Energie-Kommune des Monats: Dallgow-Döberitz

Februar 2024

Die amtsfreie Gemeinde Dallgow-Döberitz ist eine der begehrtesten Wohnadressen im westlichen Speckgürtel von Berlin. Die bekannte Döberitzer Heide – ein ehemaliger Truppenübungsplatz – lädt Naturfreunde, Erholungssuchende und Sportbegeisterte gleichermaßen zum Verweilen ein. Der beschauliche brandenburgische Ort hat aber mehr als Natur zu bieten. Eine schnelle Anbindung an die Hauptstadt sowie moderne Schulen und Kindertagesstätten machen die Gemeinde insbesondere für Familien mit Kindern attraktiv. Neben einer allgemein guten Infrastruktur verfügt Dallgow-Döberitz auf dem Gebiet des angrenzenden ehemaligen Flugplatzes Staaken – direkt an der berlin-brandenburgischen Landesgrenze – über eine der größten Photovoltaik-Freiflächenanlagen (PV) der Region. Die Anlage macht den ambitionierten Klimaschutz der 10.000-Einwohner-Gemeinde, der sich kontinuierlich verstetigt, für jeden und jede ersichtlich.

Dallgow-Döberitz aus der Vogelperspektive (Foto: Gemeinde Dallgow-Doeberitz).

Die Gemeinde veröffentlicht 2023 ihr erstes integriertes Klimaschutzkonzept

Photovoltaik-Anlage auf dem Sportpark der Gemeinde (Foto: David Orlob).Zusätzlich zu diesem Solarpark, der auf 50 Hektar Land Strom für circa 7.000 Haushalte bereitstellt, gibt es zwei weitere große Anlagen dieser Art im Gemeindegebiet und viele weitere Beispiele für lokale Klimaschutzmaßnahmen. Auch auf zahlreichen Gemeindedächern wurden in den letzten Jahren PV-Dachanlagen installiert. Durch die Installation auf Dächern kommunaler Gebäude wie der Kita „Wolkenburg“ werden aktuell circa 55.000 Kilowattstunden erneuerbarer Strom im Jahr produziert. Rein rechnerisch kann damit 100 Prozent des Strombedarfs der Gemeinde aus Erneuerbaren Energien gedeckt werden. Auch die Straßenbeleuchtung der Gemeinde wurde inzwischen vollständig auf energiesparende LEDs umgestellt.

Entscheidend für das Erreichen der ambitionierten Minderungsziele war aber die Einstellung von Klimaschutzmanager Constantin Gärtner im Oktober 2021. Gärtner koordiniert den kommunalen Klimaschutz und konnte mit der Fertigstellung des ersten integrierten Klimaschutzkonzeptes im Jahr 2023 einen wichtigen Meilenstein für die zukünftige Entwicklung der Gemeinde erreichen.

„Das Klimaschutzkonzept, welches einen wichtigen Grundstein im gemeindlichen Klimaschutzmanagement gelegt hat, dient unter anderem als erste Entscheidungsgrundlage und Planungshilfe für künftige Klimaschutzaktivitäten innerhalb der Gemeinde“, erklärt der Klimaschutzmanager Constantin Gärtner. Das im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz verabschiedete Konzept analysiert den Ist-Zustand in der Gemeinde und zeigt einen Weg auf, wie über mittelfristige Investitionen sowie Sofortmaßnahmen die Reduktionsziele der Gemeinde erreicht werden könnten.

Einwohnerinnen und Einwohner von Dallgow-Döberitz unterstützen die „Erneuerbaren“

E-Ladesäule am Bahnhof der Kommune (Foto: Enya Breitkopf).Neben einer engagierten Verwaltung sind auch die Einwohnerinnen und Einwohner gefragt, damit die Transformation zur Klimaneutralität gelingen kann. Die Bedeutung der „Privaten“ spiegelt sich auch im Klimaschutzkonzept wider. Denn aktuell werden fast zwei Drittel der im Ort anfallenden Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor ausgestoßen. Davon entfallen wiederum etwa zwei Drittel auf die Nutzung privater Pkw.

