Energie-Kommune des Monats: Offenbach an der Queich

Dezember 2022

Eingeschlossen von den Hügeln des Queichtals liegt die rheinland-pfälzische Ortsgemeinde Offenbach an der Queich im Süden des Bundeslandes. Der beschauliche Ort mit seinen rund 6.300 Einwohner*innen macht jedoch auch über die kommunalen Grenzen hinaus auf sich aufmerksam. Unter Bürgermeister Axel Wassyl setzt die Kommune seit mittlerweile mehr als zwanzig Jahren Projekte zur Strom- und Wärmegewinnung aus erneuerbaren Energiequellen um. Zur Sicherstellung dieses dynamischen Ausbaus befindet sich das kommunale Stromnetz seit 2015 in den Händen der Kommune. Diese versorgt über den Energieversorger Queichtal Energie, der mehrheitlich der Kommune gehört, die Offenbacher*innen mit Strom und Wärme.

Offenbach gestaltet Energie- und Wärmewende aktiv mit



Hauptakteure Nahwaermenetz (Foto: Offenbach an der Queich)

Obwohl erste Projekte zur Gewinnung von erneuerbarer Wärme und Strom in der Kommune bereits vor über zwei Jahrzehnten angestoßen worden sind. Wurde diese Entwicklung durch die Atomkatastrophe in Fukushima weiter beschleunigt, berichtet Bürgermeister Wassyl. „Die Energiewende kann nur gelingen, wenn der Funke auf der untersten Ebene der Gesellschaft gezündet wird.“ Die Kommune setzt damit auf eine Energiewende von unten. „Selbstverständlich muss die Bundespolitik Material von oben nachlegen, wenn es dann mal brennt. Damit der regionale Funken weiterwachsen kann“, fasst Bürgermeister Wassyl prägnant zusammen. Von der Bundespolitik erwartet er vor allem den Abbau von bürokratischen Hindernissen sowie eine konsequente Förderung lokaler Projekte.

Mit der Kommunalisierung des Stromnetzes 2015 erreichte kommunale Energiewende einen vorläufigen Höhepunkt. Der neue Energieversorger versorgt die Kunden*innen in der Region mit 100 Prozent Ökostrom. Gewinne werden konsequent in den weiteren Ausbau der Erneuerbaren. Queichtal Energie übernimmt so beispielsweise Projektions- und Planungskosten sowie erforderliche Investitionen für den Anschluss privater Haushalte an das kommunale Wärmenetz. Finanzielle Einstiegshürden in eine erneuerbare Wärmeversorgung werden damit minimiert. Die Kommune kann außerdem direkt auf die Preisgestaltung einwirken und nimmt entscheidenden Einfluss auf die konkrete Umsetzung der notwendigen energetischen Transformation. „Der Netzkauf eröffnet viel effektivere und flexiblere Möglichkeiten, sich auch im Wärmesektor zu engagieren“, sagt Bürgermeister Wassyl. „Ökostrom zu möglichst günstigen Preisen und bezahlbare Wärme aus erneuerbaren Quellen sind unsere Zielvorgaben in Offenbach“, führt er weiter aus.

Kommune investiert in Erneuerbare Energien

Grundlage für eine zuverlässige sowie preiswerte Versorgung der Offenbacher*innen mit erneuerbarem Strom ist ein robuster Anlagenbestand. Das weiß auch die Kommunalverwaltung, weswegen die Ortsgemeinde seit über zehn Jahren über die Energie Südpfalz GmbH in den Ausbau der Anlagen investiert. Über das von regionalen Netzbetreibern gegründete Unternehmen ist Offenbach insgesamt Miteigentümer an sieben PV-Anlagen. Insgesamt haben diese im Jahr 2021 10.100.000 Kilowattstunden (kWh) erneuerbaren Strom erzeugt. Aufgrund der ständigen Ausbauanstrengungen kommen hier jedes Jahr weitere Kilowattstunden dazu. Das Dreifache an erneuerbarem Strom wird stellen die sechs Windenergieanlagen (WEA) des Windparks Offenbach an der Queich in der Kommune zur Verfügung. Die modernen WEAs mit einer Nabenhöhe von 139 Metern besitzen eine Gesamtleistung von 15,18 Megawatt. 2021 haben sie insgesamt 30.840.520 kWh erneuerbaren Strom erzeugt. Der Park produziert so bis zur Mitte der 30er-Jahre jährlich genügend Strom für mehr als 13.000 Durchschnittshaushalte. Zum Vergleich in Offenbach leben heute circa 6.000 Menschen. Der in der Kommune produzierte Strom versorgt also schon Teile der Südpfalz. Die produzierte Wertschöpfung verbleibt allerdings in der Kommune. Damit stärkt der kommunale Energieversorger die regionale Wirtschaftskraft sowie die Lebensqualität in Offenbach.

