Erfolgsfaktor Fläche: Ein Unternehmen verbindet Investor*innen, Kommunen und Eigentümer*innen

Erfolgsfaktor Fläche: Ein Unternehmen verbindet Investor*innen, Kommunen und Eigentümer*innen 
Flächen sind der Schlüssel zur Energiewende – doch sie zu finden, ist eine Herausforderung. Christoph Piechaczek und sein Unternehmen Solar Projects haben sich genau darauf spezialisiert: Sie vermitteln Grundstücke für Photovoltaik- und Windkraftanlagen, bringen Investoren mit Eigentümer*innen zusammen und treiben so den Ausbau Erneuerbarer Energien voran.


Solar Projects entwickelt und vermittelt Flächen für Erneuerbare Energien. Wie ist es zu dieser Geschäftsidee gekommen?Foto: Solar Projects

Christoph Piechaczek: Anfangs lag unser Fokus auf der Entwicklung von Dach- und Freiflächen-Photovoltaikanlagen (PVA) sowie der Vermittlung von Finanzierungen für Investoren. Wir waren in mehreren Ländern aktiv – darunter Italien, Großbritannien, Rumänien und insbesondere Deutschland.

Bis ca. 2007/2008 waren die meisten Anlagen relativ klein, oft bis 1 Megawatt (MW). Doch mit der Weiterentwicklung der Technologie und besseren Rahmenbedingungen stieg die Größe der Projekte rasant an. Ab 2010 bis 2012 vermittelten wir in Deutschland und im Ausland Freiflächen-Photovoltaikanlagen (FF-PVA) mit bis zu 30 MW, später sogar 40 MW oder mehr als Portfolio sogar  200 MW.

Aber das blieb nicht so, oder?

Im Jahr 2018 verschlechterten sich die Rahmenbedingungen für die Vergütung von Dach-Photovoltaikanlagen in Deutschland erheblich. Das war für uns ein Wendepunkt: Wir haben uns verstärkt auf die Vermittlung von Flächen für Freiflächen-Photovoltaikanlagen (FF-PVA) spezialisiert. Dabei arbeiten wir eng mit Grundstückseigentümern, Investoren und Projektentwicklern zusammen, die uns helfen, Projekte erfolgreich in die Umsetzung zu bringen. Die Projekte wurden und werden immer mit den Investoren abgeschlossen, wir sind Vermittler und Konzeptgeber für die meisten Projekte.

Wie konnten Sie sich damals gegen die Konkurrenz durchsetzen?

Unsere Einzigartigkeit: Durch einmalige Präsentationen mit Bürgerbeteiligung und eine Selbstverpflichtung nach § 780 BGB an die Gemeinden konnten wir hunderte Projekte erfolgreich an Investoren & Projektentwickler vermitteln. Heute verbinden wir Eigentümer mit den passenden Investoren und sorgen dafür, dass Flächen effizient für erneuerbare Energien genutzt werden.

Übersteigt aktuell die Nachfrage nach Fläche das Angebot oder umgekehrt?

Derzeit übersteigt die Nachfrage nach Flächen für erneuerbare Energien deutlich das Angebot. Hunderte Investoren und Projektentwickler suchen aktiv nach geeigneten Grundstücken für Freiflächen-Photovoltaik, Windkraft und Dachanlagen.

Besonders in Deutschland gibt es einen hohen Druck, erneuerbare Energien auszubauen. Das liegt an mehreren Faktoren: den Klimazielen und der Energiewende, attraktiven Vergütungsmodellen und Förderungen sowie stabilen Pacht- und Renditechancen für Eigentümer. Allerdings sind nicht alle Flächen nutzbar – es gibt rechtliche Einschränkungen, Umweltauflagen und Netzanschlussanforderungen. Wir helfen dabei, passende Flächen und Investoren zusammenzubringen.

Gab es immer eine höhere Nachfrage als es Flächen gab?

Als wir 2018 mit der gezielten Flächensuche begannen, gab es nur wenige Unternehmen, die aktiv nach Flächen suchten. Dadurch war das Angebot größer als die Nachfrage, und wir konnten viele Flächen problemlos sichern. Ein großer Vorteil für uns entstand während der Corona-Pandemie: Während viele Unternehmen Termine absagten oder ihre Aktivitäten einschränkten, haben wir weiterhin Grundstückseigentümer getroffen und Verträge abgeschlossen. Dadurch konnten wir unser Flächenportfolio strategisch ausbauen, bevor die Nachfrage sprunghaft anstieg. Heute hat sich der Markt komplett gedreht – Flächen sind stark umkämpft, und Eigentümer haben oft mehrere Angebote zur Auswahl.

Bedarf es mehr Wissen bei Land- und Dacheigentümer*innen über den Wert ihrer Fläche?

Viele Grundstückseigentümer sind heute gut informiert. Sie holen sich mehrere Angebote ein und können Fehlangebote gut erkennen. Allerdings braucht es Fachwissen, um rechtliche und wirtschaftliche Details zu verstehen. Themen wie: Welche Flächen sind für Solar oder Windkraft geeignet? Welche Pachtmodelle sind nachhaltig? Welche steuerlichen Auswirkungen hat eine Verpachtung?

Hier unterstützen wir Eigentümer, indem wir seriöse Angebote vermitteln und Transparenz schaffen.

Was sind die größten Hemmnisse für Eigentümer*innen, wenn sie ihre Flächen verpachten wollten?

