Energie-Kommune des Monats: Donau-Ries

November 2014

Direkt an der Grenze zu Baden-Württemberg, im bayerischen Teil Schwabens liegt der Landkreis Donau-Ries. Mit dem Nördlinger Ries beheimatet der Landkreis eine einzigartige Landschaft, die ihren Ursprung dem Einschlag eines Asteroiden verdankt. Neben dem Krater mit ca. 25 Kilometer Durchmesser machen Donau- und Lechtal sowie der nördliche Teil des Naturparks Aktmühltal den Landkreis zu einem attraktiven Ausflugsgebiet. Angesichts der Bedeutung, welche die Natur für die knapp 130.000 Bürgerinnen und Bürger von Donau-Ries hat, ist ihr Engagement für den Klimaschutz verständlich. „Der Klimaschutz hat schon seit 2000 eine große Bedeutung für Politik und Bevölkerung in Donau-Ries“, erklärt Landrat Stefan Rößle. „Damals fand die Auftaktveranstaltung der Agenda 21-Arbeitsgruppen für den Landkreis statt, welche die vielfältigen privaten und öffentlichen Aktivitäten angestoßen haben.“ Der Erfolg blieb nicht aus: Inzwischen kann der Landkreis 87 Prozent des verbrauchten Stroms mit Erneuerbaren Energien aus der Region decken.

Die Kraft der Sonne

Ein großer Teil des in Donau-Ries erzeugten Stroms stammt aus den knapp 11.000 Solarstromanlagen, die etwa ein Drittel des im Landkreis erzeugten regenerativen Stroms liefern. Mit dem Start der kostenlosen Energie-Beratung für Bürgerinnen und Bürger im Jahr 2003 und einigen Leuchtturmprojekten wurde die Grundlage für den Bauboom der Solarstromanlagen im Landkreis gelegt. „Die Solarenergie bietet gerade Privathaushalten die Möglichkeit, die Stromversorgung in die eigene Hand zu nehmen“, erklärt Landrat Rößle. „Die Kommune kann ein solches Privatengagement fördern, indem Informationen zur Technik und zum Betrieb, aber auch zu den wichtigen Ansprechpartnern in der Region bei der Bevölkerung ankommen.“ Die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Akteuren in der Region ist gerade bei einem verstärkten Ausbau der Erneuerbaren Energien in privater Hand wichtig, da die Energiewende auch mit einem Umbau des Energieversorgungssystems zusammenfällt. Während der Strom früher nur als Einbahnstraße von den großen Kraftwerken in die Haushalte geleitet wurde, fließt der Strom nun auch in die andere Richtung. Daher ist eine aktive Kommune, die den Austausch zwischen Hausbesitzern, Handwerkern und Netzbetreibern fördert, ein wichtiger Faktor für die Energiewende.
 


Verantwortung mit System

Je größer der Anteil der Erneuerbaren Energien im Stromnetz wird, desto größer wird auch die Verantwortung, die sie für die Stabilität des Netzes übernehmen. Solarstromanlagen bieten bereits eine natürliche Systemdienstleistung, denn der Stromverbrauch steigt bei Tagesanbruch an und klingt über die Nacht wieder ab. Doch das reicht noch nicht, um auch die kleinteiligen Nachfrageschwankungen auszugleichen. Um bei zusätzlicher Nachfrage Strom zur Verfügung zu haben, bieten sich Batteriespeicher an, die entweder im Privathaushalt oder in Ortsteilen und Quartieren installiert werden können. Überschüssiger Strom kann hier gespeichert werden und bei verstärkter Nachfrage passgenau abgegeben werden. Ein weiterer Schritt in Richtung Systemdienstleistung ist die derzeit laufende Nachrüstung von älteren Solarstromanlagen. Die sogenannte 50,2-Hertz-Nachrüstung sorgt dafür, dass sich die Solarstromanlagen bei einer zu großen Menge an Strom im Netz gestaffelt abschalten. So bleibt das Stromnetz auch bei einem sehr großen Anteil an Solarstromanlagen, wie dies in Donau-Ries der Fall ist, stabil. Im Rahmen des Energienutzungsplanes hat sich der Landkreis extra mit dem Einfluss des zusätzlichen Stroms aus erneuerbaren Energien auf die derzeit bestehenden Stromnetze beschäftigt. Dies war Landrat Rößle sehr wichtig. Der Kreis steht hier in gutem Kontakt mit den regionalen Energieversorgern um sicherzustellen, dass auch dem weiteren Ausbaus der Erneuerbaren im Kreis nichts im Wege steht. 

Strategisch gut aufgestellt

Die Zielsetzung der kommunalen Politik ist im Landkreis-Leitbild formuliert worden und gibt den verschiedenen Bemühungen einen gemeinsamen Weg vor. Der im Juni 2014 veröffentlichte Energienutzungsplan zeichnet diesen Weg im Bereich der Energieversorgung vor. Das Konzept wurde von der Forschungsgesellschaft für Energiewirtschaft erstellt und zeigt neben einer Analyse des Energieverbrauchs auch die Potenziale im Bereich der Erneuerbaren Energien auf und stellt konkrete Umsetzungsmaßnahmen vor. Daneben werden auch anhand von drei Gebietstypen die Auswirkungen des Ausbaus der Erneuerbaren Energien auf die regionalen Netze und die neuen Anforderungen für die Netzbetreiber aufgezeigt. 
Der Energienutzungsplan wurde in enger Zusammenarbeit mit allen wichtigen Akteuren im Landkreis, wie z. B. der Kaminkehrerinnung oder den Energieversorgern, erstellt. Eine stetige Mitwirkung der Mitglieder der Energie-Allianz, des Energie-Forums sowie der Gemeinden im Landkreis wurde durch Zwischenpräsentationen und Workshops ermöglicht.



Die Mischung macht‘s

Die Flexibilität in der Erzeugung ist ein wichtiger Baustein der Energieversorgung. Daher setzt Donau-Ries nicht nur auf Solarstrom und Windenergie, sondern auch auf Wasserkraft und Bioenergie, die nahezu keinerlei wetterbedingten Schwankungen unterliegen. Gerade die Bioenergie kann als bedarfsgerechte Energieform einspringen, wenn die Sonne mal nicht scheint. Durch die Nutzung der bei der Bioenergie-Verstromung anfallenden Abwärme werden Strom- und Wärmeversorgung miteinander verbunden. So laufen nicht nur die elektrischen Geräte ohne das Klima zu schädigen, sondern auch die Heizungen. „Wir sind auf dem Weg unserer regionalen Energiewende bereits ein entscheidendes Stück voran gekommen, aber wir sind noch lange nicht am Ziel“, resümiert Landrat Rößle. „Mit dem Energienutzungsplan liegt uns seit diesem Jahr ein Strategiepapier vor, welches für die nächsten großen Schritte sorgen wird.“