Gemeinde Saerbeck
September 2018
Die 7300 Einwohnerinnen und Einwohner im westfälischen Saerbeck möchten bis 2030 ihren Energiebedarf in der Bilanz vollständig aus Erneuerbaren Energien decken. Dieses Jahr feiert die Kommune gleich drei Geburtstage: 5 Jahre Bioenergiepark, 10 Jahre Klimakommune und 25 Jahre Entsorgungsgesellschaft Steinfurt (EGST). Die Bürgerinnen und Bürger stehen hinter dem Ausbau von Wind, Sonne und Co. in ihrer Nachbarschaft. „Die Gemeinde hat frühzeitig und umfassend zum Ausbau der Erneuerbaren Energien informiert. Dadurch besteht eine große Akzeptanz für die vorgesehenen Projekte und eine hohe Nachfrage nach eigenen Investitionen in Bürgerenergieanlagen“, versichert Wilfried Roos, parteiloser Bürgermeister der Gemeinde Saerbeck. Die erwartete Überproduktion beim Strom soll die Minderproduktion bei der Wärme und Mobilität bilanziell ausgleichen. Bis jetzt konnte der CO2-Fußabdruck von 9,9 Tonnen pro Einwohner schon auf 5,5 Tonnen CO2 gesenkt werden.
Integriertes Klimaschutz-und Klimaanpassungskonzept
Um die ambitionierten Ziele zu erreichen, hat Saerbeck ein integriertes Klimaschutz-und Klimaanpassungskonzept erarbeitet, an dem neben Expertinnen und Experten auch die Saerbecker beteiligt waren. Die Gemeinde hat sieben Handlungsfelder beschrieben, die eng miteinander verbunden sind. Jedem Handlungsfeld sind insgesamt 150 Projekte und Maßnahmen zugeordnet. Darüber hinaus gibt es drei Leitprojekte, um das Ziel – klimaneutrale Kommune im Jahr 2030 – zu erreichen. Für das große Engagement ist die münsterländische Gemeinde im März 2009 von der Landesregierung zur NRW-Klimakommune ausgezeichnet worden.
Bioenergiepark Saerbeck
Herzstück des Konzeptes ist ein Bioenergiepark auf dem Gelände eines ehemaligen Munitionsdepots der Bundeswehr. Die Gemeinde kaufte das Gelände von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben für knapp 1,1 Millionen Euro. Auf etwa 90 Hektar sind Biogasanlagen, Windräder und Bürgersolarkraftwerke entstanden. 2011 konnten schon Photovoltaikmodule auf insgesamt sieben Dächern von Gebäuden im Bioenergiepark mit einer Nennleistung von rund 222 Kilowatt installiert werden. Die Bürgerinnen und Bürger können sich in Form einer Genossenschaft an den Solarenergieanlagen und Windparks beteiligen. Ein weiterer Bestandteil des Energieparkkonzeptes ist eine Bioraffinerie, in der unter Nutzung und Aufbau regionaler Stoffströme und Wertschöpfungsketten eine ganzheitliche Verarbeitung von nachwachsenden Rohstoffen zu Düngemitteln, Biowerkstoffen sowie Brenn- und Kraftstoffen unter möglichst vollständiger Ausnutzung der Biomasse erfolgt. Außerdem ist ein Kompetenzzentrum Bioenergie geplant, verbunden mit Forschungseinrichtungen und einem Energieerlebnispark für Schulklassen. Klimaschutz soll für Bürgerinnen und Bürger aller Altersstufen erlebbar gemacht werden. Und auch an der Wertschöpfung sollen alle beteiligt werden. Über Beteiligungsmodelle der örtlichen Banken haben die Saerbecker die Möglichkeit, an der Energiegewinnung aus Sonne, Wind und Biomasse auch finanziell zu partizipieren.
Saerbecker Sonnenseite
Das Projekt "Saerbecker Sonnenseite" wurde bereits 2009/2010 umgesetzt. Grundlage ist eine umfassende Potenzialerhebungsstudie im Gebäudebestand. Im Rahmen einer Fragebogenaktion an alle Saerbecker Haushalte, die die Schülerinnen und Schüler der Maximilian-Kolbe-Gesamtschule durchführten, wurde die „Saerbecker Sonnenseite“ beschrieben. Im Mittelpunkt stand die Ermittlung der möglichen Dachflächen, die sich für Solaranlagen eignen. Heute sind über 400 Solarstrommodule auf den Dächern Saerbecks installiert.
Gläserne Heizzentrale
Den Kern eines weiteren Leitprojektes bildet eine neue gläserne Heizzentrale im Bereich des Schulzentrums, die im November 2010 eingeweiht worden ist. Zwei hocheffiziente Holzpelletkessel mit 800 Kilowatt installierter Leistung arbeiten hier hinter einer Glasfassade und beliefern über ein Nahwärmenetz das gesamte Schul- und Sportzentrum der Gemeinde sowie einen Kindergarten mit Wärme aus regenerativen Quellen.
Klimaneutrale Gemeindeverwaltung bis 2018
Die Gemeinde möchte mit gutem Beispiel voran gehen. Als Ziel hat sich die Gemeindeverwaltung Saerbeck vorgenommen im kommunalen Bereich bis zum Ende des Jahres 2018 eine ausgeglichene Energiebilanz vorweisen zu können. Gelingen soll das vor allem durch eine konsequente, energetische Gebäudesanierung und die Umstellung von fossilen auf erneuerbare Energieträger. In Zusammenarbeit mit einer Bildungsstätte in Saerbeck installierten Schüler der Maximilian-Kolbe-Gesamtschule auf dem Dach des Schulgebäudes ein Bürgersolarkraftwerk. „Zu dem Ausbau der Erneuerbaren Energien gibt es keine Alternativen. Um die Versorgungssicherheit vor Ort sicherzustellen und die kommunale Wertschöpfung zu erhöhen, ist die Umstellung auf Erneuerbare Energien für mich unabdingbar“, so Wilfried Roos.
Fotos: Gemeinde Saerbeck
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