Energie-Kommune des Monats: Moosburg
Februar 2021
Die bayerische Stadt Moosburg liegt nördlich von München an der Isar. Die Stadt mit etwa 19.000 Einwohner*innen startete bereits in den frühen 2000er-Jahren den Ausbau von Solarenergie und ermutigt seitdem die Bürger*innen, durch das Aufzeigen von Möglichkeiten und Potenzialen, auf ihrem eigenen Dach Anlagen zur Solarenergieerzeugung zu installieren. Bereits im Jahr 2007 fiel im Landkreis Freising und anschließend auch im Stadtrat von Moosburg die Entscheidung, dass der gesamte Energieverbrauch bis 2035 aus Erneuerbaren Energien bereitgestellt werden soll. Viele wichtige Schritte wurden zur Erreichung dieses Zieles schon gegangen. In den kommenden Jahren soll besonders der Ausbau des Wärmenetzes in der Stadt den Anteil von den Erneuerbaren erhöhen.
Kooperation auf allen Ebenen
Mit dem Projekt „Sonne für Moosburg“ startete bereits im Jahr 2003 der Ausbau von Photovoltaik-Anlagen (PV-Anlagen) auf privaten Dächern. Der direkte Kontakt zu den Bürger*innen, die Erläuterung der städtischen Maßnahmen sowie den Potenzialen der Erneuerbaren, waren immer ein wichtiges Anliegen der Verwaltung. „Die Verantwortung zum zügigen Handeln für wirksamen Klimaschutz liegt auf allen Ebenen, auch bei Städten und Gemeinden“, sagt Klimaschutzmanagerin Melanie Falkenstein. Ihre Position wurde 2016 von der Stadt geschaffen. Es wurden zahlreiche Konzept auf den Weg gebracht, welche die Energieerzeugung, aber auch das Leben in Moosburg nachhaltiger gestalten sollen. Das Klimaschutzkonzept wurde fortgeschrieben und 2018 vom Stadtrat beschlossen. Teilkonzepte umschließen ein Fahrrad- und ein Quartiersanierungskonzept.
Das Neubaugebiet Amperauen zeigt vorbildhaft, welche Rolle die Stadt in der aktiven Umsetzung der Energiewendeziele spielen kann. Der Stadtrat beschloss für das Neubaugebiet, die Unterlassung von fossilen Energieträgern in den Kaufverträgen festzuschreiben. Für einige Grundstücke wurde zudem festgelegt, dass Sonnenhäuser errichtet werden müssen. „Ein Sonnenhaus ist dabei definiert als Gebäude, dessen Wärme und Warmwasserbedarf mindestens zur Hälfte durch eine vor Ort generierte und gespeicherte Solarenergie gedeckt ist“, so eine Erklärung des Stadtrates.
Ein entscheidender Teil des Maßnahmenkatalogs aus dem Klimaschutzkonzept sind die Entwicklung von Förderprogrammen, zu den Themen Solarthermie, Photovoltaik, Lastenfahrräder und Sanierungen. „Wir sind davon überzeugt, dass man mit Anreizen die Bürgerinnen und Bürger eher überzeugt, als wenn man Ihnen etwas aufzwingt“, so Falkenstein. Auch öffentliche Kampagnen helfen den Bürger*innen, den Handlungsbedarf bei energetischen Sanierungen oder der Wärmeversorgung zu erkennen und einen Einblick in mögliche Maßnahmen zu erhalten. Die Wärmebild-Kampagne macht mithilfe von Thermographieaufnahmen den energetischen Zustand und damit auch die energetischen Schwachstellen eines Gebäudes sichtbar. Im Zuge der Energiekarawane können Bürger*innen eine kostenlose, einstündige Energieberatung in Anspruch nehmen. Auf dem jährlichen Mobilitätstag wird der Schwerpunkt auf den öffentlichen Personennahverkehr, das Carsharing und die Fahrradmobilität gelegt.
Die energetische Sanierung soll das gesamte Stadtgebiet umfassen, vorbildhaft wird bereits die lokale Bibliothek und das Feyerabendhaus (Rathaus 2) mit einer Pelletheizung versorgt. Weiterhin sind für das Jahr 2021 energetische Sanierungen und die Aufrüstung durch PV-Anlagen auf drei städtischen Gebäuden geplant. Ein weiteres großes Ziel für das Jahr ist es, das gesamte Schulzentrum Nord (Georg-Hummel-Mittelschule, Theresia-Gerhardinger-Grundschule und Dreifachturnhalle) an das Wärmenetz anzuschließen. Hierfür ist ein Primärenergiefaktor von 0,0 sowie die Versorgung durch Erneuerbare Energien vorgesehen.