Die Ergebnisse einer Online-Umfrage, die in der Gemeinde im Rahmen der Erstellung des Klimaschutzkonzeptes 2022 durchgeführt wurde, zeichnen jedoch ein optimistisches Bild. So haben auch die Bürger*innen „Mobilität und Verkehr“ als wichtigstes kommunales Handlungsfeld identifiziert. Die Stärkung der kommunalen Biodiversität sowie eine nachhaltige Energieversorgung belegten jeweils den zweiten und dritten Platz. Generell stehen die Bürger*innen von Dallgow-Döberitz dem Ausbau von Erneuerbaren Energien positiv gegenüber. Der Maßnahmenkatalog, der gemeinsam mit dem Klimaschutzkonzept 2023 erstellt wurde, trägt diesen Wünschen Rechnung.

Über bereits umgesetzte Maßnahmen wie den in Kooperation mit der Verbraucherzentrale Brandenburg durchgeführten Vortragsreihen zu Themen wie Energiesparen, Heizungsoptimierung, Fachvorträgen wie „Fit machen für die Wärmepumpe“ oder Veranstaltungen der Verbraucherzentrale zum „Strom selbst erzeugen mit Photovoltaik“ werden die Bürger*innen angesprochen und ermutigt sich selbst zu engagieren. Über die Ausgabe von Beratungsgutscheinen für Heizungs- und Energiesparchecks durch die Verbraucherzentrale können sich Einwohner*innen individuell beraten lassen. Gleichzeitig werden Umweltbildungsprojekte in der Grundschule und den Kitas der Gemeinde umgesetzt, um auch die jüngeren Gemeindemitglieder mit dem wichtigen Thema vertraut zu machen.

Umsetzung des Maßnahmenkatalogs

Die Gemeinde investiert in die Elekrifizierung des eigenen Fuhrparks (Foto: Constantin Gärtner).In über vierzig Maßnahmen wurden kurz- bis langfristige Ansatzpunkte identifiziert, mit denen Dallgow-Döberitz in den nächsten Jahren einen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. Unter anderem in den Bereichen Verkehr, Erneuerbare Energien, Bauplanung und Steigerung der biologischen Vielfalt. Im „Verkehrssektor“ wurde mit der Erstellung eines Radverkehrskonzeptes begonnen, da durch die Schaffung einer sicheren und attraktiven Wegeplanung der Umstieg vom Auto auf das Fahrrad gewährleistet wird. Durch die Beteiligung der Bevölkerung wird sichergestellt, dass das Ergebnis den Bedürfnissen der Anwohner*innen entspricht. Die Verwaltung hat zudem mit der Elektrifizierung der eigenen Fahrzeugflotte begonnen. Durch den Einsatz eines neuen E-Autos und die Bereitstellung von E-Bikes für die Dienstfahrten der Verwaltungsmitarbeiter spart die Gemeinde Dallgow-Döberitz nun jährlich beträchtliche Mengen an CO2 ein. Geladen wird mit 100 Prozent Ökostrom.

Neben der Senkung von Emissionen liegt ein weiterer Schwerpunkt im Ausbau der Erneuerbaren Energien. Einerseits werden Private weiterhin über Informationsveranstaltungen zu möglichen Förderungen bis hin zu Stromspar-Checks auf dem Laufenden gehalten und mittels Beratungsgutscheinen unterstützt. Andererseits geht die Gemeinde als Vorbild voran. So wurde bereits das Solarpotenzial gemeindeeigener Dächer ermittelt und geeignete Dächer für PV-Anlagen identifiziert. Entsprechend der Planungen des Klimaschutzmanagements wird die Grundschule der Kommune mit einer großflächigen PV-Anlage inklusive Speicher ausgestattet. Andere geeignete Objekte werden in den kommenden Jahren folgen. Weiteres Potenzial wird in der ländlich geprägten Kommune zum Beispiel im Ausbau von Agri-Photovoltaik gesehen. Darunter versteht man die Doppelnutzung von landwirtschaftlichen Flächen zur Produktion von Nahrungsmitteln bei gleichzeitiger Erzeugung von Strom durch PV-Anlagen.