Bürgermeister will günstige CO2-freie Wärme für alle Bürger*innen

Die Wärmewende stellt Kommunen in ganz Deutschland vor Herausforderungen. Insbesondere die Entwicklungen im letzten Jahr haben den gesamten Wärmesektor mit einer neuen Realität konfrontiert. Jede Herausforderung birgt jedoch auch Chancen in sich. Chancen, die Bürgermeister Wassyl nun konsequent ergreifen will. Über den kommunalen Energieversorger baut die Kommune das Wärmenetz weiter aus mit dem Ziel, möglichst viele Privathaushalte zu erreichen. Die hohen Energiepreise führen nun dazu, dass neben überzeugten Verfechter*innen der Energiewende auch Haushalte aus rein ökonomischen Erwägungen in die erneuerbare Wärme investieren. Umweltschutz und soziale Verträglichkeit überschneiden sich so zunehmend. Das weiß die Gemeinde zu nutzen. Über den neuen Netzinhaber kann die Kommune deutlich flexibler und schneller auf die Situation reagieren und weiß so die Energiekrise für notwendige Innovationen zu nutzen.

Nachdem bereits 2020 erste Leitungen eines lokalen ‚kalten‘ Nahwärmenetze um das Rathaus verlegt wurden, wird dieses in den nächsten Jahren sukzessive ausgebaut. Nach dem Abschluss der Machbarkeitsprüfung warte Verwaltung im Moment noch auf eine wasserrechtliche Genehmigung. Diese ist notwendig für die Installation zwei weiterer Wärmebrunnen. Diese ergänzen den ersten Brunnen, der im nördlichen Bereich der Gemeinde installiert wurde. Aufträge für die Bohrung sowie für die weitere Verlegung von Leitungen sind bereits erteilt. Zusätzlich dazu wurden bereits weitere Wärmepumpen installiert, die schnellstmöglich weitere öffentliche Gebäude mit erneuerbarer Wärme im Winter und erneuerbarer Kälte im Sommer versorgen.

Als Nächstes an der Reihe ist das Schwimmbad sowie die Sporthalle der Kommune, danach geht es mit dem kommunalen Feuerwehrhaus sowie dem Klubhaus des Stadions weiter. Perspektivisch sollen dann eine weitere Sporthalle, mit deren Bau im nächsten Jahr begonnen werden wird, sowie eine Festhalle, deren Errichtung 2025 beginnt, angeschlossen werden. Auch die kommunale Kindertagesstätte soll angeschlossen werden. Diese wird zurzeit bereits über zwei Luftwärmepumpen mit erneuerbarer Wärme versorgt. Ab 2023 werden auch erste private Haushalte an das neue Wärmenetz angeschlossen. Als Mehrheitseigner kann die Kommune flexibel energetische Planungen sowie andere kommunale Aufgaben abstimmen und Synergien nutzen. So werden bei allen Straßensanierungsmaßnahmen in der Zukunft gleich die Leitungen für das Wärmenetz mitverlegt. Außerdem kann die Verwaltung bei der Projektierung eines Neubaugebiet im Norden der Ortsgemeinde gleich mit einem Anschluss an das Wärmenetz planen. Auch andere Aspekte wie die Gewinnung von erneuerbarem Strom, der Abwasser-Wiederverwertung und die Einrichtung von E-Car-Sharing im Neubaugebiet können zusammen geplant und umgesetzt werden. Die Stadt schafft so über Sektorenkopplung weitere Synergien und entlastet langfristig die eigenen Bürger*innen. „Leitmotiv unserer kommunalen Wärmewende ist die Bereitstellung günstiger CO2-freier Wärme für alle“, so Bürgermeister Wassyl. Dafür hat Offenbach in den letzten Jahren den richtigen Rahmen gesetzt und muss jetzt nur noch konsequent die geplanten Projekte umsetzen.