Cochem-Zell
März 2009
Der Landkreis Cochem-Zell, produziert schon heute mehr Strom aus Erneuerbaren Energien, als die rund 65.000 Einwohner verbrauchen. Langfristig soll im Landschaftsdreieck Eifel – Mosel – Hunsrück, sogar soviel CO2 eingespart werden, wie an anderer Stelle ausgestoßen wird.
Kulturlandschaften und Erneuerbare-Energien-Anlagen im Einklang
„Die Erneuerbaren Energien sind ein unverzichtbarer Faktor auf dem Weg zum Null-Emissions-Landkreis Cochem-Zell“, betont Manfred Schnur, Landrat in Cochem-Zell. Die Landschaft ist geprägt durch die Forst- und Landwirtschaft, insbesondere durch die bekannten Steilhänge an der Mosel, die größtenteils für den Weinanbau genutzt werden. Diese einmalige Kulturlandschaft in Rheinland-Pfalz ist Anziehungspunkt von Millionen Touristen, die gleichzeitig die Haupterwerbsgrundlage für die Region darstellt. Erneuerbare-Energien-Anlagen und der Tourismus sind für die Bewohner kein Widerspruch. Im Gegenteil: Die Nutzung der umweltfreundlichen Technologien passt besonders gut zur ländlichen Urlaubsregion.
Entwicklung zum Null-Emissions-Landkreis
Einstimmig hat der Kreistag in einer Sitzung das Ziel erklärt: Cochem-Zell wird „Null-Emissionslandkreis“. Da nicht alle Emissionen dort eingespart werden können wo sie entstehen, beispielsweise beim Verkehr, soll die verstärkte Nutzung von Erneuerbaren Energien und Energieeffizienz eine rechnerische Null bei den CO2-Emissionen in der Region erzielen. Bis zum Jahr 2020 sollen bis zu 50 Prozent der CO2-Emissionen ausgeglichen und langfristig der vollständige Ausstoß kompensiert werden. Grundlage für den „Null-Emissions-Landkreis“ ist das Konzept des Instituts für angewandtes Stromstoffmanagement am Umwelt-Campus Birkenfeld. Besonderes Augenmerk kommt der CO2-neutralen Tourismusregion Cochem-Zell zu. Die klimafreundliche und nachhaltige Tourismusinfrastruktur steigert die Standortattraktivität und hebt sich von anderen Urlaubsregionen positiv ab. Schon jetzt werden jährlich etwa 13.000 Tonnen CO2-Emissionen dank der Erneuerbaren Energien eingespart.
Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien
Den größten Anteil an der Stromversorgung leistet die Wasserkraft der Mosel-Kraftwerke. Die drei Wasserkraftwerke erzeugen etwa 66 Prozent der insgesamt erzeugten Strommenge im Landkreis. Rund 33 Prozent der Stromerzeugung leisten Windkraftanlagen und Biomasseanlagen. Den restlichen Strom aus Erneuerbaren Energien liefert eine Vielzahl von Photovoltaikanlagen. Neben der Stromerzeugung nimmt die Wärmeerzeugung aus Erneuerbaren Energien im Landkreis weiter zu. Schon heute stammen 13 Prozent der Wärmeerzeugung aus Erneuerbaren Energien. Zur klimafreundlichen Wärmeerzeugung tragen Holzhackschnitzel- und Pelletsheizungen, Biogas-, Geothermie- und Solarthermieanlagen bei.
Starke Partner und Verbündete
In jeder Kommune gibt es Akteure, die für eine erfolgreiche Planung und Umsetzung von Projekten im Bereich der Erneuerbaren Energien besonders wichtig sind. Auch der Erfolg in Cochem-Zell fußt auf der Zusammenarbeit verschiedener Partner. Unabhängiger und fachlich kompetenter Ansprechpartner ist das Institut für angewandtes Stoffstrommanagement am Umwelt-Campus Birkenfeld. Der Landkreis tritt als Vermittler und Moderator zwischen den verschiedenen Akteuren auf. Unterstützt wurde die Initiative auch von den Vertretern des örtlichen Bauern- und Winzerverbandes, der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, der Forstämter, der Gemeinden, der Industrie- und Handelskammer, der örtlichen Banken und der Kreisverwaltung. Zusammen in einem Netzwerk, bestehend aus Wissenschaft, Forschung, Industrie und anderen Kommunen möchte man gemeinsam die Null-Emissions-Forschung und Implementierung von Null-Emissions-Projekten ankurbeln. Finanziell hat das Land Rheinland-Pfalz das Projekt „Regionale Wertschöpfung durch regionales Stoffstrommanagement im Landkreis Cochem-Zell“ unterstützt und somit einen verstärkten Einsatz von Erneuerbaren Energien vorangetrieben.
