Wann lohnt sich eine energetische Sanierung?
Klima- und Umweltschutz hat als Thema in den vergangenen 30 Jahren in Politik und Gesellschaft an Bedeutung gewonnen. Nach der Devise „Licht aus“ oder zwei statt vier Räder wird von Umweltverbänden immer wieder versucht, die Bevölkerung zum nachhaltigen Umgang mit Energie anzuhalten. Und scheinbar tragen die Bemühungen – zumindest im Bereich des Stromverbrauchs – Früchte. In der Zeit zwischen 2005 bis 2015 ist der Gesamtenergieverbrauch in Deutschland gesunken – und zwar von 140.868 Gigawattstunden auf unter 132.500 Gigawattstunden. Private Haushalte machen laut Statistischem Bundesamt nur einen Bruchteil des Stromverbrauchs aus. Strom ist aber nicht die einzige Form, in welcher Haushalte und Industrie Energie verbrauchen.
Gerade im Winter rückt das Thema Heizenergie wieder in den Vordergrund. Hergestellt aus Erdöl und Erdgas, Kohle und zunehmend aus Erneuerbaren Energien, wird das Thema seit Jahren immer eng mit einem Bereich verknüpft – dem Energiesparen. Eine kalte Heizung wäre zwar sicher die beste Möglichkeit, um bei den Heizkosten den Rotstift anzusetzen. Im Winter ist diese Maßnahme wenig praxisnah. Vielmehr rückt ein Bereich immer wieder in den Vordergrund: die energetische Sanierung. Stellt sich die Frage, wie effizient und wirkungsvoll die Maßnahmen am Ende wirklich sind.
Maßnahmen der energetischen Sanierung
Energetisch Sanieren ist zu einem Schlagwort geworden. Für viele Haushalte stehen hier die Gebäude- bzw. Raumdämmung an erster Stelle. Aber: In der Praxis handelt es sich um ein ganzes Maßnahmenpaket, welche zu einer effizienten und kostengünstigen Nutzung der Energie führen soll. Die möglichen Maßnahmen im Überblick:
1. Gebäudedämmung
Der Begriff Gebäudedämmung umfasst jene Maßnahmen, welche die „Isolierung“ der Fassade betreffen. Hierbei wird die Fassade mit einer Schicht spezieller Materialien versehen, welche den Wärme-/Energiedurchgang verringern sollen. Ausgeführt werden können die Maßnahmen als:
- Außenwanddämmung
- hinterlüftete Fassade
- Innenwand- oder Kerndämmung.
Eine Sonderform der Gebäudedämmung wäre die Dachdämmung. Letztere kann zu unterschiedlichen Zeitpunkten – auch nachträglich – eingesetzt werden.
2.Dämmung der Wanddurchbrüche
Fenster und Türen sind Wanddurchbrüche in der Fassade, welche bei der Betrachtung eines Gebäudes als Wärmeübergangsfläche einen Schwachpunkt darstellen. Der Grund sind die Materialunterschiede zwischen beispielsweise dem Fenster und dem umgebenden Mauerwerk. Durch den Einsatz spezieller Energiespar- bzw. Isolierglasfenster lassen sich Energieverluste über die Mauerdurchbrüche reduzieren. Parallel zum Effekt der energetischen Sanierung trägt diese Maßnahme meist auch zum Schallschutz für die innenliegenden Räume bei.
3. Austausch der Heizung
Die Heizungsanlagen können ebenfalls in den Maßnahmenkatalog zur energetischen Sanierung aufgenommen werden. Art und Umfang des Austauschs richten sich sehr stark nach individuellen Aspekten – sprich, welche Anlage ist derzeit verbaut und durch welche Heizung kann sich ausgetauscht werden. Alte Ölheizungen lassen sich zum Beispiel durch mit Erdgas betriebene Anlagen ersetzen. Ebenfalls denkbar wäre der Einsatz von Biomasseheizungen als Austausch gegen die vorhandene Anlage. Dazu spielen auch Smart-Home-Technologien zur intelligenten Steuerung der Heizungsanlage eine zunehmend wichtigere Rolle.
Beispiel Außendämmung: Diese kann im Denkmalschutzbereich meist nicht eingesetzt werden. Daher sind Innenraumdämmungen für den Bestand mitunter die bessere Alternative. Letztere hat allerdings den Nachteil, dass das Mehr an Wärmeschutz zu Lasten der Wohnfläche geht.
Kosten und Einsparung im Überblick
Wie effektiv ist das energetische Sanieren für mich? Diese Frage steht für Hausbesitzer – sobald es um konkrete Planungen geht – immer im Raum. Genaue Zahlen pauschal nennen zu wollen ist unmöglich. Der Grund ist sehr einfach: Wie stark Wärmeverluste sind, hängt:
- vom Standort
- dem Gebäudezustand
- der Gebäudenutzung
und diversen weiteren Faktoren ab. Der Standort spielt beispielsweise für die Frage eine Rolle, wie viel Heizenergie dem Gebäude zugeführt werden muss. Liegt die Außentemperatur nie unter 10°C, sieht das Potenzial einer guten Wärmedämmung anders aus als bei Außentemperaturen, die auch mal unter die 0°C fallen können.
Wie stark der Gebäudezustand bzw. das Baujahr Einfluss nimmt, lässt sich an einem Beispiel zeigen. Fachpublikationen im Bereich Bautechnik geben für Baujahre bis 1978 einen Wärmeverlust für Fassaden von bis zu 2,2 W/qmK an. Das BMUB ging 2014 davon aus, dass 75 Prozent der Gebäude in diese Kategorie fielen. Für Baujahre ab 1995 liegt der Wärmeverlust bei nur noch 0,5 W/qmK. Dieses Beispiel soll zeigen, dass sich energetisches Sanieren nicht pauschal lohnt. Vielmehr ist im Detail auszuarbeiten, welche Maßnahmen besonders viel Erfolg versprechen. Denn: Jede Maßnahme kostet Geld.
