FAQ Bioenergie

Wird mit der Bioenergie das Brot teurer?

Brotpreise2Die Getreidepreise auf den Weltmärkten sollten nicht mit dem Brotpreis beim Bäcker nebenan verwechselt werden. Der Kostenanteil des Rohstoffs Getreide am Preis für das Endprodukt Brot ist sehr gering (rund 3 %). Das Getreide macht bei einem Brotpreis von 3 Euro rund 10 Cent aus. Wichtiger sind andere Kosten wie z.B. Löhne, Weiterverarbeitung und Steuern.

Nur ein Bruchteil der weltweit produzierten Agrargüter wird bisher als Bioenergie genutzt. Im Wirtschaftsjahr 2016/17 fließen nur rund 6 Prozent der weltweiten Getreideernte in die Biokraftstoffproduktion. Nach einer Reihe von Missernten waren die Preise für wichtige Agrargüter wie Getreide 2007/08 sowie 2010/11 tatsächlich stark gestiegen. Von diesen Höchstständen sind die Preise wieder stark gefallen, was ein deutliches Zeichen für ein reichliches Angebot ist. An den Märkten sind wieder reichlich Rohstoffe vorhanden, die Bestände wichtiger Nahrungsmittel sind gestiegen.

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Weltweit lohnt es sich für Landwirte wieder, in den Anbau zu investieren. Da die Landwirte in der Vergangenheit oft nur sehr niedrige Erlöse für ihre Produkte erzielten, wurde in vielen Regionen der Erde die landwirtschaftliche Produktion aufgegeben und nicht ausreichend investiert. 

Weitere Informationen in der AEE-Broschüre "Der volle Durchblick in Sachen Bioenergie".


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Welche Ansprüche an Flächen haben Energiepflanzen?

AEE_Einheimische_Bioenergie_PotenzialUnsere Landwirtschaft kann neben Nahrung auch fast 25% unserer Energie bereitstellen. Strom, Wärme oder Kraftstoffe können aus Energiepflanzen (z.B. Raps, Mais, Getreide), aus Holz sowie aus Reststoffen (z.B. Gülle und Biomüll) gewonnen werden. Im Jahr 2016 wuchsen in Deutschland auf 2,4 Mio. Hektar Energiepflanzen, das sind rund 14 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Potenzialstudien zahlreicher Forschungsinstitute zeigen, dass diese Fläche auf rund 4 Mio. Hektar verdoppelt werden könnte - ohne dabei die Versorgung mit Nahrungsmitteln in Frage zu stellen. Für deren Anbau werden in Zukunft nämlich weniger Flächen benötigt: Demographischer Wandel und steigende Erträge lassen den Flächenbedarf für Futter- und Nahrungsmitteln sinken.

Die Ackerfläche kann natürlich nur einmal verplant werden – aber Biomasse steht auch in Form von Reststoffen aus der Futter- und Nahrungsmittelproduktion zur Verfügung, z.B. Rübenblätter, Gülle, Mist und Stroh oder auch Nebenprodukte wie z.B. Kartoffelschalen. Landwirtschaft und Bioenergie müssen sich also keine Konkurrenz machen – sondern gehen längst Hand in Hand. Addiert man zu den eigens angebauten Energiepflanzen die vielen verschiedenen Quellen von Reststoffen, so reicht dieses Potenzial, um bis 2050 ein Viertel des Primärenergiebedarfs Deutschlands zu decken.

Weitere Informationen: Potenzialatlas Bioenergie

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Müssen für Bioenergie Menschen in Entwicklungsländern hungern?

Nein. Bei einer besseren und gerechteren Verteilung von Ressourcen können die Ansprüche an die Lebensmittelversorgung wie auch an die Bereitstellung von Bioenergie gedeckt werden. Erschließen Entwicklungsländer ihre Bioenergie-Potenziale, verbessern sie ihre heimische Energieversorgung, die Grundlage jeder wirtschaftlichen Entwicklung ist. Weiterhin liegen weltweit Flächen brach. Neuinvestitionen in die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion sind bisher noch nicht in großem Maße erfolgt. Auch dafür wird Energie benötigt. Im Zweifel muss die Nahrungsproduktion dabei aber immer Vorrang haben - Food first!

