Friedberg
Dezember 2018
„Die Städtepartnerschaft zwischen Friedberg und der portugiesischen Kommune Entroncamento füllt die Energiewende mit kreativen Ideen“, erklärt Nils Boenigk, kommissarischer Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE). „Die Energie-Kommune Friedberg beweist, dass der internationale Austausch die dezentrale Energiewende fördert und zeigt, dass wir den kommunalen Herausforderungen gemeinsam gewachsen sind.“ Friedberg hat gemeinsam mit der portugiesischen PartnerStadt Entroncamento im Rahmen des Projekts „Energiewende PartnerStadt“ Erfahrungen und Innovationen zum Thema Energiewende ausgetauscht.
Friedberg ist Kreisstadt der Wetterau und gehört zu den ersten PartnerStädten des vom Auswärtigen Amt geförderten Projekts „Energiewende PartnerStadt“. Die europäische Städtekooperation zum Thema Energiewende wurde im Jahr 2017 gemeinsam von der AEE und der Humboldt-Viadrina Governance Platform (HVGP) ins Leben gerufen. Herzstück des Projekts ist ein organisierter Austausch durch Städtepartnerschaften, die den Kommunen die Möglichkeit zum Wissenstransfer und der Arbeit an konkreten Erneuerbare-Energie-Projekte bietet. So reisten während des Projekts Verantwortliche der Energie-Kommune Friedberg 2017 nach Entroncamento in Portugal, um zum Thema Elektromobilität zu diskutieren. Im Mittelpunkt stand dabei die Ermittlung einer optimalen Infrastruktur für Ladestationen von Elektrofahrzeugen, die in Friedberg durch die Analyse eines Geo-Informationssystems ermittelt wurden.
Inzwischen hat Friedberg 18 Ladesäulen installiert, die E-Autos mit Ökostrom laden. Zukünftig sollen noch mindestens sechs weitere Ladestationen in der Gemeinde folgen. Auch ortsansässige Unternehmen sind beteiligt: So werden zum Beispiel 30 Ladesäulen von Mitsubishi zum kostenlosen Laden der E-Autos bereitgestellt. Bürgermeister, städtische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Privatpersonen sind in der Gemeinde elektrisch mobil unterwegs und freuen sich über das Angebot. „Längst sind Erneuerbare Energien für unsere Gesellschaft und die Zukunft unserer Kinder unverzichtbar. Die Auszeichnung zur Energie-Kommune des Monats stärkt uns sehr und beweist, dass wir den richtigen Weg gehen“, so Friedbergs Bürgermeister Dirk Antkowiak.
Neben der Verkehrswende ist Friedberg auch in anderen Themen der Energiewende fortschrittlich aufgestellt. Den verschiedenen Vorhaben liegt dabei das Klimaschutzkonzept der Kreisstadt zugrunde. Eine bereits umgesetzte Maßnahme ist das eigens angefertigte Solar-Kataster. Hiermit können die 28.000 Friedberger und ihre Stadtverwaltung herausfinden, ob ihre Häuser bzw. Dächer das Potential für Solarstromanlagen haben. Das System funktioniert und wird gern angenommen: Viele Photovoltaik-Anlagen finden sich mittlerweile bereits auf öffentlichen Gebäuden in der Stadt. Friedberg gilt auch als Stadt der Schulen und so sind unter anderem die Hoch- sowie Berufsschulen, aber auch die Schulen für Gehörlose sowie Sehbehinderte mit Solarstromanlagen ausgestattet aber auch Turnhallen, Wohnanlagen und Kindergärten. Darüber hinaus haben die Stadtwerke Carports mit Photovoltaik-Anlagen mit einer installierten Leistung von 180 Kilowatt Peak gebaut, um erneuerbaren Strom zu erzeugen. Allein in diesem Jahr konnten schon 240.770 Kilowattstunden Strom erzeugt werden. Eine Übersicht zu den Anlagen sowie ein Steckbrief und eine aktuelle Ansicht der erzeugten Leistung der Solarstromanlagen sind auf der Website Friedbergs einsehbar. Damit schaffen die Stadtwerke Transparenz und Akzeptanz für Erneuerbare Energien bei den Bürgerinnen und Bürgern in Friedberg.
Besonderen Wert legt Friedberg auf die Vernetzung mit Kooperationspartnern zum Thema Energiewende. Bereits vor über einem Jahr hat die Stadtverwaltung dazu das bestehende Klimaschutzkonzept mit den Stadtwerken Friedberg intensiver ausgearbeitet. „Verwaltung und Stadtwerke arbeiten hier Hand in Hand, in enger Kommunikation und bei der Ausführung der einzelnen Projekte“, wie der Bürgermeister Dirk Antkowiak erklärt. Zu den Kooperationspartnern der Friedberger Verwaltung zählt unter anderem die Technische Hochschule Mittelhessen. Für Neubaugebiete und Konversionsflächen wird gemeinsam zu Infrastrukturmöglichkeiten geforscht. Ziel ist es, ein 74 Hektar großes Gebiet mit ehemaligen amerikanischen Kasernen zu einem klimaneutralen Stadtteil umzugestalten. Vernetzung und Innovation sind auch die Intention des kommunalen Energieeffizienz-Netzwerks Oberhessen (k.e.n.o). Friedberg ist gemeinsam mit elf anderen Kommunen aus Oberhessen Mitglied und treibt so Weiterbildung in Sachen Energiemanagement voran. Die Mitglieder tauschen sich in Workshops aus und besichtigen im Wechsel wichtige Standorte der lokalen Energiewende. Ziel ist es, Kompetenzen – beispielsweise zu der energieeffizienten LED-Straßenbeleuchtung – in Friedberg auszutauschen und Klimaschutzkonzepte weiter auszuarbeiten.
Auch die internationale Vernetzung mit der portugiesischen Kommune Entroncamento ist nicht mehr wegzudenken: Erst in diesem Jahr wurde das Energiekonzept Friedbergs beim Stadtfest in Entroncamento vorgestellt und Broschüren hierzu in portugiesischer Sprache verteilt. „Das Thema Energie war von Beginn an das verbindende Element zwischen den zwei Städten“, sagt Friedbergs Bürgermeister. „Sofort war klar, dass wir den gleichen Ansatz verfolgen wie unsere Freunde, nämlich Energie und Stadtverkehr auf saubere und klimafreundliche Beine zu stellen.“
Das Projekt „Energiewende PartnerStadt“ unterstützt die Arbeit zur dezentralen Energiewende direkt vor Ort. Auch im Jahr 2019 werden wieder neue Städtepartnerschaften im Rahmen der „Energiewende PartnerStadt“ geknüpft und die europäische Energiewende durch bilaterale, kommunale Freundschaft vorangetrieben. „Wir freuen uns über alle Bewerbungen von Kommunen, die auch Teil des Projekts „Energiewende PartnerStadt“ sein möchten und sind jetzt schon gespannt auf die innovativen Projekte“, sagt Nils Boenigk, AEE.
Fotos: Kreisstadt Friedberg; Stadtwerke Friedberg
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