Kosten einer energetischen Sanierung
Wie teuer eine energetische Sanierung unterm Strich ist, lässt sich pauschal nicht beziffern. Ausschlaggebend sind die Maßnahmen und deren Umfang. Kostenfaktoren sind:
- Baumaterial/Baustoffe (z. B. Dämmstoffe und Kleber)
- Installationen (neuer Heizkessel o. Ä.)
- Arbeitsaufwand.
Eine Fassadenaußendämmung kann – je nach Ausführung – schnell 150 Euro bis 200 Euro pro Quadratmeter kosten. Bei 100 Quadratmeter Fläche liegen die Kosten also schnell im unteren fünfstelligen Bereich.
Generell werden Haushalte, welche zu energetischen Sanierungen greifen wollen, mit einem mittleren vierstelligen Betrag als untere Schwelle rechnen müssen – wenn nicht gravierend in die Bausubstanz einzugreifen ist (Stichwort Heizkessel). Für umfassende Sanierungen sind 20.000 Euro oder 30.000 Euro als Budget durchaus realistisch.
Finanzierung der Sanierung
Eine Immobilie bezüglich der Energieeffizienz auf Vordermann bringen, kostet Geld. In vielen Fällen werden sich Haushalte dies ohne einen Kredit nicht leisten können. Bevor bei Banken angefragt wird, bietet sich die Suche nach Förderungen an. Hier ist einer der bekannten Ansprechpartner die KfW. Über die Programme der Kreditanstalt für Wiederaufbau werden beispielsweise intelligente Baumaßnahmen, die Sicherheit, Komfort und Energieeffizienz erhöhen, gefördert. Hierbei handelt es sich teilweise um Zuschüsse – etwa beim Programm 430 – oder um Kredite. Letztere können durch die Tilgungszuschüsse erhebliche Vorteile bieten. Wer sich näher mit dem Thema energetische Sanierung befasst und die Rendite entsprechender Maßnahmen ermitteln möchte, sollte staatliche Förderungen auf jeden Fall mit einkalkulieren.
Einzelmaßnahmen vs. Rund-um-Schlag
Prinzipiell sind beim Thema energieeffiziente Sanierung verschiedene Maßnahmen möglich, die sich zu einem kompletten Paket verschnüren lassen. Wer:
- Seine alte Heizung austauscht
- die Fassade dämmt
- Solarthermie
installiert, legt schnell mehrere 10.000 Euro auf den Tisch. Wie sinnvoll ist es, die Maßnahmen als Paket in Angriff zu nehmen? Grundsätzlich stellt sich an diesem Punkt die Frage, was wirklich nötig ist. Eine Immobilie aus dem Jahr 1995, die mit Solarthermie ausgerüstet werden soll, muss noch keine neue Heizung spendiert bekommen. Deren Betriebszeit kann durchaus bei bis zu 30 Jahren liegen.
Anders die Situation in einer Immobilie aus dem Jahr 1980 mit Originalheizung, bei welcher zudem sehr dringend die Fassade zu sanieren ist. Hier rechnet sich das „Gesamtpaket“ deutlich eher. Bleibt die Frage der Amortisation? Eine klare Antwort lässt sich nur für den individuellen Einzelfall finden. Bestimmend ist – neben den vielen bereits genannten Faktoren – das Mehrkosten-Nutzen-Verhältnis. Ist dieses klein, rechnen sich die Maßnahmen schnell, mitunter schon nach 5 Jahren. Je höher das MNV, umso länger dauert die Amortisation – und kann schnell 20 Jahre in Anspruch nehmen.
Tipp: Um die Wirksamkeit bestimmter energetischer Maßnahmen zu kalkulieren, sollten Interessenten eine Energieberatung in Anspruch nehmen. Dies ist vor allem dann wichtig, wenn Einsparziele für staatliche Förderungen erreicht werden müssen
Fazit: Energetisch Sanieren lohnt sich …
… aber mitunter erst nach Jahren. Der Energiebedarf ist in Deutschland immens. Um trotzdem dem Klimaschutz gerecht werden zu können, muss Energie in Zukunft effizient eingesetzt werden. Diese Einsicht schlägt sich in energetischen Sanierungen nieder. Dämmmaßnahmen oder der Austausch der Heizung sind allerdings teuer – und können schnell mehrere 10.000 Euro kosten. Wann sich solche Maßnahmen rechnen, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Ein Parameter ist das Mehrkosten-Nutzen-Verhältnis. Je kleiner dieser Wert ist, um so eher kann damit gerechnet werden, dass sich die Maßnahme zügig auszahlt. Wer die Sanierung nicht aus eigener Tasche komplett allein zahlen will, sollte sich nach Finanzierungshilfen umsehen. Einige Förderkredite winken sogar mit Zuschüssen, wenn bestimmte Ziele erreicht werden.
Dieser Text wurde in Zusammenarbeit mit einem Unterstützer der Agentur für Erneuerbare Energien erstellt. Der externe Autor, der auch als Ansprechpartner für Rückfragen dient, ist unten genannt.
Autor/Kontakt:
Externer Redakteur Sebastian Tillmann
tillmannsebastian@web.de
Sebastian Tillmann wurde am 05.03.1972 in Köln geboren. 2008 schloss er sein Studium in der Energiewirtschaft ab. Seitdem ist er als freier Autor und Journalist tätig. Desweiteren fungiert er freiberuflich als Berater für verschiedene Firmen.
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