Energie für alle - von allen

Ein Kommentar von Ari Sturm, Mai 2025

Wenn man sich fragt, wo wir mit der Energiewende in 20 Jahren stehen, fällt einem vor allem eins auf. Die Zukunft der Energie ist dezentral. Das heißt, Strom und Wärme kommen dann nicht mehr nur aus ein paar riesigen Kraftwerken irgendwo in Deutschland, sondern direkt von nebenan. Vom eigenen Dach, aus dem Windpark am Stadtrand, vom Acker hinterm Dorf oder vielleicht sogar aus dem eigenen Garten. Das ist schon ein ziemlich großer Unterschied zu früher. Und klar, es geht dabei um neue Technik, aber eben nicht nur. Es geht auch darum, Verantwortung zu übernehmen, mitzudenken und einfach mal anzufangen. Ich sehe das selbst.

Schon heute gibt es in vielen Gegenden Leute, die ihren eigenen Strom erzeugen. Mit Solaranlagen auf dem Dach, kleinen Windrädern, Balkonkraftwerken oder als Teil einer Energiegenossenschaft. Und ich frage mich ehrlich, warum wir das nicht schon viel früher gemacht haben. Es fühlt sich jedenfalls nicht mehr so an, als käme der Strom einfach irgendwie aus der Steckdose. Man merkt plötzlich: Ich habe Einfluss darauf, ob der Strom sauber ist, ob er bezahlbar ist und ob er sicher bleibt. Und genau das finde ich richtig spannend. Ein Begriff, der mir da immer wieder begegnet, ist „Prosumer“, also jemand, der nicht nur Strom verbraucht, sondern auch produziert. Das geht heute schon und in Zukunft wird das noch viel einfacher. Man kann den eigenen Strom nicht nur selbst nutzen, sondern auch speichern, verkaufen oder mit den Nachbarn teilen. Und dank Technik wie digitalen Stromzählern oder Apps sieht man genau, wann man wie viel Strom erzeugt und wofür man ihn nutzt. Das macht Energie irgendwie greifbarer und verständlicher. Es wird ein Teil des Alltags. Ich glaube, es wird ganz normal sein, zu wissen, woher der eigene Strom kommt. Ob das E-Auto mit Sonnenstrom lädt. Ob die Heizung CO2-frei läuft. Energie wird dann viel mehr sein als nur ein Punkt auf der Rechnung. Sie wird ein Stück Alltag, über das man nachdenkt.

Und nicht nur beim Strom tut sich was. Auch beim Thema Wärme, über das oft keiner redet, passiert richtig viel. Fossile Heizungen, also Gas und Öl, werden Schritt für Schritt durch bessere, klimafreundlichere Lösungen ersetzt. Wärmepumpen, Solarkollektoren, Nahwärmenetze, das klingt erstmal technisch, ist aber super wichtig. Vor allem auf dem Land, wo oft mehr Platz ist, klappt das ziemlich gut. Aber auch in der Stadt gibt es neue Modelle, zum Beispiel Wohnblocks, die gemeinsam mit nachhaltiger Wärme versorgt werden. Was ich persönlich auch wichtig finde: Kommunen spielen eine viel größere Rolle. Sie entwickeln Klimaschutzpläne, stellen Flächen für Wind- und Solaranlagen bereit oder bieten Energieberatung an. Und es gibt tatsächlich schon Orte, die fast komplett mit Erneuerbaren Energien versorgt sind. Das zeigt, es geht, wenn man will.

Und was ich besonders stark finde: Die Energiewende wird immer mehr zur Sache von uns allen, nicht nur von Politik oder Wirtschaft. Menschen schließen sich zusammen, gründen Energiegenossenschaften, starten Projekte, helfen sich gegenseitig. Das fühlt sich nicht abstrakt an, sondern echt. Und es passiert direkt bei uns. In der Nachbarschaft. Jeder kann mitmachen, mitreden oder sogar mitgestalten. Klar, dafür müssen sich auch ein paar Dinge ändern. Es sollte fairer sein für kleine Stromproduzenten, ihren Strom ins Netz zu bringen. Es sollte einfacher werden, Energie zu speichern und weiterzugeben. Und vor allem braucht es verständliche Infos, damit wirklich alle wissen, was sie selbst tun können. Egal, ob man ein eigenes Haus hat oder zur Miete wohnt.

Wenn ich an das Jahr 2045 denke, stelle ich mir vor, dass Energie dann einfach dazugehört, so wie Internet oder Wasser heute. Man weiß, woher sie kommt, man kann mitreden, vielleicht sogar selbst etwas beisteuern. Es wird Energiegemeinschaften geben, smarte Netze, E-Autos, die sich selbst laden. Und ich fände es sehr toll, wenn Schulen ihre eigene Solaranlage hätten und wir dort nicht nur Mathe lernen, sondern auch, wie Energie funktioniert. Was mir Hoffnung macht: Die Energiewende bringt auch Chancen. Vor allem für junge Leute wie mich. Es entstehen neue Berufe, Studiengänge und Ausbildungsplätze in Bereichen, die Sinn machen. Wer sich heute für Erneuerbare Energien interessiert, hat gute Chancen, in einer Branche zu arbeiten, die Zukunft hat und gebraucht wird. Und man sieht ja schon jetzt, dass junge Menschen dabei sind. Ob bei Fridays for Future, bei Jugendprojekten oder bei Wettbewerben wie zum Beispiel dem Comic-Wettbewerb der AEE – überall zeigen junge Leute, wie sie sich die Energiezukunft vorstellen.

Und ganz ehrlich, wenn ich mir diese Ideen anschaue, glaube ich wirklich daran, dass wir es schaffen können: eine Welt mit 100 Prozent Erneuerbaren Energien, mit fairer Beteiligung und echtem Klimaschutz. Natürlich wird nicht alles perfekt laufen. Es wird Rückschläge geben, Technik, die nicht auf Anhieb funktioniert, und Diskussionen darüber, was gerecht ist. Aber so ist Wandel eben. Und wir sind mittendrin. Deshalb finde ich es wichtig, dass wir die Energiewende nicht nur als Pflicht sehen, sondern als das, was sie wirklich ist: eine Chance. Eine Chance, unabhängiger zu werden. Eine Chance für mehr Gerechtigkeit. Und vor allem eine Chance, das Klima zu schützen. Nicht irgendwann. Sondern jetzt. Und das Beste ist: Wir alle können mitmachen. Jede Entscheidung zählt. Jedes Solarpanel auf dem Dach. Jeder Umstieg auf Ökostrom. Jede Kommune, die mutig vorangeht. Und jede Stimme, die sich für Erneuerbare Energien einsetzt.

Die Energiewende ist kein Projekt für später. Sie passiert gerade. Und wir sind alle ein Teil davon.