Das geht bei unklaren rechtlichen Vorgaben (Bebauungspläne, Abstandsregelungen) und langfristigen Vertragsbindungen (20–30 Jahre) los. Aber auch viele unterschiedliche Angebote, die schwer vergleichbar sind, möglicher Widerstand aus der Bevölkerung (besonders bei Windkraft) oder steuerliche Fragen spielen eine Rolle. Wir helfen Eigentümern, diese Hürden zu überwinden, indem wir seriöse Investoren vermitteln, Vertragsbedingungen verständlich erklären und die wirtschaftlich beste Lösung aufzeigen.

Wie bleibt ein Großteil der Wertschöpfung in den Kommunen?

Kommunale Beteiligung gemäß § 6 EEG (bis zu 0,2 Cent pro kWh für die Gemeinde) und auch eine Anmeldung der Betriebsstätte vor Ort, damit die Gewerbesteuer in der Kommune bleibt, sind wichtig. Aber es geht auch darum, regionale Banken in die Finanzierung einzubinden, Bau- und Wartungsaufträge an lokale Unternehmen zu vergeben und Pachtzahlungen für Grundstückseigentümer zu sichern. Last but not least brauchen wir die direkte Beteiligung der Kommune an der Projektgesellschaft. So bleibt ein großer Teil der wirtschaftlichen Erträge in der Region.

Gab es ein Projekt mit Widerstand – und wie wurde dieser überwunden?

Ja, in einem Projekt gab es Bedenken seitens der Gemeinde und der Anwohner. Die Hauptkritikpunkte waren der potenzielle Eingriff ins Landschaftsbild, Unsicherheit über wirtschaftliche Vorteile und mangelnde Transparenz.

Wie sah Ihre Lösung aus?

Wir setzten auf eine frühe Einbindung der Gemeinde mittels Bürgerveranstaltungen und offener Kommunikation. Auch das Aufzeigen wirtschaftlicher Vorteile wie Gewerbesteuer und Pachtzahlungen sowie die optische Eingliederung und Beteiligungsmöglichkeiten für die Gemeinde konnten helfen, das Projekt erfolgreich umzusetzen.

Ihr Unternehmen betont die Bedeutung von Bürger*innenbeteiligung. Wie leisten Sie hierzu einen Beitrag?

Direkte finanzielle Beteiligung, bei der beispielsweise Bürger in Solar- oder Windprojekte investieren können, oder das Genossenschaftsmodell. Hier können sich Kommunen oder Bürgergenossenschaften an den Projekten beteiligen. Darüber hinaus können heute durch lokale Energiepartnerschaften vergünstigte Stromtarife für Anwohner angeboten werden. Unerlässlich ist jedoch auch eine transparente Informationspolitik: frühzeitige Bürgerbeteiligung und offene Kommunikation mit der Bevölkerung. Diese Maßnahmen stärken das Vertrauen und sorgen für eine breite Unterstützung in der Region.  Durch strategische Partnerschaften, Transparenz und Beteiligungsmöglichkeiten sorgen wir dafür, dass erneuerbare Energieprojekte nicht nur die Umwelt schützen, sondern auch wirtschaftlich nachhaltig und gesellschaftlich akzeptiert sind.

Was erwartet die Grundstückseigentümer*innen bzw. Kommunen denn?

Bei Freiflächen-Photovoltaikanlagen und Solarparks erhalten Grundstückseigentümer oder Kommunen pro Jahr bis zu 5.000 € pro Hektar sowie eine zusätzliche Beteiligung an den Stromerträgen. Zudem ist es uns wichtig, dass auch die Dachflächen von Gemeinden mit Photovoltaikanlagen ausgestattet werden. Die dafür generierten Mittel können für Dachsanierungen oder den Bau von Elektrotankstellen vor Ort genutzt werden. So profitieren nicht nur kommunale Busse und andere Einrichtungen von günstigem Strom, sondern es entstehen auch zusätzliche Vorteile für die regionale Infrastruktur.

Auch für Windenergieprojekte haben wir bereits Investoren, die je nach Region und Projekt bis zu 365.000 € pro Jahr und Windkraftanlage als Pachtzahlung anbieten. Hier ist es entscheidend, die besten Angebote für die Gemeinden und Eigentümer herauszuholen, um die wirtschaftlich attraktivste und nachhaltigste Lösung zu finden.

Welche aktuellen Entwicklungen sehen Sie mit Blick auf die kommenden 5 Jahre?

Ein wichtiger Aspekt ist die Integration von Batteriespeichern in unsere Projekte. Dadurch kann der erzeugte Strom effizient gespeichert und optimal genutzt werden. Zudem setzen wir verstärkt auf den Bau von Agri-Photovoltaik-Anlagen, um landwirtschaftliche Flächen weiterhin nutzbar und den Flächenverbrauch so gering wie möglich zu halten. Zukunftsorientiert möchten wir außerdem die Erzeugung von grünem Wasserstoff durch Elektrolyse in unsere Projekte integrieren. Dies ermöglicht eine nachhaltige Nutzung überschüssiger Energie und kann langfristig einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung verschiedener Sektoren leisten.

Verschiedene Investoren bieten unterschiedliche Angebote, und es ist entscheidend, das bestmögliche Angebot für die Gemeinde, Bürger und die Pächter zu finden, um eine nachhaltige und wirtschaftlich sinnvolle Lösung zu gewährleisten.