Vöhrenbach
April 2008
Die Bürger der Gemeinde Vöhrenbach haben ein stillgelegtes Wasserkraftwerk mit einer bautechnisch einzigartigen historischen Staumauer saniert und wieder in Betrieb genommen. 71 Photovoltaikanlagen und die Wasserkraft liefern zusammen so viel Strom, dass über 40 Prozent der Vöhrenbacher Haushalte mit umweltfreundlichem Strom versorgt werden können.
Pioniergeist im Schwarzwald
"Neben der Gewinnung regenerativer Energie wird durch die sanierte Staumauer auch der regionale Tourismus wiederbelebt", erklärt Bürgermeister Robert Strumberger.
Errichtet wurde die 25 Meter hohe und 120 Meter breite Staumauer der Linachtalsperre in den Jahren 1922 bis 1925. Pioniergeist steckte damals hinter dem seinerzeit außergewöhnlichen Projekt. Dem Einweihungsspruch nach sollte die Wasserkraft dem "Wohl und Segen künftiger Generationen" dienen. Doch Ende der 1960er Jahre wurde die Staumauer stillgelegt. Es war die Zeit, als man an die große Zukunft der Atomkraft glaubte und für die Instandhaltung der Talsperre keine Notwendigkeit mehr sah. Die Behörden ordneten einen "kontrollierten Zerfall" an.
Bürger reaktivieren Wasserkraftwerk
Nach und nach wurde die Kritik an der Stilllegung des voll funktionsfähigen Wasserkraftwerks immer lauter. Schließlich reaktivierte in den neunziger Jahren eine Bürgergesellschaft die Anlage, zunächst als Ausleitungskraftwerk ohne Aufstauung des Sees. In dem Jugendstil-Turbinenhaus wurden nach einer Generalüberholung die historischen Francisturbinen wieder eingebaut. Die Anwohner beteiligten sich über eine Kommanditgesellschaft an den Projektkosten. Mit 350.000 Euro stellten sie über die Hälfte der Investitionskosten. Der Rest wurde von einer regionalen Betreibergesellschaft aufgebracht. 1998 konnte das Ausleitungskraftwerk mit einer Kapazität von 434 Kilowatt den Betrieb aufnehmen.
Bürger und Gemeinde arbeiten "Hand in Hand"
Nach diesem ersten Erfolg wollten immer mehr Bürger aus der Gemeinde die bundesweit einmalige Talsperre mit 13 Rundbögen durch eine Sanierung retten. Da der finanzielle Aufwand für die engagierten Bürger allein zu groß war, nahm sich die Gemeinde des Projektes an. Die Stadt Vöhrenbach fand mehrere Unterstützer. Dank der Zuschüsse des Landes Baden-Württemberg, eines im Jahr 1999 gegründeten Fördervereins "Rettet die Linachtalsperre" e.V. und der badenova AG Freiburg, konnte das inzwischen sieben Millionen Euro Projekt -nicht zuletzt auch mit enormem eigenen Aufwand der Stadt- letztendlich realisiert werden.
Andere Erneuerbare Energien in Vöhrenbach
Neben der Wasserkraftanlage an der Linachtalsperre liefern acht weitere kleinere Wasserkraftanlagen Strom. Darüber hinaus nutzen die Bürger die Kraft der Sonne. 71 Photovoltaikanlagen und die Wasserkraft liefern zusammen so viel Strom, dass über 40 Prozent der Vöhrenbacher Haushalte mit umweltfreundlichem Strom versorgt werden können.
Talsperre ist ein beliebtes Ausflugsziel
Die Talsperre mit dem aufgestauten See ist inzwischen wieder zu einem beliebten Ausflugsziel geworden, worauf die Anwohner sehr stolz sind. Auf der begehbaren Staumauer führt vom Kraftwerksgebäude bis zur Talsperre ein Rundweg, der als Wasserkraftlehrpfad ausgebaut ist. Vöhrenbach ist ein herausragendes Beispiel für bürgerschaftliches Engagement zu Gunsten einer umweltfreundlichen, in die landschaftlichen Gegebenheiten integrierten Energieversorgung. Ehrenamtlich bieten Vöhrenbacher Bürger für Besucher Führungen an. Die Sanierungsarbeiten konnten im Jahr 2007 erfolgreich abgeschlossen werden und die Vollstauung wurde im Oktober 2007 erreicht. Die offizielle Einweihung der Talsperre findet am 31.05.2008 statt.
Foto: Gemeinde Vöhrenbach
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