Konstanz
September 2018
Elektrofahrzeuge sollen die Energiewende auch auf die Straße bringen. Das gelingt aber nur, wenn die leisen Flitzer auch Ökostrom tanken. Das ist zum Beispiel in der baden-württembergischen Stadt Konstanz möglich. Hier bieten die hiesigen Stadtwerke Ökostrom an insgesamt elf Ladepunkten an. Zertifiziert ist der Strom mit einem Ökostromsiegel. Dieses stellt durch strenge Kriterien und unabhängige Zertifizierung sicher, dass auch tatsächlich Strom aus Erneuerbaren Energien eingekauft und zusätzlich in den Ausbau Erneuerbarer Energien und nachhaltige Elektromobilität investiert wird. „Die Stadt Konstanz zeigt, wie Elektromobilität die Energiewende im Verkehrssektor voranbringen kann“ sagt Nils Boenigk, stellvertretender Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien. „Die Kombination von Elektromobilität mit zertifiziertem Ökostrom sollte der Standard im E-Mobilitätsbereich sein und immer zusammengedacht werden.“ Denn: Wenn E-Fahrzeuge mit Strom aus fossilen Kraftwerken betrieben werden, bringt das für den Klimaschutz keinen Vorteil. Die Verkehrswende kommt nur voran, wenn E-Mobilität mit Ökostrom kombiniert wird, der zertifiziert ist. Wie das geht, zeigen in Konstanz die hiesigen Stadtwerke, die sich zu 100 Prozent in kommunaler Hand befinden.
In Konstanz tanken Elektroautos an fünf Standorten Ökostrom
Die hiesigen Stadtwerke haben bisher an fünf Standorten im Stadtraum Ladeinfrastruktur aufgebaut, insgesamt gibt es in der Stadt bereits elf Ladepunkte. Zwei weitere Standorte mit jeweils zwei Ladepunkten sollen dieses Jahr noch in Betrieb genommen werden. Das Besondere daran ist, dass Fahrerinnen und Fahrer von Elektroautos hier 100-prozentigen Ökostrom tanken können. Das garantiert das Ökostromsiegel, welches die zertifizierten Stromanbieter zu Investitionen in Erneuerbare Energien und in Energieeffizienzmaßnahmen verpflichtet. Wenn die Fahrerinnen und Fahrer den zertifizierten Strom der Stadtwerke Konstanz tanken, fließt ein fester Betrag pro Kilowattstunde in einen entsprechenden Fördertopf. „Mit ihrem Ökostromtarif und den darin enthaltenen Förderbeträgen sorgen die Stromkunden in Konstanz dafür, dass vor Ort verstärkt in neue Energiewendeprojekte investiert wird“, erklärt Anna Caldarone von den Stadtwerken.
Ein solches planen Caldarone und ihre Kolleginnen und Kollegen derzeit: Sie wollen das Betanken von Elektrofahrzeugen eines Carsharing-Anbieters mit regenerativem Mieterstrom ermöglichen: Auf dem Dach eines Mietshauses der Konstanzer Wohnungsbaugesellschaft WOBAK haben die Stadtwerke 2018 eine Photovoltaikanlage errichtet. Im Keller des Hauses erzeugt ein Blockheizkraftwerk aus Erdgas Wärme und Strom gleichzeitig. Bis Anfang 2019 soll vor Ort eine Ladeinfrastruktur errichtet werden, an der Fahrzeuge eines Carsharinganbieters mit Strom betankt werden können. Derzeit verhandeln die Stadtwerke noch die Nutzungsverträge.
„Der Klimaschutz ist für Kommunen eine Herausforderung, die nur ganzheitlich angegangen werden kann“, erklärt Oberbürgermeister Uli Burchardt. „Das gelingt, indem Politik, Bürgerschaft und Unternehmen gemeinsam Maßnahmen in den Sektoren Strom, Wärme und Verkehr umsetzen. Für die Verkehrswende sind der öffentliche Nahverkehr, Elektrofahrzeuge und natürlich das Fahrrad wichtige Klimaschutzinstrumente, auf die wir uns hier in Konstanz konzentrieren.“
Bund fördert den Aufbau der Ladeinfrastruktur
Für die Errichtung der Ladeinfrastruktur konnten die Stadtwerke aber auch auf Bundesmittel zurückgreifen. Seit 2017 stellt die Bundesregierung bis 2020 insgesamt 300 Millionen Euro bereit, um öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur durch eine anteilige Finanzierung der Investitionskosten mit bis zu 40 Prozent zu fördern. Mit dem Programm will die Bundesregierung den Aufbau eines flächendeckenden Netzes von Schnelllade- und Normalladestationen initiieren. Ziel ist der Aufbau von mindestens 15.000 Ladesäulen bis 2020. Der für die Ladesäulen verwendete Strom muss aus Erneuerbaren Energien oder aus einem regenerativ erzeugten Strom direkt vor Ort stammen, etwa einem Solarpanel auf dem Carport.
Verkehrswende ist längst überfällig
Im Jahr 2016 wurden 18 Prozent der Treibhausgasemissionen Deutschlands durch den Verkehr freigesetzt. 95 Prozent davon entstehen im Straßenverkehr. Der verkehrsbedingte Treibhausgas-Ausstoß war im Jahr 2016 sogar um 1,8 Millionen Tonnen (1,1 Prozent) höher als noch 1990. Das lag vor allem an einem Wachstum des Straßengüterverkehrs und einem gestiegenen Absatz von Dieselkraftstoff. Eine Mobilitätswende ist überfällig. Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, die deutschen Treibhausgasemissionen bis 2020 um 40 Prozent gegenüber 1990 zu mindern. Auch der Verkehrssektor muss dafür seinen Beitrag leisten. „Um auch nur in die Nähe dieses Klimaziels zu kommen, müssen wir neue Antriebstechnologien wie die Elektromobilität für Pkw mit Erneuerbaren Energien betreiben, den verbleibenden Bedarf an Kraftstoffen nachhaltig erneuerbar decken und gleichzeitig unsere Mobilität besser organisieren“, sagt Nils Boenigk, stellvertretender Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien.
Klimaschutz in Konstanz
Die Stadt Konstanz hat sich mit ihrem Beitritt zum Klimabündnis 1992 erstmals zu Emissionsminderungen verpflichtet. Das 2016 vorgelegte integrierte Klimaschutzkonzept sieht vor, dass die Stadt Konstanz langfristig der Primärenergiebedarf auf 2.000 Watt pro Einwohner reduziert. Der aktuelle Ausstoß von jährlich 6,5 Tonnen CO2 pro Einwohner soll bis 2020 auf 4,2 Tonnen und bis 2030 auf 3 Tonnen verringert werden.
Fotos: Stadtwerke Konstanz
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