Tank und Teller können gefüllt werden. Mit etwa 162 Mio. Tonnen fließen laut einer Prognose des Weltgetreiderates 2016/17 nur rund 6 Prozent des Weltgetreideverbrauchs (2,5 Mrd. Tonnen) in die Produktion von Biokraftstoffen. Angesichts ausreichender Flächen- und Biomassepotenziale muss es keine Konkurrenz zwischen Nahrungsmittelproduktion und energetischer Nutzung von Biomasse geben. Wir müssen uns nicht zwischen „Tank oder Teller“ entscheiden. Wir können beides haben – wenn vorhandene Potenziale gezielt erschlossen und nachhaltig genutzt werden. 

Hunger dagegen ist vor allem ein Armutsproblem:

  • Hunger hat mit Verteilungsgerechtigkeit zu tun und bedeutet nicht, dass grundsätzlich zu wenig Nahrungsmittel produziert würden.
  • Viele Kleinbauern in Entwicklungsländern haben unter dem Druck niedriger Weltmarktpreise und mangelnder Rentabilität in den vergangenen Jahren aufgegeben, sind in die Metropolen abgewandert. Der Einstieg in die nachhaltige Nutzung der Bioenergie bietet die Chance einer Trendwende: Die Produktion von Strom, Wärme und Treibstoffen schafft ein zweites wirtschaftliches Standbein für Landwirte.
  • Die Abhängigkeit von Importen teurer fossiler Energieträger wird reduziert. Damit ergibt sich auch ein Ausweg aus der Verschuldungsfalle, in der viele Entwicklungsländer stecken.
  • In den ärmsten Ländern, die traditionelle Biomasse (z.B. Dung, Holz) ineffizient nutzen, kann die Versorgung modernisiert und der Raubbau (Brennholz) gebremst werden.
  • In Entwicklungsländern bietet Bioenergie die kostengünstige dezentrale Energieversorgung, die für alle weiteren gesellschaftlichen und ökonomischen Aktivitäten unerlässlich ist. Energie ist auch ein Lebensmittel.

Ein Beispiel für die positiven Wirkungen der Bioenergie auch in Schwellen- und Entwicklungsländern ist etwa Mauritius.

Weitere Hintergrundinformationen finden Sie in der AEE-Broschüre „Den Boden bereiten für die Energiewende“ und im Hintergrundpapier: Kritik an Biokraftstoffen im Faktencheck.


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Verursacht Biodiesel mehr CO2 als er einspart?

Laut der seit Anfang 2017 in Deutschland umgesetzten Nachhaltigkeitsstandards der Europäischen Union muss der hierzulande abgesetzte Biokraftstoff mindestens 35 Prozent an Treibhausgasen gegenüber dem fossilen Vergleichskraftstoff (Benzin, Diesel, Erdgas) einsparen. Ab 2018 steigt dieser Wert auf 50 Prozent. Und die in Deutschland geltende Quote für den Absatz von Biokraftstoffen orientiert sich schon ab 1. Januar 2015 an der Treibhausgaseinsparung. Je mehr Treibhausgaseinsparung ein Biokraftstoff nachweisen kann, desto größer die Wettbewerbsvorteile am Markt. Biokraftstoffe, die im Jahr 2015 in Deutschland in Verkehr gebracht wurden, erreichten laut Angaben der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) gegenüber fossilen Kraftstoffen eine Einsparung von über 70 Prozent.

Das bei der Verbrennung von Biomasse freigesetzte CO2 entspricht der Menge, die die Pflanze während ihres Wachstums aufgenommen hat. Nachwachsende Biomasse absorbiert wiederum die freigesetzte Menge CO2. Es handelt sich somit um einen geschlossenen CO2-Kreislauf.

AEE_Standard-THG-Emissionen_Biokraftstoffe_Mar12Die Klimabilanz der verschiedenen Biokraftstoffe hängt davon ab, wie energieintensiv der Anbau ist (z.B. Düngen, Pflügen) und wie aufwändig sich Transport und Umwandlung gestalten (Effizienz z.B. einer Bioraffinerie). Aus Sicht der Klimabilanz sind daher geschlossene, dezentrale Kreisläufe optimal, bei denen heimische Energiepflanzen effizient genutzt werden. Neue, effizientere Verfahren der Biokraftstoffproduktion können die Energie- und Klimabilanz weiter verbessern.

Aus Raps wird in der Ölmühle Pflanzenöl und Rapsschrot gewonnen. In der Biodieselanlage wird das Pflanzenöl zu Biodiesel aufbereitet, der als Biokraftstoff in Pkw, Lkw, Flugzeugen oder Schiffen genutzt werden kann. Nachwachsender Raps absorbiert das ausgestoßene CO2 wieder. Das in der Ölmühle anfallende Rapsschrot dient als proteinhaltiges Futter in der Viehzucht. Dort anfallende Gülle kann wiederum in Biogasanlagen energetisch verwertet werden. Gärreste aus der Biogasanlage können schließlich als Dünger für den Rapsanbau dienen. Für den Rapsanbau und den Betrieb der Biodiesel-Anlage muss allerdings zusätzlich von außen Prozessenergie zugeführt werden – z.B. Bioenergie. 

