Effizienz und Investitionen für die Energiewende: Stuttgart empfängt Bălți
Vom 3. bis 5. Juni begrüßten die Stadt Stuttgart und die Agentur für Erneuerbare Energien eine Delegation aus der Stadt Bălți in der Republik Moldau im Stuttgarter Amt für Umweltschutz, um die Energiepartnerschaft der beiden Städte im Rahmen des Projekts „Energiewende Partnerstadt 3.0“, gefördert vom Auswärtigen Amt, voranzutreiben.
Nach rund einem Jahr Projektlaufzeit kam die moldawische Reisegruppe am Abend des 3. Junis mit den Gastgeber*innen aus Stuttgart zusammen. Vitalie Balan, stellvertretender Bürgermeister für kommunale öffentliche Dienste, Energie, Transport, Architektur und Mobilität der Stadt Bălți, und Veceaslav Zincovschi, Leiter der Abteilung für den kommunalen Haushalt, wurden begleitet von Evgheni Camenscic, Energie-Experte der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in der Republik Moldau. Amtsleiter Andreas Neft und Albine Oster, Koordinatorin für Beteiligung der Energieabteilung, vertraten als direkte Partner im Projekt das Stuttgarter Amt für Umweltschutz. Auch Dr. Frédéric Stephan, Leiter der Abteilung Außenbeziehungen, sowie die Mitarbeiterinnen Sakina Ramharak und Katharina Lenz, deren Abteilung die Partnerschaft angestoßen hat, beteiligten sich mit ihrer langjährigen Erfahrung im Bereich Städtepartnerschaften und internationale Beziehungen an einzelnen Programmpunkten des Workshops.
Transnationale Chancen: Finanzierung und Beteiligung
Bereits am Dienstag wurde bei einem gemeinsamen Abendessen in entspannter Atmosphäre mit schwäbischer Küche der Auftakt für die kommenden Tage eingeläutet. Am Mittwochmorgen startete dann auch der fachliche Austausch in den Räumlichkeiten des Amtes für Umweltschutz. Andreas Neft, Leiter der Behörde, begrüßte die Gäste und gab einen ersten Einblick in die energiepolitische Historie der Stadt sowie des Umweltamtes. Im Anschluss zeigte Lea Mistele, Mitarbeiterin im Amt für Umweltschutz, auf, wie die Kommune über Jahre hinweg kontinuierlich das Bewusstsein für Energiesparmaßnahmen innerhalb der Stuttgarter Verwaltung gestärkt hat – und das Engagement in diesem Bereich kontinuierlich fortsetzt.
Mithilfe verschiedenster Formate – etwa Workshops, Informationsmaterialien und spielerischer Aufklärung – werden vor allem Mitarbeitende der Stadtverwaltung, Auszubildende sowie Schulklassen als Multiplikator*innen eingebunden, mit dem Ziel, die vermittelten Tipps und Impulse auch in die breite Bevölkerung weiterzutragen. Der Vortrag führte zu regen Diskussionen und Nachfragen und machte deutlich, dass sich die Stadt Bălți den Herausforderungen und dem Bedarf der Sensibilisierung der lokalen Bevölkerung bewusst ist. Im Anschluss wurde Augusto Acosta aus dem Luxemburger Büro der European Investment Bank zugeschaltet. Er führte auf, wie die Stadt Bălți von den Förderungen des City Climate Finance Gap Fonds profitieren kann, um auch zukünftig – über das Projekt EWPS 3.0 Energiewende hinaus –Maßnahmen im Bereich Energiewende und Klimaschutz umzusetzen. Beim Mittagessen nutzte Bau- und Umweltbürgermeister Peter Pätzold die Gelegenheit für ein Gespräch mit seinem moldawischen Kollegen Vitalie Balan.
Rosenstein und Neckarpark: Innovation & Inspiration
Am Nachmittag unternahm die Reisegruppe eine Exkursion in die Stadt, um aktuelle Praxisbeispiele und zukünftige Projekte der Stuttgarter Energiewende kennenzulernen. Im Showroom des Quartiers Rosenstein wurde auf beeindruckende Weise aufgezeigt, welche städtebaulichen Möglichkeiten der Umbau des Hauptbahnhofs im Rahmen von Stuttgart 21 bietet. Auf der heutigen Gleisanlage sollen auf 85 Hektar im Rahmen eines nachhaltigen Stadtentwicklungskonzepts vier lebendige Quartiere entstehen, die vielfältig, grün und sozial gestaltet sind und gemeinsam einen zukunftsfähigen Stadtraum inmitten der Innenstadt schaffen.
Was bereits heute möglich ist, demonstrierte der anschließende Besuch im Quartier Neckarpark, das an anderer Stelle in der Stadt nachhaltigen Städtebau mit begrünten Fassaden, einem neuen Nahwärmenetz und energieeffizienten Gebäuden umsetzt. Im Quartier, das sich bereits im fortgeschrittenen Bau befindet, sollen langfristig 850 Wohnungen und Gewerbeflächen über eine Energiezentrale mit einer Abwasserwärmepumpe versorgt werden.
Die Begeisterung der Delegation aus Bălți über die innovative Wärmeplanung Stuttgarts zeigte sich beim abschließenden Abendessen sowie am zweiten inhaltlichen Block des Workshops am Donnerstagmorgen, bei welchem die Erfolge und Schwierigkeiten der moldawischen Stadt präsentiert wurden. Vitalie Balan und Veceaslaw Zincovschi machten ebenso wie Energie-Experte Evgheni Camenscic deutlich, dass viele Ambitionen durch mangelnde Finanzierungsmöglichkeiten ausgebremst werden. Den Vertretern der Kommune ist die Dringlichkeit von Vorreiterprojekten, der Sensibilisierung von Bürger*innen und die Einstellung einer Person im Energiemanagement bewusst, aber viele Ansätze scheitern bislang an finanzieller und personeller Kapazität.
Alle Parteien sind sich einig, dass für eine erfolgreiche Energiewende verstärkte Zusammenarbeit und Vernetzung erforderlich sind. Die Diskussionen zu möglichen nächsten Schritten ebbten auch beim kurzweiligen Stadtrundgang am Nachmittag des Folgetages nicht ab, der in beeindruckendem Ambiente auf dem ältesten Fernsehturm Deutschlands endete. Nach zwei langen und intensiven Tagen wurde beim Abschiedsdinner deutlich: Die Energiepartnerschaft zwischen Bălți und Stuttgart steht erst am Anfang, doch Ideen und Potenzial sind reichlich vorhanden. Tschüssle und bis Bălți!
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