Geothermie: Erdwärme aus Stuttgarter Tunnel
Während eines Tunnelbaus für die Stuttgarter Stadtbahn wird zugleich eine Geothermieanlage installiert. Ein fünfjähriges Pilotprojekt bewies bereits die Effizienz, trotz geringer Tiefe der Anlage.
Ein Beitrag des Deutschlandfunks vom 11. September 2018 macht auf ein Geothermie-Projekt in Stuttgart aufmerksam. An der Stadtbahn-Haltestelle „Wilhelma“, die nach dem gleichnamigen zoologisch-botanischen Garten im Norden Stuttgarts benannt ist, wird beim Tunnelbau eine Geothermieanlage in die Wände eines Autotunnels gebaut. Ab 2021 soll der Rosensteintunnel 3.330 Quadratmeter thermischer Fläche bieten und nach Berechnungen etwa eine Leistung von 56 Kilowatt pro Stunde liefern. Zusätzliche Sensoren sammeln Daten, um die Leistung überprüfen zu können. Die Funktionsweise verglich Patrick Buhmann, vom Institut für Geotechnik der Universität Stuttgart, gegenüber dem Deutschlandfunk mit der einer Fußbodenheizung. Diese wäre ausreichend, um mehrere Einfamilienhäuser zu beheizen. Im Fall des Rosensteintunnels ist das Ziel der integrierten Geothermieanlage, die Beheizung des benachbarten Elefantenhauses im Zoo Wilhelma sicherzustellen. Um dies zu erreichen, soll außerdem die Abwärme aus der Betriebszentrale des Tunnels weitere 70 Kilowatt pro Stunde bereitstellen. Die umweltfreundliche Lösung wird bis zu 200 Tonnen CO2 jährlich sparen.
Ein ähnliches Projekt im Stadtbahntunnel am Stuttgarter Europaplatz von 2010 bis 2015 konnte nachweisen, dass die Tiefe eines herkömmlichen Tunnelbaus ausreicht, um sich im Verhältnis zu den auftretenden Kosten zu rentieren. Geothermieanlagen befinden sich konventionell in einer Tiefe von mehreren hundert Metern, damit die höhere Erdwärme nutzbar gemacht werden kann. Bohrungen in derartige Tiefen sind jedoch auch teurer. Die oberflächennahe Geothermie beim Neubau von Tunneln zu installieren, spart so Kosten einer zusätzlichen Bohrung.
Dieser Artikel wurde im Renews, dem Newsletter der Agentur für Erneuerbare Energien, veröffentlicht.
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