Energie-Kommune des Monats: Bundorf
Oktober 2024
Die Gemeinde Bundorf in Unterfranken hat sich in den letzten Jahren zu einer Vorreiterin in Sachen Erneuerbare Energien entwickelt und verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz bei der Energiewende. Dabei spielen die 915 Bewohner*innen des Ortes eine besondere Rolle.
In Bundorf hat man verstanden, dass die Energiewende nicht allein durch den Bau von mehr Solarparks gelingen kann. Es braucht auch die Akzeptanz der Menschen vor Ort. Ländliche Räume haben wegen ihrer Standortvoraussetzungen eine zentrale Bedeutung für den Ausbau Erneuerbarer Energien. Hier gibt es die notwendigen Flächen und Ressourcen. Dieser Standortvorteil eröffnet vielfältige Chancen für Bürger*innen und Kommunen, besonders mit Blick auf die lokalen Wertschöpfungseffekte.
Solarenergie: Akzeptanz durch Bürger*innenbeteiligung
Im Herbst vergangenen Jahres ist in Bundorf mit einer Leistung von 125 Megawatt einer der größten Photovoltaik (PV)-Parks Deutschlands in Betrieb gegangen. Hier erzeugen etwa 250.000 Solarmodule auf einer Fläche von 125 Hektar Energie für die Stromversorgung und, das ist einzigartig, auch für Fernwärme und E-Ladesäulen in der Gemeinde und im Umland.
Ein Teil des Projekts wurde durch die “Bürgerenergiegenossenschaft EGIS eg “finanziert, bei der die Einwohner*innen und auch Interessierte aus ganz Deutschland Anteile erwerben können. Inzwischen halten Bürger*innen etwa 30 Prozent der Gesamtfläche des PV-Parks, was ca. 40 Hektar entspricht.
Nach einer umfassenden Standortanalyse entschied sich die Gemeinde für ein geeignetes Gelände am Ortsrand, auf dem der Solarpark durch die Firma MaxSolar GmbH errichtet wurde. Bundorf befindet sich in einer Region mit mäßiger Bodenqualität und besonders geringem Niederschlag. Eine landwirtschaftliche Nutzung der Fläche ist daher nicht möglich. Im Jahr 2020 wurde in Bundorf somit die Idee für einen Bürger*innensolarpark auf der Freifläche entwickelt. Im Oktober 2022 begann der Bau der Anlage, einschließlich eines Umspannwerks. Zwischen der ersten Projektskizze und der Umsetzung vergingen nur knapp zwei Jahre. Alle erforderlichen Genehmigungen wurden innerhalb eines Jahres erteilt und insgesamt wurden etwa 85 Millionen Euro investiert.
Indem die Einwohner*innen selbst Anteile am Solarpark erwerben können, entsteht für sie ein persönlicher Anreiz, das Projekt erfolgreich umzusetzen. Dies stärkt die Akzeptanz und fördert die Identifikation mit der Energiewende. Die direkte Einbindung von Bürger*innen, Gemeindevertreter*innen, Flächeneigentümer*innen und Unternehmen trägt zudem dazu bei, potenziellen Interessenkonflikten vorzubeugen.
Biodiversitätskonzept: Aufwertung der Fläche
Bereits bei der Planung und dem Bau des Solarparks in Bundorf lag der Fokus auf einer nachhaltigen Gestaltung und einem umfassenden Begrünungskonzept. Hierbei wurden etablierte Methoden mit innovativen, teils einzigartigen Ansätzen kombiniert, um den Solarpark harmonisch ins Landschaftsbild einzufügen und gleichzeitig wertvolle Lebensräume für viele Pflanzen-, und Tierarten zu schaffen: Der PV-Park besteht aus sechs Teilfeldern, die zukünftig unterschiedlich angepflanzt und bewirtschaftet werden sollen. Ziel ist es, in einem Langzeitmonitoring festzuhalten, auf welchen Flächen sich die Natur und somit auch die Artenvielfalt am besten erholt und verbreitet.
Zwischen den Modulen wurden Blumenwiesen mit regionalen Sorten angepflanzt, die Lebensraum und Nahrungsquelle für Kleintiere und Insekten darstellen. Weiterhin wurde ein Wildtierkorridor eingerichtet.
