Energie-Kommune des Monats: Heidelberg
Februar 2015
Umwelt- und Klimaschutz hat in Heidelberg Tradition. Über Jahrzehnte hinweg haben sich die Neckarstadt und ihre rund 150.000 Bürgerinnen und Bürger den Ruf einer Umwelt- und Nachhaltigkeits-Stadt mit vielen Netzwerk-Partnern erarbeitet. Bereits 1992 verabschiedete Heidelberg als erste deutsche Großstadt ein kommunales Klimaschutzkonzept. Aktuell beteiligt sich die Neckarstadt am Förderprogramm „Masterplan 100% Klimaschutz“ des Bundesumweltministeriums. Ziel ist die klimaneutrale Kommune bis 2050. Daneben gibt es viele Initiativen von Seiten der Stadt, der Stadtwerke und der vielen engagierten Menschen vor Ort. „In Heidelberg spüren wir großes Engagement von vielen Seiten“, freut sich Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner. „Als Stadt versuchen wir, Maßnahmen zum Klimaschutz und den Alltag der Bürgerinnen und Bürger in Einklang zu bringen.“
Vielfältige Projekte und vielfältige Akteure
Die Stadt Heidelberg setzt sich zusammen mit vielen unterschiedlichen Partnern für die Nutzung der Erneuerbaren Energien ein. Umweltfreundliche Fernwärme für das Fernwärmenetz der Stadtwerke Heidelberg erzeugen etwa ein Holz-Heizkraftwerk und dezentrale Biomethan-Blockheizkraftwerke. Die Stadtwerke bieten außerdem einen Ökostromtarif an, der eine Deckung aus neuen Anlagen der Erneuerbaren Energien und nicht alten Wasserkraftwerken sichert, sowie einen weiteren, der einen Ausbau von Anlagen zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien und Maßnahmen für mehr Energieeffizienz in der Region fördert. Weitere gute Beispiele sind das Wasserkraftwerk am Karlstor, welches von einem überregionalen Energieversorgungsunternehmen betrieben wird, sowie drei Holzhackschnitzel-Heizanlagen, drei Biogasanlagen, zahlreiche thermische Solaranlagen mit einer Kollektorfläche von rund 6.000 Quadratmetern und Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von rund 13 Megawatt. Die einzelnen Anlagen werden von verschiedenen öffentlichen und privaten Akteuren betrieben.
Die Stadt unterstützt das private Engagement mit eigenen Förderprogrammen. Dazu gehören Maßnahmen zur Nutzung regenerativer Energien, zur Gebäudedämmung oder Regenwassernutzung. Damit versucht die Stadt, das Klimaschutzpotenzial der privaten Haushalte zu aktivieren, die für rund 40 Prozent des Kohlendioxid-Ausstoßes verantwortlich sind. Die Stadt bietet auch eine kostenlose Energieberatung an und spart selbst Energie: Durch energetisches Bauen und Sanieren konnte der Energieverbrauch in städtischen Gebäuden um die Hälfte verringert werden. Das schützt das Klima und spart im Vergleich zu 1993 jährlich rund 1,2 Millionen Euro. Und: Heidelberg schult den Nachwuchs. Beim Programm Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) lernen bereits Kinder, welche Auswirkungen ihr eigenes Handeln auf die Zukunft hat.
Eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Deutschlands
Zurzeit entsteht in Heidelberg die weltweit größte Passivhaussiedlung im neuen Stadtteil Bahnstadt. Wenige Gehminuten vom Heidelberger Hauptbahnhof entfernt, entsteht der neue Stadtteil komplett in Passivhausbauweise. 12.000 Menschen werden hier künftig forschen, leben und arbeiten. Als jüngster Stadtteil Heidelbergs wird die Bahnstadt angefangen von den Wohn-, Büro- und Laborgebäuden über Schulen und Kindertagesstätten bis hin zum Baumarkt komplett im Passivhaus-Standard gebaut. Grundlage hierfür ist ein umfassendes Energiekonzept, das parallel zu den städtebaulichen Konzepten und anderen Fachkonzepten entwickelt und vom Heidelberger Gemeinderat beschlossen wurde.
Der Passivhaus-Standard ist rechtlich verbindlich über Verträge und Entwicklungsrecht fixiert und die Prüfung des Passivhaus-Standards ist in das Baugenehmigungsverfahren integriert. Für die Bauherren und Bauträger gibt es spezielle Energieberatungsangebote und Fördermöglichkeiten. Passivhäuser dürfen einen jährlichen Heizenergiebedarf von höchstens 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter haben. Das entspricht rund 1,5 Liter Heizöl pro Jahr. Durch die Bauweise wird eine Reduzierung des Energiebedarfs um 50 bis 80 Prozent gegenüber dem durchschnittlichen Verbrauch in bestehenden Wohngebäuden möglich.
Neue Heimat für Solarstrom
Ein anderes Projekt ist die Versorgung mehrerer Mehrfamilienhäuser im Nachbarort Nußloch mit Solarstrom vom eigenen Dach. Damit geht die Heidelberger Energiegenossenschaft und die Baugenossenschaft Familienheim Heidelberg gemeinsam neue Wege. Die Heidelberger Energiegenossenschaft bietet allen Bewohnern der „Neuen Heimat“ einen günstigen Solarstromtarif. Der Preis liegt mit derzeit 25,4 Cent unter dem Preis des Grundversorgers. Hinzu kommt ein Grundpreis von 6,95 Euro. Außerdem haben die Bewohner die Möglichkeit, sich über die Energiegenossenschaft an der Anlage zu beteiligen. Dadurch haben die Mieterinnen und Mieter Gelegenheit doppelt zu profitieren: Sie können in die Anlage investieren und exklusiv Solarstrom zu einem günstigen Preis beziehen. Es ist das erste Direktverbrauchskonzept einer Energiegenossenschaft auf Mehrfamilienhäusern in Deutschland.
Der Solarstrompreis ist dabei für 20 Jahre vertraglich garantiert und wurde auch nach der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) 2014, die die Zahlung der kompletten EEG-Umlage bei Direktverbrauch vorschreibt, nicht erhöht. Damit können sich die Mieterinnen und Mieter unabhängig von zukünftigen Strompreissteigerungen machen. Die Solarmodule mit einer Fläche von insgesamt über 3000 Quadratmeter erzielen eine Spitzenleistung von 445,5 Kilowatt. Sie sind parallel zum Dach befestigt und wie die Dächer selbst nach Osten und Westen ausgerichtet. Damit können circa 370.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugt werden. Derzeit beziehen 116 Parteien den Strom vom eigenen Dach. Für die reibungslose Belieferung kooperiert die Heidelberger Energiegenossenschaft bei diesem Projekt mit dem Grünstromhändler Naturstrom.
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