wird in den kommenden Jahren so notwendig und wirkungsvoll sein, wie nie zuvor.

Als UN-Jugenddelegierte für Nachhaltige Entwicklung sind Sie Teil der Delegation der Bundesregierung. Wie würden Sie Ihre Rolle hier beschreiben?

Meine besondere Rolle spiegelt sich schon in den Trägern des Programmes wider: Das ist zum einen der deutsche Bundesjugendring sowie das Bundesumweltministerium.

Als eine von zwei deutschen UN-Jugenddelegierten für Nachhaltige Entwicklung kann ich als offizielles Delegationsmitglied die Jugendbotschaften in die Delegation tragen, habe Zugang zu den wichtigen Verhandlungen und kann leichter Kontakte zu Diplomat*innen, Politiker*innen und UN-Mitarbeitenden herstellen. Gleichzeitig bin ich aber nicht an die Position der Bundesregierung gebunden, sondern spreche und agiere für uns junge Menschen. Auch in unserem Auftreten unterscheiden wir uns von den meisten UN-Diplomat*innen. Wir nutzen zum Beispiel eine drastischere Wortwahl oder kreative Protestformen wie mein Plastikkleid auf der UN Umweltversammlung, um auf uns wichtige Themen aufmerksam zu machen.

Wie soll es nach Ihrem Engagement bei der UN weitergehen?

Das wüsste ich auch gerne, grinst (Anm. d. Red.). Erstmal werde ich meine Masterarbeit über eine CO2-Steuer fertig stellen.
Dann werde ich mich auch beruflich weiterhin für die SDG-Umsetzung (Anm.d.Red.: Sustainable Development Goals der UN) einsetzen. Nur bin ich mir noch nicht sicher, an welcher Stelle ich mich mit meinem gewonnen Wissen, meinen Erfahrungen und dem Netzwerk am wirkungsvollsten einsetzen werde.

Was sind Ihrer Meinung nach gerade die drängendsten drei Fragen, die sich hinsichtlich stärkerer Nachhaltigkeit und Erneuerbarer Energien stellen?

Wann werden endlich Umweltschäden eingepreist/internalisiert?
Wie zeigen wir den Politiker*innen deutlicher, dass die Transformation notwendig und gewollt ist?
Welche alternativen Indikatoren nutzen wir außer dem BIP, um den Wohlstand zu messen?

Wo sehen Sie die Erneuerbaren Energien im Jahr 2030?

Mit meiner momentanen globalen Perspektive hoffe ich, dass die Erneuerbaren Energien im Jahr 2030 nicht nur in Europa, sondern auch im globalen Süden die fossilen Energien ersetzt haben. Hier sterben immer noch Millionen Menschen jährlich an Atemwegserkrankungen auf Grund von offenen Holz(kohle)-Herden. 2,5 Milliarden Menschen haben nicht mal ausreichend Energie zum Kochen, Kühlen oder Heizen.

Seit vielen Wochen gehen auch in Deutschland Schüler jeden Freitag unter dem Motto „Fridays for Future“ auf die Straße. Was würden Sie den jungen Menschen gern sagen?

Bitte nicht aufhören, bis wir eine angemessene politische Antwort erhalten!
Und unterschreibt und teilt diese globale Petition an die Regierungschef*innen der Welt, beim Klimagipfel in New York #AllinforClimateAction zu gehen: change.org/allinforclimateaction-DE

Welche Persönlichkeiten/ Menschen haben Sie inspiriert – inspirieren Sie?

Klimaaktivist*innen aus dem globalen Süden (https://utopia.de/fridays-for-future-in-kenia-eine-aktivistin-berichtet-138852/), meine kleine Schwester, Amina Mohammed (die stellv. UN Generalsekretärin) und Pippi Langstrumpf.

Welches Medienformat bevorzugen Sie, wenn Sie sich zu Themen der Nachhaltigkeit/ Erneuerbare Energien auf dem Laufenden halten wollen?

Grundsätzlich erhalte ich viele Informationen auf Twitter; z.B. von The Guardian, The BEAM Magazin, oder dem Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE).

Fotos: ©Kristoffer Schwetje Photography

Dieser Artikel wurde im Renews, dem Newsletter der Agentur für Erneuerbare Energien, veröffentlicht.

Pressekontakt
Anika Schwalbe
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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