Ein „Wärmenetz 4.0“ für Moosburg
Im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (Wärmenetzsysteme 4.0) des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) werden Machbarkeitsstudien und die Realisierung von innovativen Wärmenetzsystemen gefördert. In Moosburg startete diese Förderung im Jahr 2020 mit der Zielsetzung, das bestehende Nahwärmenetz zu erweitern und ein wirtschaftlich nachhaltiges Versorgungskonzept mit nahezu 100% EE-Anteil zu entwickeln. Das Projektteam besteht aus dem lokalen Wärmeversorgungsunternehmen Bader Energie GmbH, dem Planungsbüro DME-Consult, dem Fraunhofer IEE und dem Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität (IKEM). Die Finalisierung der Machbarkeitsstudie erfolgte im Februar 2021.
Die umfassende Machbarkeitsstudie analysierte zunächst den Wärmebedarf und potenzielle Wärmequellen im Versorgungsgebiet. Verschiedene Versorgungsvarianten wurden erarbeitet und bewertet sowie eine wirtschaftliche und rechtlich-regulatorische Bewertung des Versorgungskonzepts durchgeführt.
In Moosburg wird bisher hauptsächlich mit den fossilen Energieträgern Gas und Öl geheizt. Der Wärmebedarf des neuen Versorgungsgebietes wird mit rund 7,5 Gigawattstunden/Jahr berechnet. Die geplante Netzerweiterung soll eine möglichst niedrige Vorlauf-Temperatur (etwa zwischen 70 - 80 Grad Celsius) für den effizienten Betrieb der erneuerbaren Wärmeerzeuger vorweisen. Bestehende Wärmequellen sind zudem ein Biomasse-Kessel, der mit regionalen Holzhackschnitzeln befeuert wird, sowie die BHKW-Abwärme aus einer Kläranlage. Zukünftig soll ein erhöhter Anteil von dezentralen Solarthermie-Dachanlagen in das erweiterte Netz einspeisen. Auch industrielle Abwärme soll in der Netzerweiterung eine große Rolle spielen. Die Integration der industriellen Niedertemperatur-Abwärme soll unter anderem durch Wärmepumpen ermöglicht werden.
Energiebeirat, Fahrradmobilität und Klimaschutzbildung
Eine wichtige Rolle für den Ausbau der Erneuerbaren Energien in der Stadt spielen die Solarfreunde Moosburg e.V. Der Verein macht sich bereits seit über 20 Jahren für die umweltfreundliche Nutzung von Solarenergie stark. So führen sie Veranstaltungen, Exkursionen und Beratungen zum Thema durch. Vereinsmitglieder sind auch Teil des städtischen Energiebeirats, der sich mit der konkreten Umsetzung des Maßnahmenkatalogs aus dem Klimaschutzkonzept befasst. Neben den Solarfreunden beteiligen sich auch Stadträte, Unternehmensvertreter*innen sowie ein Professor der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf.
Zur Förderung der klimafreundlichen Mobilität in Moosburg wird neben dem Ausbau von E-Ladepunkten verstärkt auf die Fahrradmobilität gesetzt. Mit dem Ausbau von Fahrradstraßen sowie Schutzstreifen, wurden bereits Maßnahmen zur Verbesserung der Fahrrad-Infrastruktur umgesetzt. Die Zertifizierung als „Fahrradfreundliche Kommune“ soll 2021 erfolgen.
Neben der Erhöhung des Fahrradverkehrs wurde der Fokus in Moosburg besonders auf Lastenfahrräder gelegt. Die Stadt vermietet ein Lastenfahrrad kostenlos und entwickelte ein Förderprogramm für den Kauf von Lastenfahrrädern. Seit Mitte 2019 sind 37 Anträge eingegangen, ein Erfolg für die Stadtverwaltung.
Im Klimaschutzkonzept ist zudem die Klimaschutzbildung für Menschen aller Altersstufen festgeschrieben. Für die Jüngsten wurden bereits Kasperltheater zum Thema Regionalität und Energiewende sowie die Energiewerkstatt durchgeführt. Das Planspiel „Energiespardorf“ richtet sich vorrangig an Schulen, kann aber auch von Erwachsenen durchgeführt werden. Hierbei können Modellhäuser mit technischen Haushaltsgeräten aufgerüstet werden und somit Bewusstsein zum Stromverbrauch geschaffen werden. In der Planstadt können auch erneuerbare Erzeugungsanlagen, wie PV- oder Windenergieanlagen installiert werden. Für die Adaption an verschiedene Altersklassen können des Weiteren interaktive Rollenspiele ergänzt werden, welche die Verwaltung, Unternehmen und die Bürgerschaft umfassen.
Nicht zuletzt die Klimaschutzbildung macht deutlich, dass Moosburg bereits in allen Sektoren die Energiewende angetrieben hat und dabei stets die Bevölkerung motiviert hat, sich zu beteiligen und sich aktiv für eine nachhaltig Zukunft zu engagieren.
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