Weitere Informationen: Renews Kompakt "Erneuerbare Energien auf der Straße: Startklar für mehr Marktanteile?" 

auch in englischer Sprache "Renewables in Road Transport: Gearing up for more market share?


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Stinkt Biogas?

Korrekt betriebene Biogasanlagen stinken nicht. Eine Geruchsbelästigung durch Biogasanlagen kann es nur dann geben, wenn die Biomasse vor oder nach dem Prozess nicht sachgerecht gelagert wird, wenn der biologische Prozess aus dem Gleichgewicht kommt, oder wenn schlecht vergorenes Material wieder auf den Acker ausgebracht wird.

Die Sorge vor Geruchsbelästigungen durch Biogasanlagen ist damit heute weitgehend unbegründet. Mehr noch: Gülle aus der landwirtschaftlichen Tierhaltung, die vor ihrer Ausbringung auf die Ackerflächen zunächst in einer Biogasanlage vergoren und energetisch genutzt wurde, verursacht wesentlich geringere Geruchsbelästigungen als unvergorene Gülle. Das in der Gülle enthaltene Methan wird in der Biogasanlage zur Strom- und Wärmeerzeugung genutzt. Deshalb kann dieses extrem klimaschädliche Gas bei der Ausbringung der Gärreste, d.h. von vergorener Gülle, nicht mehr in die Atmosphäre entweichen.

Darüber hinaus sind die Nährstoffe in vergorener Gülle für Pflanzen besser verfügbar. Durch die Rückführung des Gärrestes auf die Ackerflächen kann daher mit diesem wertvollen Dünger der Einsatz von synthetischen Düngemitteln reduziert werden. So schließt sich der regionale Nährstoffkreislauf über die Biogasanlage. Für benachbarte Wohngebäude ist eine Biogasanlage oft ein Zugewinn, da von ihr die Wärme zur Beheizung des Wohnhauses günstiger bezogen werden kann als über die eigene Erdgas- oder Ölheizung. Eine Landwirtschaft, die man überhaupt nicht riecht, wird es aber wohl nie geben.

Die Biogasanlage der Firma Viessmann am Standort Allendorf: 

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Verursacht Bioenergie Monokulturen?

Bioenergie ist sinnvoller Teil der Fruchtfolgen. An jeden Standort können Fruchtfolgen angepasst werden, die mit Energiepflanzen wie z.B. Raps optimale Erträge und Bodenschutz erreichen. Raps kann nur mit drei- bis vierjährigem Abstand wieder auf derselben Fläche angebaut werden – eine Monokultur ist damit ausgeschlossen.
Beim Anbau von Energiepflanzen für Biogas und Biokraftstoffe müssen auch die Cross Compliance-Vorgaben der EU eingehalten werden. Diese schreiben eine Reihe von Nachhaltigkeitskriterien vor, die jeder Landwirt einhalten muss, der EU-Gelder erhält. Damit wird schon heute z.B. ein zu hoher Anteil von Mais in der Fruchtfolge verhindert. Nach deutschen Vorgaben müssen im Rahmen der „Guten fachlichen Praxis“ (GfP) eine Reihe von Bestimmungen aus dem landwirtschaftlichen Fachrecht eingehalten werden, so z.B. das Pflanzenschutzgesetz, das Bundesbodenschutzgesetz und die Düngeverordnung. Diese Vorgaben und die notwendige Fruchtfolge verbieten den dauerhaften Anbau derselben Kulturpflanzensorte. Bereits aus eigenem ökonomischem und ökologischem Interesse heraus würde ein Landwirt sein kostbarstes Gut – einen ertragsstarken Boden – nicht durch unsachgemäße Bewirtschaftung gefährden.

Mit zunehmendem Interesse am Anbau für die Bioenergie breiten sich auch innovative, ökologisch besonders sinnvolle Anbausysteme aus, z.B.

  • Mischfruchtanbau: Energiepflanzen wie Mais und Sonnenblumen werden gleichzeitig auf einer Fläche zur Nutzung in der Biogasanlage angebaut.
  • Zweikulturensysteme: Während eines Jahres wird eine Winter- und eine Sommerkultur angebaut, z.B. Wintertriticale und Zuckerhirse, womit ein maximaler Biomasse-Ertrag erzielt wird. Gleichzeitig können Herbizide und Bodenerosion vermieden werden.

