Energie-Kommune des Monats: Ilmtal
September 2011
Für die thüringische Gemeinde Ilmtal ist Dezentralität ein Teil der eigenen Identität. Die knapp 4.000 Ilmtaler verteilen sich auf 21 Ortsteile. Die Region ist landwirtschaftlich geprägt. Wilfried Neuland, Bürgermeister von Ilmtal, sieht in einer dezentralen Struktur keinen Nachteil, sondern eine Chance: „Die Gemeinde profitiert von den vielen kleinen Ortschaften“, so Neuland, der bereits seit 1989 das Amt des Bürgermeisters innehat. „Wir müssen kein repräsentatives Ortszentrum entwickeln, sondern können in wichtigere Projekte investieren.“ Darunter sind viele Projekte, die auf eine Versorgung aus Erneuerbaren Energien setzen.
Gemeinsam zum Erfolg
Das erste große Projekt der Gemeinde war eine Holzhackschnitzelheizung in der Grundschule in der Ortschaft Dörnfeld. Seit 2003 werden die Schule und der angrenzende Kindergarten mit Biowärme beheizt. Der Kessel hat eine Nennwärmeleistung von 220 Kilowatt und ist mit einer solarthermischen Anlage zur Brauchwassererwärmung in den Sommermonaten gekoppelt. Das Holz für diese und zwei weitere Anlagen im Umkreis stammt aus dem nahegelegenen Gemeinde- bzw. aus dem Genossenschaftswald. „Der dezentrale Ausbau der Erneuerbaren Energien hilft uns auf dem flachen Land dabei, unser wirtschaftliches Potenzial noch besser zu nutzen und für kommunale Wertschöpfung und Arbeitsplätze zu sorgen“, erklärt Bürgermeister Neuland. Neben der Forstwirtschaft profitieren auch die Landwirte von den Erneuerbaren.
Erneuerbare Energie aus verschiedenen Quellen
Die Gemeinde erzeugt an verschiedenen Standorten Strom und Wärme erneuerbar und versorgt so öffentliche Gebäude sowie die ansässigen Haushalte der Ortschaften. Das erste große Projekt der Gemeinde Ilmtal war die Umrüstung der alten Rohbrandheizung in der Grundschule im Ortsteil Dörnfeld. Die Gemeinde hat vom Kreis den Standort übernommen und 2003 die Anlage auf Holzhackschnitzel umgerüstet. Nun versorgt die Holzhackschnitzelheizung die Schule und den Kindergarten mit Biowärme. Ende 2009 hat die Gemeinde ihr nächstes Großprojekt in Angriff genommen, eine Photovoltaikanlage mit 20 Kilowatt Peak, welche auf dem Dach des Feuerwehrgerätehauses in Großliebringen installiert wurde. Die Schulküche in Dörnfeld bezieht seit 2010 ihre Wärme aus einer solarthermischen Anlage. Die wieder in Betrieb genommenen Wasserkraftanlagen an der Kunst- und Senfmühle sowie der Klunkermühle tragen zur Stromerzeugung bei. Sie werden von der Ilm gespeist und haben zusammen eine elektrische Leistung von ca. 70 Kilowatt. Der Energieertrag beider Mühlen dient jährlich zur Deckung des Eigenbedarfs und die überschüssige Energie wird in das öffentliche Netz eingespeist. Außerdem hat die Kunst und Senf-Mühle auf dem Gebäudedach seit 2006 eine Photovoltaikanlage mit 30,05 Kilowatt Peak installierter Leistung in Betrieb. Weitere 30 Photovoltaikanlagen sind über das Gemeindegebiet verteilt und liefern insgesamt eine elektrische Leistung von 330 Kilowatt Peak.
Dezentrale Anlagen, zentral informierte Bürger
Die Gemeindeprojekte sowie die Biogasanlagen erlebten durch die gute Informations- und Öffentlichkeitsarbeit durchweg einen großen Zuspruch der Bürger. Jedes Jahr findet beispielsweise die Woche der Erneuerbaren Energien statt. An dieser nimmt Ilmtal aktiv teil und informiert seine Einwohner über neu geplante Projekte, aber auch über Themen wie modernen Heizungsbau und Stromsparen im Haushalt. Auf dieser Basis aufbauend konnte auch die Komplettsanierung eines Mietshauses nach nachhaltigen Gesichtspunkten problemlos realisiert werden. Die Daten des Verbrauchs des Mietshauses werden in regelmäßigen Abständen im Amtsblatt veröffentlicht und tragen so zu mehr Transparenz und Information für die Bürger bei. Der Bürgermeister ist sich sicher: „Es ist wichtig zu zeigen, dass es sich in der Zukunft rechnet und das tut es.“ In fünf Jahren soll die Investition bereits durch die Einsparungen im Energieverbrauch getilgt sein. Und auch ein großes Ziel ist bereits formuliert. Die Ilmtaler wollen sich in den nächsten Jahren zu 100% mit erneuerbarer Wärme und erneuerbaren Strom versorgen. Das Ziel ist nicht mehr weit.
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