Energie-Kommune des Monats: Heidenrod

Die 8.000- Einwohner Gemeinde Heidenrod in Hessen leistet durch den Ausbau Erneuerbarer Energien im Ort aktiven Naturschutz. Die Kommune hat sich gemeinsam mit den Nachbargemeinden Aarbergen und Hohenstein das Ziel gesetzt, den Ausstoß von CO2 zu minimieren und zur Null-Emissions-Region zu werden. Unter den zahlreichen Maßnahmen der Gemeinde Heidenrod stechen vor allem die 17 Windkraftanlagen und die 25.000 Quadratmeter große Photovoltaik-Anlage hervor, die dafür sorgen, dass in der Gemeinde ein Vielfaches des benötigten Stroms erneuerbar erzeugt wird.

Dank Erneuerbaren Energien leisten Kommune und Bürger aktiven Naturschutz

Im hessischen Rheingau-Taunus-Kreis unweit der Grenze zu Rheinland-Pfalz liegt der 8.000-Einwohner Ort Heidenrod. Von den knapp 96 Quadratkilometern Gemeindefläche sind 60 Prozent Wald und die Erhaltung des heimischen Naturraums für nachfolgende Generationen hat hier oberste Priorität. Dazu gehören auch eine Abkehr von fossilen Brennstoffen in der Energiegewinnung sowie die Reduzierung des Ausstoßes von klimaschädlichem CO2. Schon im Jahr 2008 erfolgte der erste Gemeinderatsbeschluss zum Ausbau von Erneuerbaren Energien, heute deckt die Gemeinde bilanziell bereits ein Vielfaches ihres Strombedarfs durch regenerative Energien. Auch für die Zukunft hat die größte Flächengemeinde des Rheingau-Taunus-Kreises ambitionierte Pläne: Der Wärmeverbrauch soll gesenkt und die Elektromobilität gesteigert werden.

Null-Emissions-Region

Die Gemeinden Heidenrod, Aarbergen und Hohenstein gaben in ihrem Klimaschutzkonzept im Jahr 2011 das Ziel aus, Null-Emissions-Region zu werden. Durch den Ausbau Erneuerbarer Energien, aber auch durch Energieeinsparung und die Steigerung der Energieeffizienz wollen die Gemeinden die bilanzielle Neutralität der Emissionen von klimarelevanten Schadgasen erreichen. Zu diesem Zweck wurde auch die Einstellung einer Klimaschutzbeauftragten beschlossen, die seit dem Jahr 2015 die Planungen unterstützt. „Der Klimaschutz ist nicht nur ein wichtiges Thema für die Politik, er findet auch auf lokaler Ebene statt. Jeder kann seinen Beitrag dazu leisten, dass die Energiewende gelingt. Schon seit Jahren engagiert sich die Gemeinde Heidenrod für einen nachhaltigeren Umgang mit der Natur. Wir freuen uns sehr, dass unsere bisherigen Erfolge durch die Auszeichnung als Energie-Kommune des Monats gewürdigt werden“, so Bürgermeister Volker Diefenbach.  

Breiter Mix an Maßnahmen

Die Gemeinde steht im ständigen Dialog mit den Bürgern um Projekte im Bereich Erneuerbarer Energien zu erörtern und umzusetzen. Die Planung von Windkraftanlagen wurde mit den Bürgern diskutiert und stieß bei einer Bürgerbefragung auf 88-prozentige Zustimmung. Mit der regelmäßigen Durchführung des „Runden Tisch Klimaschutz“ wird das Thema stetig aktuell gehalten. Die Einrichtung eines „Repair Cafés“ zur nachhaltigen Nutzung von Gebrauchsgegenständen ist ein weiterer Schritt in Richtung eines bewussten Umgangs mit der Natur in der hessischen Gemeinde.


17 Windkraftanlagen liefern Strom für 40.000 Haushalte


Bereits im Jahr 2008 begannen die Vorbereitungen der Gemeinde hin zu einer nachhaltigen Stromerzeugung. Konkretisiert wurden die Pläne im Jahr 2011 durch ein gemeinschaftliches Klimaschutzkonzept mit den Nachbargemeinden Aarbergen und Hohenstein. Heute erzeugt die Gemeinde pro Jahr mehr als 140 Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom durch Erneuerbare Energien. Etwa 70 Prozent dieser Leistung werden durch die Nutzung von Windkraft erbracht. Im Gemeindegebiet existieren zwei Windparks sowie zwei einzelne Windkraftanlagen. Insgesamt erzeugen dort 17 Windkraftanlagen 46,2 Megawatt (MW). Genug, um rund 40.000 Haushalte mit Strom zu versorgen. An zwölf dieser Windkraftanlagen, die im Windenergiepark Heidenrod aufgestellt wurden, ist die Gemeinde finanziell mit 49 Prozent beteiligt und zieht somit auch einen beträchtlichen wirtschaftlichen Nutzen aus der Erzeugung erneuerbaren Stroms. Durch die Gründung einer Bürgergenossenschaft bekamen auch Privatpersonen die Chance, sich finanziell an der Windkraft im Ort zu beteiligen. Das Angebot stieß auf breite Zustimmung in der Bevölkerung.

Größte Photovoltaik-Anlage des Landkreises steht in Heidenrod

Photovoltaikanlagen erzeugen Strom mit der Kraft der Sonne. Auch Heidenrod wird von dieser regenerativen Energieform Gebrauch gemacht. Auf rund 25.000 Quadratmetern befindet sich der größte Solarpark des Landkreises, der pro Jahr etwa 1,3 Millionen kWh umweltfreundlichen Strom erzeugt. Die Gemeinde selbst geht ebenfalls mit gutem Beispiel voran und installierte auf allen öffentlichen Gebäuden, auf denen eine Nutzung sinnvoll ist, Photovoltaik-Module.

Biomassekraftwerk speist Energie aus regionalem Waldgebiet

Biomasse ist in Deutschland noch immer der sektorübergreifend meistgenutzte erneuerbare Energieträger. Auf einer ehemaligen Militärliegenschaft steht ein Biomassekraftwerk mit einer elektrischen Leistung von 2,75 MW. Im Vollbetrieb erzeugt das Kraftwerk 22 Millionen kWh Strom im Jahr, die ins öffentliche Stromnetz eingespeist werden. Die ohnehin erzeugte Wärme könnte in Zukunft ebenfalls für ein Nahwärmekonzept genutzt werden. Für das  Rathaus und das Dorfgemeinschaftshaus Laufenselden wird eine Nahwärmeversorgung angestrebt. Die genutzte Biomasse kommt dabei zum Teil aus dem Wald der Gemeinde selbst. Zudem werden jährlich 7.500 Raummeter Brennholz zur privaten Verheizung an die Bevölkerung abgegeben.