Von der politischen Wende zur Energiewende: Geisa nutzt regionale Ressourcen und vermeidet Energieimporte
Berlin, 30. März 2020 - Das thüringische Geisa war die westlichste Stadt der DDR. Der zwei Kilometer westlich gelegene Grenzpunkt Point Alpha galt als „heißester Punkt“ des Kalten Krieges. Mindestens so präsent wie ihre Historie sind die Erneuerbaren Energien in der Kommune, durch die Geisa die regionale Wertschöpfung steigert, das Klima schützt und innovative Lösungen an den Start bringt.
Die erfolgreiche Vereinigung von Geschichte und Energiewende hat der Stadt Geisa 2019 den Energieeffizienzpreis der Thüringer Energieagentur (ThEGA) eingebracht. Bereits im Jahr 2007 hatte sich Geisa das Ziel gesetzt, die Wärmeversorgung der kommunalen Gebäude auf nachhaltige Füße zu stellen. Dadurch sollten die Betriebskosten sinken und die regionale Wertschöpfung gestärkt werden. Dabei musste aber eine hohe Hürde überwunden werden: Die gemeindeeigenen Gebäude in der pittoresken Altstadt stehen unter Denkmalschutz. Sanierungen waren deshalb mit strengen Auflagen und Einschränkungen verbunden. Die Gemeinde entschied sich schließlich für den Anschluss der historischen Bauwerke an ein Wärmenetz. „Die Energiewende vor Ort kann für Kommunen natürlich auch herausfordernd sein. Geisa ist aber ein sehr schönes Beispiel dafür, dass es auch in kniffligen Situationen Lösungen gibt, um Erneuerbare Energien zu nutzen“, sagt Dr. Robert Brandt, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien e.V. (AEE).
Bei der Wahl des Energieträgers setzt die Kommune auf zwei effiziente und klimafreundliche Holzhackschnitzelanlagen. Diese haben eine Gesamtwärmeleistung von 650 Kilowatt und versorgen zwei getrennte Nahwärmenetze. An das erste Netz ist das gesamte Schlossplatzensemble mit dem barocken Schloss, dem Rathaus, dem Bauamt, dem Stadtmuseum und der Point Alpha Akademie angeschlossen. Das zweite Netz beliefert das Kulturhaus, einen Kindergarten, ein Ärztehaus und das Haus der Vereine mit klimafreundlicher Wärme. Die Heizanlagen lassen sich durch mobile Leittechnik überwachen und steuern. Der Umstieg von fossiler Energie auf Biowärme spart pro Jahr mehr als 200 Tonnen CO2 ein. Die durch die eingesparten Heizkosten freiwerdenden Mittel wurden umgehend in eine effiziente Straßenbeleuchtung mittels LED und ein Energiemanagementsystem in Kooperation mit der ThEGA investiert. Zusätzlich wurde auf dem Gebäude des Bauhofs am Rande der Altstadt eine Photovoltaikanlage installiert.
Das Holz für die Hackschnitzel wird aus der Region gewonnen und dient der Wertschöpfung vor Ort. „Die heimische Ressource Holz trägt nicht nur bei der Kommune, sondern auch bei vielen Bürgerinnen und Bürgern dazu bei, dass Energieimporte vermieden werden, da zahlreiche Haushalte damit heizen. Weiterhin versucht die Stadt bei der Waldbewirtschaftung, soweit es die Vergabegrundsätze ermöglichen, lokale Unternehmen mit einzubinden“, betont Bürgermeisterin Manuela Henkel. Nachhaltige und klimaresiliente Waldwirtschaft ist dabei ein Kernthema der Gemeinde. „Die Stadt Geisa verfolgt den Umbau der Wälder weg von Monokulturen und Fichtenbeständen hin zu nachhaltigen Mischkulturen mit Laubbäumen mit einer Durchmischung von Nadelbäumen wie der Tanne, die tiefwurzelnder ist und die veränderten klimatischen Bedingungen besser verträgt“, erklärt die Bürgermeisterin.
Fotos: Point Alpha Stiftung
Ein ausführliches Portrait zur Energie-Kommune Geisa finden Sie hier »
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