Studie: 100 Prozent Erneuerbare Energie ist günstiger als das bisherige System

Die Schüler*innen von Fridays for Future haben erst kürzlich ihre Forderungen bekannt gegeben. Eine davon lautet, dass die Stromerzeugung bis 2035 zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Energien kommen muss. Die neue Studie „Global Energy System based on 100 % Renewable Energy“ bestätigt: Die vollständige Energiewende in den Bereichen Strom, Wärme und Verkehr ist möglich, würde günstiger sein als oft behauptet und auch günstiger als ein reines Fortführen unseres derzeitigen Energiesystems.

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Ein Team, bestehend aus 14 Wissenschaftler*innen der LUT University in Finnland und dem Umweltnetzwerk EnergyWatchGroup, hat die Studie mithilfe eines wissenschaftlichen Modells in über vier Jahren Forschung, Datenerfassung und Analyse erstellt. Sie wurde im April in Berlin vorgestellt. Die Studie simuliert eine vollständige weltweite Energiewende in den Bereichen Strom, Wärme, Verkehr und Meerwasserentsalzung bis 2050. In diesem Modell würde die Solarenergie 69 Prozent der gesamten Energieversorgung ausmachen. Hinzu kommen 18 Prozent Windenergie, fünf Prozent Bioenergie, drei Prozent Wasserkraft und zwei Prozent Geothermie. „Was passiert bei 100 Prozent Erneuerbaren Energien?“ titelt im Zusammenhang mit der Studie etwa der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR). Die Antwort ist denkbar simpel, wie der MDR weiter ausführt: Wenden sich nämlich alle Sektoren von der nuklearen und fossilen Energie ab und setzen nur auf Erneuerbare Energien, sinken die Treibhausgasemissionen rapide.

In der Branche ist klar: Die politischen Instrumente liegen längst auf dem Tisch, es hapert aber an der Umsetzung: „Die Förderung von Sektorenkopplung und privaten Investitionen, die im Idealfall durch feste Einspeisevergütungen angereizt werden, Steuerboni in verschiedenen Sektoren und rechtliche Privilegien bei gleichzeitiger Einstellung von Subventionen für Kohle und fossile Brennstoffe könnten die Energiewende wieder in Fahrt bringen“, schreibt dazu die Redaktion von energiezukunft.

Das Autor*innen-Team begegnet mit ihren Ergebnissen auch der Kritik, dass die Energiewende zu teuer werde, Verbraucher*innen stark belastet würden und Arbeitsplätze verloren gingen. „Die Erneuerbaren werden sogar günstiger als die fossilen Energien“, sagt dazu Christian Breyer, wissenschaftlicher Leiter der Studie und Professor für Solarwirtschaft an der LUT, gegenüber Laura Cwiertnia von der Wochenzeitung Die Zeit. Er führt im selben Gespräch weiter aus: Anfangs müsste man zwar mit hohen Investitionen rechnen, etwa mit 67.200 Milliarden Euro weltweit. Bis 2050 gerechnet würden die Kosten aber sinken. Statt im Schnitt 54 Euro pro Megawattstunde Energie wie 2015 zahlt man dann nur noch 53 Euro. Die Arbeitsplätze im Stromsektor würden ebenfalls wachsen, weltweit bis 2050 um 15 Millionen Stellen. Auch das hätten die Berechnungen ergeben.

Das zeigt: Dank der neuen Technologien würden laut der Studie sehr viel mehr Jobs entstehen als durch Strukturwandel und andere Transformationsprozesse verlorengingen. Claudia Kemfert, Energieökonomin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), sieht sich ebenfalls in ihrer jahrelangen Forschung bestätigt: Im Gespräch mit der Deutschen Welle betont sie, dass die Ziele des Pariser Klimaabkommens auch aus ökonomischer Sicht sinnvoll und machbar seien. Die Forderungen der Schüler*innen müssen also als das gewertet werden, was sie sind: realistisch und machbar. Die Technologien sind da, die Handlungsempfehlungen an die Politik ebenfalls – sie stehen prominent am Ende des Papiers im Fazit.

Foto: © Shutterstock.com, Cienpies_Design 

Dieser Artikel wurde im Renews, dem Newsletter der Agentur für Erneuerbare Energien, veröffentlicht.

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