Neue AEE-Studie: Öffentlichkeitsbeteiligung ist keine akzeptanzfördernde "Einbahnstraße"
Berlin, 21. April 2020 – Die Agentur für Erneuerbare
Energien veröffentlicht neue Akzeptanzstudie zur Windenergie an Land. Die
Ergebnisse zeigen: Die Zustimmung ist hoch. Doch es gibt auf kommunaler Ebene
kein Allheilmittel, um die Unterstützung der Bürger*innen für die Energiewende
zu gewinnen – viel entscheidender ist, wie die Menschen beteiligt werden.
Die sozialwissenschaftliche Analyse „Akzeptanz in der Fläche, Protest im Lokalen? Studie zur Windenergie an Land“ der Agentur für Erneuerbare Energien e.V. (AEE) zeigt: Die finanzielle Beteiligung von Bürger*innen hat nur unter bestimmten Bedingungen den gewünschten Effekt. „Es gibt kein Patentrezept für Akzeptanz und Beteiligung – und doch ist Partizipation auf kommunaler Ebene wichtig“, sagt Dr. Robert Brandt, Geschäftsführer der AEE. Entscheidend ist, wie die Beteiligung ausgestaltet wird. Theoretisch steigt die Akzeptanz mit der Möglichkeit, sich zu beteiligen, weil die wahrgenommene Selbstwirksamkeit (laut Prof. Ortwin Renn) ebenfalls steigt.
In der Praxis können Beteiligungsformate wie etwa
Bürgerversammlungen dazu führen, dass ablehnende Positionen ausgesprochen und
damit auch von Menschen in Betracht gezogen werden, die vorher neutral
eingestellt waren. Es handelt sich bei Öffentlichkeitsbeteiligungen also nicht per
se um akzeptanzfördernde „Einbahnstraßen“. Die Formate sind entscheidend und
sollten mit Bedacht eingesetzt werden. Empirische Untersuchungen zeigen, dass
Bürger*innen es ablehnen, wenn ihnen Geld angeboten wird, ohne an anderer
Stelle (Mitsprache bei Standort, Anzahl der Anlagen, usw.) beteiligt zu werden.
Ein simples Verständnis von Bürger*innen-Beteiligung als reine „Akzeptanzbeschaffungsmaßnahme“
lässt sich empirisch also nicht belegen. „Die Studie bekräftigt: Akzeptanz ist
kein Produkt, das wir mithilfe eines einfachen Rezepts herstellen können“, sagt
Yannick Schöpper, Autor der Studie. „Viel eher müssen die individuellen
Gegebenheiten vor Ort berücksichtigt und jede Kommune unterstützt werden,
passende Beteiligungsformate zu finden“, so Schöpper. Dass vielen Kommunen
genau das gelingt, verdeutlichen die zahlreichen kommunalen Praxisbeispiele,
die die AEE seit über zehn Jahren in Projekten und durch die „Energie-Kommune
des Monats“ sichtbar macht. Vor allem Windenergie in Bürgerhand ist dabei ein
Erfolgsmodell.
Laute Minderheit, schweigende Mehrheit
Die Mehrheit der Bevölkerung befürwortet Windenergie an Land. Die repräsentativen Umfragen der AEE und der Fachagentur Wind an Land (FA Wind) belegen, dass die Windenergie eine flächendeckend akzeptierte Technologie ist. Die FA Wind hält spezifisch für die Windenergie an Land eine Zustimmungsrate von 82 Prozent fest. Die AEE ermittelt für Erneuerbare Energien im Allgemeinen einen Zustimmungswert von 89 Prozent und die Mehrheit der Befragten bewertet Windenergieanlagen in der Nachbarschaft als „gut“ beziehungsweise „sehr gut“. Die große Mehrheit der deutschen Bevölkerung hält die Windenergie für eine Technologie, der auch zukünftig eine wichtige Funktion zukommt. „Auch wenn die Stimmen der Windenergie-Gegner*innen in der Öffentlichkeit lauter sind und es eine schweigende Mehrheit gibt, müssen wir festhalten: Die Windenergie an Land wird akzeptiert“, resümiert Brandt.
Mehr Informationen
Die Studie „Akzeptanz in der Fläche, Protest im Lokalen? Studie zur Windenergie an Land“ finden Sie hier zum Download.
Die AEE-Akzeptanzstudie (Oktober 2019) finden Sie hier im Online-Dossier.
Über den Autor
Yannick Schöpper ist Doktorand an der Universität Bielefeld im Fachbereich Politikwissenschaft. Zuvor studierte er an selber Stelle Politikwissenschaft sowie Soziologie im Bachelor und Master. In seiner Dissertation beschäftigt er sich mit der Förderung Erneuerbarer Energien in Deutschland und dem Vereinigten Königreich. Bei der policy-analytischen Aufbereitung der förderpolitischen Historie beider Länder wird insbesondere in den Blick genommen, welchen Einfluss divergierende wirtschaftspolitische Leitideen auf die Entwicklung spezifischer Förderinstrumente nahmen.
Die Kooperation mit der AEE wurde durch ein Stipendium der Graduiertenschule „Bielefeld Graduate School in History and Sociology“ ermöglicht.
Kontakt
Agentur für Erneuerbare Energien e.V.
Ilka Müller
Tel: 030 200535-45
i.mueller@unendlich-viel-energie.de
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