Hubert Endres, Bürgermeister von Bundorf, hebt hervor, wie Energiewende und Naturschutz in seiner Gemeinde zusammengedacht wurden: “Die Anlage ist auf einer Fläche errichtet worden, von den Orten nicht einsehbar und in einer Mulde am Wald gelegen kaum sichtbar. Eine Zerstückelung wurde vermieden. Ein Projekt – eine Fläche. Und die Einspeisung von Strom aus der Anlage für das Nahwärmenetz ist ein weiterer Vorteil. Die Natur soll weiterhin, in Verbindung mit erneuerbarer Energie genutzt und erhalten werden.”
Fernwärme: Energiewende ganzheitlich gedacht
Neben dem PV-Park wurde in Bundorf ein hauptsächlich stromgeführtes Fernwärmenetz errichtet, das aktuell etwa 20 private Haushalte und auch kommunale Liegenschaften wie Gemeindezentrum, Rathaus und Kindergarten mit Wärme versorgt. Das Fernwärmenetz besteht aus einem 1.600 Meter langen Wärmeleitungsnetz, das von einer Heizzentrale gespeist wird. Diese Zentrale beinhaltet zwei große Luftwärmepumpen für die Grundlast, einen großen Warmwasserspeicher (Pufferspeicher) sowie einen Biomassekessel (Hackschnitzel) für die Spitzenlast.
Primär wird die Solarenergie für die Wärmeerzeugung genutzt und stellt ca. 70 Prozent des Strombedarfs der Anlage bereit. Der Pufferspeicher stellt ausreichend Wärme während der Wintermonate und bei geringer Sonneneinstrahlung sicher. Für zusätzliche Sicherheit sorgt der 200-Kilowatt-Holzhackschnitzelkessel. Die Nähe zu den Rohstoffen und die dezentrale Erzeugung garantieren eine hohe Effizienz und niedrige Transportkosten.
Baubeginn war hier im Jahr 2023 parallel zur Errichtung des Solarparks. Das Fernwärmesystem befand sich seit Ende 2023 im Probebetrieb und ist seit der Integration der Luftwärmepumpen im Frühjahr voll einsatzfähig. Die Energiegenossenschaft EGIS eG ist auch Betreiberin des Fernwärmenetzes. „Das Konzept der Bundorfer Anlage ist einmalig in Deutschland; bisher wurde die Leistung von Energiewendeprojekten nicht ganzheitlich ausgeschöpft. Mit dieser Anlage beweisen wir, dass man Solaranlagen sektorenübergreifend denken kann und sollte“, sagt Pascal Lang, Vorstandsvorsitzender der EGIS eG.
Für die Bürger*innen bedeutet das Fernwärmenetz eine zuverlässige und umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Heizsystemen. Zudem profitieren die Haushalte von stabilen und im Vergleich zu fossilen Brennstoffen niedrigeren Heizkosten. Durch die lokale Energieerzeugung werden zudem die CO₂-Emissionen jährlich um mehr als 90.000 Tonnen reduziert, was einen positiven Beitrag zum Klimaschutz leistet.
Ladeinfrastruktur: Mobilität der Zukunft
In den letzten Jahren hat sich Bundorf auch der Elektromobilität zugewandt. Im Rahmen der Gemeindeentwicklungsplanung wurde entschieden, die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge auszubauen. In Zusammenarbeit mit regionalen Energieversorgern und durch die Unterstützung von Fördergeldern wurden insgesamt sechs Ladestationen mit je zwei Ladepunkten in der Gemeinde errichtet, von denen eine eine Schnellladestation ist. Diese werden zu einem großen Teil durch den Strom aus dem Bürger*innensolarpark betrieben, was die Elektromobilität in Bundorf besonders nachhaltig macht.
Die Ladeinfrastruktur stellt einen wichtigen Schritt in Richtung emissionsfreier Mobilität dar und bietet sowohl den Einwohner*innen als auch Besucher*innen die Möglichkeit, ihre Elektrofahrzeuge bequem vor Ort zu laden. Für die Gemeinde ist dies ein wichtiger Beitrag zur Förderung von klimafreundlicher Mobilität, die gleichzeitig die Attraktivität des Ortes für Pendler und Touristen erhöht.
Für das Sektorenkopplungsprojekt Bundorf wurde die MaxSolar GmbH in diesem Jahr bereits mehrfach ausgezeichnet: mit dem TOP 100 Award sowie auch dem smarter E AWARD für Outstandig Projects.
Die Auszeichnung zur Energie-Kommune des Monats steht unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz.
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