Mythos #2: Können wir mit Atomkraft CO2 einsparen und die Umwelt schützen?
Nein! Fakt ist: Bei der Förderung und Verarbeitung von Uran entstehen sowohl klimaschädliche CO2-Emissionen als auch radioaktive Abfälle.
Zwar verursacht der Prozess der Stromerzeugung in einem Atomkraftwerk keinen direkten CO2-Ausstoß, die vor- und nachgelagerten Prozesse jedoch sehr wohl. Die Emissionen entstehen beim Uranabbau, dessen Transport, der weiteren Verarbeitung zu Brennelementen, dem Kraftwerksbau und -rückbau bis hin zur Lagerung der radioaktiven Abfälle. Da es weltweit noch keine Erfahrungen mit funktionierenden Endlagern gibt, sind besonders die hiermit verbundenen Umweltbelastungen schwer abzuschätzen. Entsprechend groß fallen die Bandbreiten bei Angaben zum CO2-Ausstoß der Atomenergie aus. So rechnete der Weltklimarat IPCC in seinem Bericht von 2014 mit 3,7 bis 110 Gramm CO2-Äquivalenten pro Kilowattstunde. Im Vergleich zu fossilen Energieträgern, die bei der Stromerzeugung einen Treibhausgasausstoß im Umfang von etwa 430-490 g CO2-Äqu. /kWh (Erdgas) oder 1.050-1.140 g CO2- Äqu. /kWh (Braunkohle) aufweisen, ist die Atomkraft damit sehr klimafreundlich. Die Erneuerbaren Energien können da jedoch locker mithalten und das ohne die Probleme und Risiken der Atomenergie. Einer aktuellen Studie zufolge liegen die Emissionsfaktoren für Photovoltaikanlagen je nach Technologie und Standort bei etwa 20 bis maximal 60 Gramm CO2-Äquivalenten pro Kilowattstunde, bei Windenergieanlagen sind es lediglich 7 bis 11 Gramm CO2-Äquivalente pro Kilowattstunde.
Abgesehen von Treibhausgasen entstehen bei der Uranförderung, -verarbeitung und -wiederaufarbeitung radioaktive Abfälle, die sicher entsorgt werden müssen. Weltweit gibt es etwa 380.000 Tonnen hochradioaktiven Abfall, wobei hier die Halden der Uranminen nicht berücksichtigt sind. Allein für Deutschland rechnet die Bundesgesellschaft für Endlagerung mit rund 300.000 Kubikmetern schwach- und mittelradioaktiven sowie 10.500 Kubikmetern hochradioaktiven Abfällen, die dauerhaft sicher gelagert werden müssen.
Schon der Uranabbau ist eine äußerst schmutzige Angelegenheit. Um sieben Kilogramm spaltbares Uran zu gewinnen, müssen ca. 1.000 Tonnen Uranerz abgebaut werden. In Deutschland hat man insbesondere in Sachsen und Thüringen mit dem DDR-Bergbau Wismut leidige Erfahrungen gemacht, da dabei viele Bergleute an Lungenkrebs erkrankten. Die Sanierung kostete bislang 6,9 Milliarden Euro, natürlich bezahlt aus Steuermitteln und nicht mit der Stromrechnung. Nicht umsonst sind die europäischen Uranbergwerke mit Ausnahme von Kasachstan, Russland und der Ukraine inzwischen alle stillgelegt. Die Uranförderung fand und findet vorwiegend auf dem Gebiet indigener Völker, in Afrika und Ländern mit autoritären Strukturen statt.
Wie auch in Kohlekraftwerken sind in Atomkraftwerken große Mengen an Wasser zur Kühlung notwendig. Deshalb wurden AKW gerne an großen Flüssen wie Isar und Elbe gebaut. Bei hohen sommerlichen Temperaturen muss der Betrieb jedoch gedrosselt werden, da sich die Flüsse sonst zu stark erwärmen und dadurch Tier- und Pflanzenwelt Schaden nehmen. Entsprechende Wetterlagen hat es in Deutschland und der Schweiz zum Beispiel im Sommer 2018 gegeben. Frankreich leidet aktuell im Juni 2022 unter ungewöhnlich früher Sommerhitze und muss die Atomkraft drosseln.
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