Beispiel für getreidebetonte Fruchtfolge in Norddeutschland mit je einjährigen Anbaukulturen

2017: Gerste (Braugetreide, Futtermittel, Biogaserzeugung)

2018: Raps (Pflanzenöl, Biodiesel, Futtermittel)

  • … fördert den Humusaufbau
  • … verbessert die Bodenstruktur (Tragfähigkeit, Sauerstoffgehalt)
  • … bindet Stickstoff
  • … unterbindet Pflanzenkrankheiten beim Getreide

2019: Weizen (Brotgetreide, Futtermittel, Bioethanol)

Weitere Hintergrundinformation in unserem Durchblick Energiepflanzen

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Zerstört unser Biodiesel den Regenwald?

AEE_Palmoelnutzung_2010_72dpiUnser Biodiesel lässt den Regenwald in Ruhe. Palmöl aus Indonesien und anderen Staaten, in denen Regenwälder zerstört werden, spielt auf dem deutschen Biokraftstoffmarkt praktisch keine Rolle. Bei niedrigen Temperaturen wird Biodiesel aus Palmöl nämlich fest und scheidet als Kraftstoff in Mittel- und Nordeuropa aus. Das Gros des weltweiten Palmölverbrauchs aber geht in die Nutzung als Nahrungsmittel oder in die stoffliche Nutzung, z.B. für die Kosmetikindustrie.  

In Deutschland sind seit Anfang 2011 die Nachhaltigkeitsvorschriften der Europäischen Union für Biokraftstoffe umgesetzt. Diese schreiben vor, dass die in Verkehr gebrachten und auf die deutsche Biokraftstoffquote angerechneten Biokraftstoffe mindestens 35 Prozent an Treibhausgasen gegenüber ihren fossilen Pendants einsparen müssen. Ab 2018 steigt der Wert für die vorgeschriebene Vermeidung von Treibhausgasen im Vergleich zum fossilen Kraftstoff auf 50 Prozent. Die Abholzung von Urwäldern für die spätere Biokraftstoffnutzung wird durch diese Vorschriften ebenfalls ausgeschlossen. Denn solche Rodungen verschlechtern die Klimabilanz von Produkten dramatisch.  

In der Diskussion um die Gefährdung von Urwäldern ist neben Brasilien besonders Südostasien im Blickpunkt. In Südostasien ist die Produktion von Palmöl auf riesigen Plantagen stark ausgeweitet worden. Egal, wie es verwendet wird: Palmöl, das von gerodeten Urwaldflächen stammt, muss durch international strenge Nachhaltigkeitskriterien ausgeschlossen werden. Es hilft darum nur wenig, wenn nur die anteilsmäßig kleine Nutzung von Palmöl im Energiebereich kontrolliert wird – alle importierten Agrarrohstoffe sollten hinsichtlich ökologischer Kriterien überprüft werden. Nachhaltigkeitskriterien müssen für alle Nutzungspfade von Agrargütern gelten - sonst geht der nicht nachhaltige Anbau für Nahrungs- und Futtermittel auf anderen Flächen einfach weiter. Die Zertifizierung von Biokraftstoffen nach strengen Nachhaltigkeitsstandards ist ein wichtiger Anreiz, um den Verlust von ökologisch besonders wertvollen Flächen zu stoppen. Sie ist aber auch kein Allheilmittel für die komplexeren Probleme, die zu Abholzungen und zum Verlust von Biodiversität führen.

Biokraftstoffe werden in Deutschland hauptsächlich mit heimischer Biomasse erzeugt, nämlich mit Pflanzenöl aus Raps. Importe von Biomasse für die Biokraftstoffproduktion haben je nach Marktsegment allerdings auch einen erheblichen Stellenwert erreicht. Kleine und mittelständische deutsche Biodieselhersteller, die auf kurze, regional verankerte Produktionsketten setzten, haben damit zu kämpfen. Der Einsatz von Pflanzenölkraftstoff aus dezentralen Ölmühlen ist seit der Abschaffung von Steuerermäßigungen auf den umweltfreundlichen Rapskraftstoff massiv eingebrochen.

Weitere Informationen: Renews Kompakt "Erneuerbare Energien auf der Straße: Starklar für mehr Marktanteile?"

und  Renews Spezial "Zertifizierung von Bioenergie" 

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