Neustrelitz
Oktober 2008
Die Neustrelitzer Bürger beziehen den Großteil ihrer Wärme aus Erneuerbarer Energie. Momentan wird über 80 Prozent der Wärme mit einem Biomasse-Heizkraftwerk für die rund 22.000 Einwohner gewonnen.
Langfristige Kostenkontrolle
Ausschlagend für den Bau waren nicht allein die positiven Auswirkungen für die Umwelt. Das Biomasse-Heizkraftwerk war von Anfang so konzipiert, dass es sich rechnet. „Das war eine Frage des Überlebens für unser Fernwärmenetz“, sagt Bernd Haase, Betriebsleiter der Stadtwerke Neustrelitz.
Die Stadtwerke Neustrelitz gehören zu 100 Prozent der Stadt. Ausschlagend für die Planung und den Bau des großen Biomasse-Heizkraftwerks waren die steigenden Erdöl- und Erdgaspreise. Die Stadtwerke konnten die Kunden nur dauerhaft an das Fernwärmenetz binden, wenn die Preise stabil bleiben. Angesichts der hohen Preise bestand die Gefahr, dass Kunden sich reihenweise vom Wärmenetz abkoppelten und selbst Heizungen installierten. Und je weniger Kunden am Fernwärmenetz hängen, desto größer wird das Defizit. Die Stadtwerke Neustrelitz mussten handeln.
Das Biomasse-Heizkraftwerk Neustrelitz
Im November 2005 ging das Kraftwerk ans Netz. Bereits ein Jahr nach der Fertigstellung konnten die Preise für die Kunden wieder gesenkt werden. „Mit dem Biomasse-Heizkraftwerk können wir Unternehmen eine kalkulierbare Entwicklung der Energiekosten garantieren. Ein großer Standortvorteil für Gewerbeansiedlungen“, betont Haase. Die Baukosten beliefen sich auf 17,5 Millionen Euro. Davon wurden vom Land Mecklenburg-Vorpommern Fördermittel von rund zwei Millionen bereitgestellt. 2007 erzeugte das Kraftwerk 55.000 Megawattstunden Wärme und 50.000 Megawattstunden Strom. Die CO2-Einsparung liegt bei 14.500 Tonnen pro Jahr - dies entspricht den CO2-Emissionen aller PKW in der Stadt Neustrelitz.
Der Rohstoff Holz kommt aus der Region
Die Unabhängigkeit der Holzenergie von Energiekrisen, die regional im ausreichenden Maße vorhanden ist, garantiert die Wirtschaftlichkeit des Biomasse-Heizkraftwerks. In der Anlage werden ausnahmslos Hackschnitzel aus unbehandeltem Holz verbrannt. Die verwendeten Holzreste bestehen aus Waldrestholz, das bei der Durchforstung in den umliegenden Wäldern anfällt. Zur Strom- und Wärmeproduktion werden jedes Jahr 85.000 Tonnen Hackschnitzel benötigt, das entspricht zehn LKW-Ladungen am Tag. „Zu Beginn hatten wir nur drei Zulieferer. Heute sind es schon fünfundzwanzig“, stellt Haase fest.
Akzeptanz durch Aufklärung
Ein Bioenergieprojekt, das inmitten einer Stadt entsteht, kann nur mit den Anwohnern vor Ort realisiert werden. Daher wurde schon im Vorfeld eine intensive Informationsarbeit betrieben. Die Stadtwerke luden zu Informationsveranstaltungen ein, druckten Informationsmaterialien, organisierten Besichtigungen und diskutierten das Thema in Schulen. Um die Philosophie der Transparenz sichtbar zu machen, wurde eine Seite des Kraftwerks mit einer gläsernen Wand ausgestattet, um allen Interessierten einen Blick hinter die Kulissen zu ermöglichen.
Erneuerbare Energien erleben – Das Informationszentrum
In direkter Nachbarschaft zum Biomasse-Heizkraftwerk wurde im Frühjahr 2008 der Grundstein zur Errichtung des „Landesinformations- und Demonstrationszentrum Erneuerbarer Energien“ gelegt. Das Land Mecklenburg – Vorpommern unterstützt das 2,3 Millionen Euro-Projekt. Auch der Initiator, Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz, Till Backaus, kam zur Grundsteinlegung. Er betonte bei der Grundsteinlegung die positiven Effekte für den Tourismus durch das Informationszentrum. Noch im Jahr 2009 soll das Informationszentrum eröffnet werden.
Foto: Andreas Gebert/ Agentur für Erneuerbare Energien
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