Jetzt den Turbo für die Erneuerbaren zünden

Wörrstadt, 14. April 2023 - Nun ist es also soweit: Der bereits 2011 mit großer parlamentarischer Mehrheit vereinbarte Atomausstieg wird nun – zwölf Jahre später – mit dem Abschalten der letzten drei Atomkraftwerke vollendet. Endlich, möchte man ergänzen! Durch diesen Schritt verlieren wir nicht etwas, im Gegenteil: Wir gewinnen viel dazu.

In erster Linie profitieren wir von mehr Sicherheit, da die Gefahren durch einen atomaren Super-GAU in Deutschland weiter verringert werden. Entgegen der landläufigen Meinung steigern wir in der Folge unsere Unabhängigkeit, indem keine atomaren Brennstoffe – zum Beispiel aus Russland – importiert werden müssen. Weiter trägt diese Entscheidung dazu bei, die Wirtschaftlichkeit von Deutschland zu stabilisieren. Unter dem Strich gewinnen wir auch dadurch an Wirtschaftlichkeit, dass wir nicht zu quantifizierende Risiken komplett aus dem Spiel nehmen. Zumindest ist davon auszugehen, dass zu den ohnehin vorhandenen Endlagerrisiken und -kosten keine weiteren hinzukommen.

Dabei muss ein sinnvoller Mix aus erneuerbaren Energien den ab Sonntag wegfallenden Atomstrom risikoarm ersetzen. Ein Anteil von 80 Prozent bis zum Jahr 2030 ist zugegebenermaßen ambitioniert, allerdings für den Klimaschutz unabdingbar. Dieser Zubau an Erneuerbaren sorgt für klimafreundlichen Strom, Unabhängigkeit von Energieimporten, regionale Wertschöpfung und nicht zuletzt weitgehend stabile, günstige Energiepreise. Nur wenn wir jetzt konsequent an unseren Zielen arbeiten, indem wir den Ausbau beschleunigen, können wir die Vereinbarungen des Pariser Klimaabkommens einhalten. 

Die Befürchtung, mit dem Ausstieg aus der Atomenergie gingen die Lichter aus, ist in weiten Teilen unbegründet. Ihr Anteil an der Stromerzeugung lag zuletzt (2022) bei etwa 6,5 Prozent. Im Gegensatz dazu stieg der Beitrag der erneuerbaren Energien innerhalb eines Jahres um vier Prozentpunkte auf 46,3 Prozent. Mit der geforderten Beschleunigung des Ausbaus werden wir diesen Anteil zügig weiter erhöhen. Nicht zu vergessen sind diverse Einsparpotenziale in Industrie, Landwirtschaft, Verkehr und Privathaushalten. Mit dem Wegfall des Atomstroms fallen wir nicht automatisch „unter Null“. Im vergangenen Jahr haben wir in Deutschland mehr Strom erzeugt als benötigt. Dabei hatten wir einen Netto-Stromüberschuss von 26,3 TWh, der exportiert wurde. Zum Vergleich: das sind rund 5 Prozent der hiesigen Stromerzeugung. Das alles zeigt: Vor dem Atomausstieg muss sich ernsthaft niemand fürchten; im Gegenteil: Wir sollten uns über die damit verbundenen Gewinne für die Gesellschaft freuen.

Dass wir bei den erneuerbaren Energien heute schon viel weiter sein könnten und damit die aktuelle Debatte wesentlich entspannter führen könnten, ist das einzige Ärgernis. Es mutet schon etwas absurd an, dass man nicht 2011 mit dem Beschluss des Atomausstiegs den Turbo für die Erneuerbaren gezündet hat, sondern erst jetzt mit dem Vollzug des Ausstiegs damit so richtig beginnt. Damit haben die in den vergangenen zwölf Jahren zuständigen Bundeswirtschaftsminister aus FDP, SPD und CDU/CSU uns leider einen Bärendienst erwiesen.

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Felix Wächter
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