Lokale Bioenergie im Norden und Süden

Wie die weltweite Bioenergieproduktion von lokalen Ressourcen profitiert, zeigt sich unter anderem am Beispiel von Mexiko und Schweden, wo innovative Lösungen eine dezentrale Energiegewinnung ermöglichen. 

Der Bericht der International Renewable Energy Agency (IRENA) „Bioenergy from boreal forests: Swedish approach to sustainable wood use“ (Bioenergie aus borealen Wäldern: Der schwedische Ansatz für nachhaltige Holznutzung) stellt das produktive Waldmanagement im Land dar. Im letzten Jahrzehnt hat sich das Volumen der schwedischen Wälder verdoppelt, sodass 75 Prozent des Holzes, gemessen an der Anzahl der jährlichen Neupflanzungen, gefällt und weiterverarbeitet werden. Durch das effiziente Management stehen somit mehr Rohstoffe für die Produktion von Bioenergie zur Verfügung. Das wird auch in der Energiebilanz des Landes deutlich: Mit 137,7 Milliarden Kilowattstunden machte die Bioenergie 2016 in Schweden den größten Anteil der 37 Prozent des landesweiten Endenergieverbrauchs aus.

Wald_Schweden

In Bezug auf den Bericht der IRENA stellt ein Artikel von Polity heraus, dass weitere Potenziale für die Gewinnung von Biomasse im Wald ausgeschöpft werden können. Holzreste, wie beispielsweise das Sammeln von 30 Prozent der Baumstümpfe und 70 Prozent von Ästen aus Baumkronen, könnten die nachhaltige Nutzung des Holzes bereits um das Siebenfache steigern.

Um weitere Emissionen durch fossile Brennstoffe zu verringern, wird im schwedischen Verkehrssektor das Ersetzten von Treibstoffen, die auf Mineralöl basieren, fokussiert. Fortschritte in der Technologie sollen zukünftig ermöglichen, dass das Biogas aus Holzenergie als Ersatz für Kerosin dienen kann. Weiterhin kann das erhöhte Volumen der Wälder Material liefern, um Baumaterialien mit hohen Emissionen wie Beton und Stahl durch Holz zu ersetzen. Polity berichtet, dass jede verbaute Tonne Holz in Gebäuden fast drei Tonnen CO2-Emissionen einspart. Die stetige Kontrolle durch das Waldmanagement ist zudem eine wichtige Prävention von Waldbränden, die andernfalls riesige Schäden und Emissionen freisetzen würden. Zuletzt gab es zahlreiche Flächen, die zu großen Teilen mit Nadelbäumen bepflanzt waren. Diese sind für Waldbrände deutlich anfälliger als Mischwälder. Nach den starken Waldbrände des vergangenen Jahres wurde nun begonnen, nach der Abholzung von Wäldern, bei der Neuaufforstung vermehrt auf Mischwälder zu setzen.

Biomasse, gewonnen aus lokalen Pflanzen, wird auch im Süden Nordamerikas verwendet, um sauberen Strom herzustellen. So berichtet die CNN von dem „Grünen Gold“ in Mexiko. Damit ist der Feigenkaktus gemeint, der im Land als Alleskönner für Nahrung, Arznei und Kosmetik eingesetzt wird. Die Firma Nopalimex (Nopal bezeichnet den Feigenkaktus) nutzt Teile ihrer Plantage seit 2015, um aus den Kakteen Biogas zu gewinnen. Ansässig in Michoacán, in Zentralmexiko, werden die Kakteen zersetzt und im Fermenter auf der Farm in Biogas verwandelt. Die einzigen Abfallstoffe des Prozesses, Wasser und Reste des Feigenkaktus, können wiederum als Dünger den Pflanzen zugeführt werden.

Anwendung findet der produzierte Strom aus Bioenergie in der emissionsarmen Herstellung von Mais- und Kaktustortillas, die das ursprüngliche Geschäft der Farm waren. Des Weiteren dient Biogas als Treibstoff für Autos. Laut CNN gab es bereits Tests, Fahrzeuge der Stadtverwaltung aus dem nahegelegenen Zitacuaro mit dem grünen Biogas zu betanken. Die Firma geht davon aus, den Treibstoff für 12 Pesos (0,56€) pro Liter, das ist lediglich ein Drittel des aktuellen Preises, anbieten zu können.

Der Anteil der Erneuerbaren am mexikanischen Energieverbrauch lag 2016 insgesamt bei 15,4 Prozent, wobei die Bioenergie nur 0,1 Prozent erreichte. Dass erneuerbare Projekte in Mexiko aber stetig weiter an Popularität gewinnen, zeigt ein Artikel der Welt. 2017 hat das Start-Up SUEMA im Südosten der Hauptstadt Mexiko-Stadt eine Biogasanlage installiert, die aus der Schale von Kakteen Energie produziert. Aus dem reinen Abfallprodukt kann die Anlage mit einer Kapazität von 170 Kubikmeter Biogas 175 Kilowattstunden Strom und eine Tonne Dünger erzeugen, was einem Vergleich der Welt zufolge „9600 Energiesparlampen“ zum Leuchten bringen kann.

Dieser Artikel wurde im Renews, dem Newsletter der Agentur für Erneuerbare Energien, veröffentlicht.

Foto: AEE

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