Mythos #9: Lässt sich Atommüll sicher entsorgen?
Nein! Fakt ist: Die sichere Endlagerung von radioaktivem Atommüll ist weltweit noch immer ungelöst.
Obwohl wir seit gut fünf Jahrzehnten Atomkraftwerke betreiben, gibt es weltweit immer noch kein funktionierendes Endlager für hochradioaktiven Müll. Suchprozesse für möglichst geeignete Standorte gibt es in vielen Ländern. Am weitesten fortgeschritten ist die Endlagersuche in Finnland. Es ist das erste Land überhaupt, das im Jahr 2015 ein Endlager für hochradioaktive Abfälle genehmigt hat. Bereits seit 2004 laufen die Arbeiten zur Erkundung und Vorbereitungen vor der Westküste Finnlands auf der Insel Olkiluoto in der Nähe bestehender und eines in Bau befindlichen AKW. Ab 2025 soll dort in über 400 Metern Tiefe der strahlende Abfall finnischer AKW in Kupferkapseln verpackt für mindestens 100.000 Jahre sicher eingelagert werden.
Eine ähnliche Strategie verfolgt Schweden. Auch hier soll Atommüll in Kupferbehälter gepackt in 500 Metern Tiefe vergraben werden. Anfang 2022 hat die schwedische Regierung die Genehmigung zum Bau eines Endlagers in Östhammar, rund 130 Kilometer nördlich von Stockholm, erteilt. Am Standort, der bereits seit fast 50 Jahren als potenzielles Atommülllager im Gespräch ist, befindet sich das AKW Forsmark. Unter der Voraussetzung, dass die Genehmigung der gerichtlichen Überprüfung standhält, soll in etwa zehn Jahren mit der Einlagerung von Atommüll begonnen werden.
Frankreich ist das Land, das weltweit die meisten Atomkraftwerke betreibt und dementsprechend auch den meisten Atommüll angesammelt hat. Trotzdem gibt es hier immer noch kein fertiges Endlager. Allerdings ist der Bau des ersten französischen Endlagers in Bure, im Nordosten Frankreichs (Lothringen), weit fortgeschritten. Die französische Atombehörde ANDRA plant den ersten Müll im Jahr 2030 bis 2035 einzulagern. Im Gegensatz zu Schweden und Finnland handelt es sich hier in rund 500 Metern Tiefe nicht um kristallines Gestein, sondern um eine 130 Meter dicke Tonschicht, die für mindestens 100.000 Jahre den notwendigen Schutz bieten soll. Obwohl es viel Protest und Zweifel an der Eignung des Standorts in 180 Kilometern Entfernung von der deutsch-französischen Grenze gibt, ist der Druck für die Fertigstellung groß. Denn die Zwischenlagerkapazitäten an der Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague sind nahezu erschöpft und eine Lösung für den hochradioaktiven Müll einfach dringend notwendig.
In Deutschland wurde Gorleben als Endlager-Standort endgültig aufgegeben. Ursprünglich sollte bis 2031 ein geeigneter Standort gefunden sein, um ab 2050 Atommüll aufzunehmen. Verantwortlich für den Suchprozess ist in Deutschland das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE). Im August 2024 wurde jedoch bekannt, dass sich zufolge einer vom BASE beauftragten Studie die Suche um Jahrzehnte - voraussichtlich bis ins Jahr 2074 - verzögern würde. Klar ist nur, dass jedes Land in der Europäischen Union eine eigene Lösung für seinen Atommüll finden muss, ein Export ist nicht erlaubt. Laut dem 2020 veröffentlichten “Zwischenbericht Teilgebiete” der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) werden 194.157 Quadratkilometer, das entspricht 54 Prozent der Fläche Deutschlands als geologisch prinzipiell geeignet für ein atomares Endlager betrachtet.
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