Cochem-Zell: Künftig offiziell Bioenergie-Region
Nicht nur von der Agentur für Erneuerbare Energien wird das Engagement des Landkreises gewürdigt. Jetzt ist es amtlich: Cochem-Zell ist Bioenergie-Region. Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat einen regionalen Wettbewerb ausgerufen und Cochem-Zell zu einer der 25 Bioenergie-Regionen in Deutschland erklärt. Ausschlagend für die Auszeichnung sind: die langfristige Strategie zur Null-Emissions-Region, die professionelle Erhebung der Bioenergiepotenziale, die Darstellung und Analyse der vorhandenen Wertschöpfungsketten und die Schaffung einer Koordinierungsstelle für alle Akteure. Innerhalb von drei Jahren werden die Gewinner-Regionen verschiedenste kommunikative Maßnahmen mit Hilfe der finanziellen Unterstützung umsetzen und damit auch Investitionsprojekte anstoßen.
Hohe Akzeptanz trotz anfänglicher Skepsis
Erneuerbare Energien sind für viele Menschen noch etwas Neues – sowohl in der praktischen Nutzung als auch im Landschaftsbild. Aus diesem Grund stoßen Erneuerbare-Energien Projekte teilweise noch auf Skepsis, so auch in Cochem-Zell. Proteste gab es gegen die Errichtung von Windkraftanlagen und Biogasanlagen. Nach ordnungsgemäßer Inbetriebnahme der Anlagen konnten am praktischen Beispiel aber alle Vorurteile und Bedenken aus der Welt geräumt werden. Der Landkreis beteiligt sich an Events wie den „Europäischen Biomassetagen“ und dem „Unser-Ener-Aktionstag“. „Unser Ener“ ist eine mobile Infothek, die interessierten Bürgern zur Verfügung steht. Außerdem organisiert der Landkreis Cochem-Zell Veranstaltungen wie Energiesparmessen und Seminare. Seit Juni 2006 bietet die Verbraucherzentrale im Landkreis kostenlos Energieberatungen und Seminare sowie Informationen über Förderprogramme für Modernisierungs- und Energiesparmaßnahmen an. Ferner wurden Workshops zur Realisierung von Projekten durchgeführt. Mittels des Engagements des Landkreises wurden die Cochem-Zeller immer mehr in das Thema Nutzung der Erneuerbaren Energie und Energieeffizienz integriert. Insgesamt sind die positiven Meinungen zu den Erneuerbaren Energien gestiegen, insbesondere da, wo praktische Erfahrungen mit den Technologien gemacht werden konnten.
Zukunftsprojekte mit den Erneuerbaren Energien
Die Region hat aber noch mehr Potenzial. Genauer gesagt: Biomasse- und Windpotenzial. Die Nutzung dieser Potenziale wird auch weiterhin die regionale Wertschöpfung steigern und kommt so Handwerk, Landwirtschaft, Handel und Tourismus vor Ort zu gute. Oder anders ausgedrückt: Das Geld bleibt in der Region. Für die Zukunft sind deshalb schon weitere Projekt geplant: Bei der Windkraft werden weitere Standorte genutzt. 24 Windkraftanlagen sind genehmigt und teilweise schon in Betrieb. Im Biomassebereich werden eine Strohheizungsanlage zur Wärmeversorgung errichtet und zwei Bioenergiedörfer entwickelt. Eine Machbarkeitsstudie untersucht die energetische und stoffliche Nutzung von holzartigen Grünabfällen und den Bioabfällen aus Haushalten und Unternehmen. Ein weiterer großer Schritt ist eine bessere Nutzung der Abwärme bei Biogasanlagen. Dadurch kann der Wirkungsgrad und somit die Wirtschaftlichkeit verbessert werden.
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