Energetisches Quartierskonzept im Brühl
Steckbrief
- 2.100 Quadratmeter großes Solarthermiefeld
- Wärmespeicher mit 1.000 Kubikmeter Fassungsvermögen
- Circa 1.000 Million Kilowattstunden Wärme jährlich
- 4,7 Kilometer Wärmenetz
Besonderheiten
- LowEx-Wärmenetz mit Temperaturen von 70 bis 80 Grad Celsius
- Smart-Grid-Wärme zur effizienten Energieverbrauchssteuerung
- Lebenslanges Serviceversprechen und Förderung der Anschlusskosten
Aufwertung des Brühls durch eine zukunftsorientierte Wärmeversorgung
Unweit der Chemnitzer Innenstadt befindet sich das Gründerzeitquartier Brühl. Im Zuge einer Aufwertungsstrategie des Brühls wurde ein energetisches Quartierskonzept erarbeitet - das vorhandene Fernwärmenetz wurde technisch modernisiert sowie durch die Wärmeeinspeisung aus Solarthermieanlagen und einen Wärmespeicher erweitert. Das Konzept zur zukunftsorientierten Wärmeversorgung im Brühl entwickelte die Stadt Chemnitz gemeinsam mit der TU Chemnitz, dem Energieversorger eins energie sowie dem Netzbetreiber inetz. Noch vor Projektstart gab es mit der eingerichteten Kommunikationsplattform „Wärmeplattform Chemnitz“ eine Vernetzungsmöglichkeit für die verschiedenen Beteiligten. „Der Brühl in Chemnitz hat mit einem neuen Niedertemperatur-Fernwärmenetz (LowEx) und der energetischen Sanierung des Gründerzeitquartiers eine Beispielrolle für eine ökologische, sozialverträgliche und nachhaltige Energieversorgung eingenommen.“ betont Grit Stillger, Abteilungsleiterin Stadterneuerung im Stadtplanungsamt Chemnitz.
Ausbau des Wärmenetzes mit Solarthermie und Wärmespeicher
Im Jahr 2016 wurde das 2.100 Quadratmeter umfassende Solarthermiefeld und ein solarer Wärmespeicher in unmittelbarer Nähe zum Brühl in Betrieb genommen. Schafe finden dort zwischen Solarpanelen Schatten und halten den Grünwuchs, sodass der Einsatz von Maschinen nicht notwendig ist. Die Solaranlagen liegen an einem Umweltlehrpfad, der von Familien gerne genutzt wird. Kinder erleben so Tiere und Technik vereint inmitten der Stadt. In der Solarthermieanlage wird Wasser durch Solarenergie erhitzt, welches je nach aktueller Wärmenachfrage in das Quartiers-Fernwärmenetz eingespeist oder dem 1.000 Kubikmeter großen Wärmespeicher zugeführt wird. Mehr als vier Kilometer Wärmeleitungen führen zu den Haushalten im Brühl. Das Wärmenetz konnte 2018 fertig gestellt werden, 2022 war der Anschluss der Haushalte im Quartier schließlich komplett abgeschlossen. Um eine klimaneutrale Wärmeversorgung mit Wärme aus Solarthermieanlagen zu ermöglichen, wurde ein Niedertemperaturnetz erbaut, welches vom restlichen Fernwärmenetz entkoppelt ist. Das sogenannte LowEx-Fernwärmenetz kann bereits mit Temperaturen von 70 Grad Celsius im Sommer und 80 Grad Celsius im Winter betrieben werden. Mit dem Einsatz eines intelligenten Energieverbrauchsteuerungssystems, der Smart Grid Wärme, wird zudem die Funktion des Wärmesystems gemessen und effizient angepasst.
Bewohnerinnen und Bewohner im Brühl befürworten das Konzept
Auch die Menschen im Brühl profitieren auf verschiedene Weise durch die klimafreundliche Wärmeversorgung. Grit Stillger erklärt. „Die Fernwärme in Chemnitz ist seit Jahrzehnten eine verlässliche Quelle für angenehm warmes Wohnen in kalten Jahreszeiten. Dabei wird mit dem neuen Niedertemperaturnetz am Brühl genau die Wärme geliefert wird, die gebraucht wird, ohne Verluste und auch noch zu einem großen Teil von der Sonne gespeist. Dieses Konzept und seine schnelle Umsetzung ist deshalb von den Eigentümern und auch den Bewohnern im Quartier gut angenommen worden. Nach anfänglicher Skepsis dem Neuen gegenüber sorgten eine gute Kommunikation, die Förderung von Anschlusskosten und das lebenslange Serviceversprechen für breite Zustimmung. Mietsteigerung durch diese Investitionen konnte vermieden und Betriebskosten gesenkt werden.“
Die Sanierungsbedarfe im Brühl, die zu hohen Leerständen geführt hatten, konnten behoben werden und das Wohn- und Gewerbegebiet an Attraktivität gewinnen. Als erfolgreiches Beispiel für die Umsetzung der Wärmewende wird der Ansatz nun auch auf andere Quartiere ausgeweitet und in die kommunale Wärmeplanung aufgenommen.
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