Kreis Coesfeld
April 2018
Die Landschaft des nordrhein-westfälischen Kreises Coesfeld ist durch unterschiedliche Naturräume geprägt, von Waldflächen über Moor- und Heidelandschaften bis hin zum Fluss Lippe mit seinem Zufluss der Stever – ein perfektes Umfeld für den Klimaschutz: „Wir wollen in unseren elf Gemeinden und Städten bis 2030 den CO2-Ausstoß um 30 Prozent und den Endenergieverbrauch um 15 Prozent gegenüber 2013 reduzieren", betont Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr. Ein Energie- und Klimaschutzkonzept unterstützt den Kreis mit seinen knapp 220.000 Einwohnern darin, Strategien zur Steigerung der Energieeffizienz und dem Ausbau Erneuerbarer Energien zu entwickeln. Aktuell steht die geplante erneuerbare Wärmeversorgung eines Berufskollegs in Lüdinghausen auf der Agenda: Die alte Öl-Heizung wird durch eine Pelletanlage ersetzt, womit 89 Prozent der CO2-Emissionen eingespart werden, was jährlich knapp 146 Tonnen sind.
Die Umsetzung der Maßnahmen wird durch verschiedene Akteure im Kreis realisiert. Die Gründung der Gesellschaft zur Förderung regenerativer Energien mbH (GFC) und die im Jahr 2016 begonnene Tätigkeit einer Klimaschutzmanagerin liefern wichtige, maßgebliche Impulse für die Aktivitäten im Kreis. Der „KlimaPakt Kreis Coesfeld“, ein Akteursnetzwerk mit stetig wachsendenden Mitgliedern (derzeit knapp über 60), das sich unter anderem aus Kreis, Städten, Gemeinden, Wirtschaftsbetrieben, Wirtschaftsförderung, Handwerkskammer, Vereinen, Verbänden und Institutionen zusammensetzt, tauscht Erfahrungen aus und plant gemeinsame Aktivitäten.
Klimaschutz und Recycling gehen in der Deponie Coesfeld Höven Hand in Hand
Die Bevölkerung des Kreises Coesfeld erzeugt jährlich rund 45.000 Tonnen an Biomüll sowie an Grünabfällen aus Gärten und Parks. „Nach umfangreicher Prüfung entschieden wir uns im Jahr 2011 für eine Maßnahme zur Optimierung der bisherigen stofflichen Verwertung der Bio- und Grünabfälle“, erinnert sich Kreisdirektor Joachim L. Gilbeau. In der Deponie Coesfeld Höven können diese Ressourcen durch eine Biogasanlage zugunsten klimafreundlicher Energie genutzt werden: Nachdem es verkleinert und von Metall gereinigt wurde, entsteht aus dem Gemisch durch Trockenvergärung Biogas. Diese Technik eignet sich besonders, um nicht-flüssige Stoffe wie Abfälle zu vergären. So entstehen in Coesfeld rund 600 Kubikmeter Biogas pro Stunde. Die benötigte Wärme für den Prozess liefert eine Holzfeuerung, welche mit Holzhackschnitzeln aus den gesammelten Grünabfällen versorgt wird. Die Reste der Vergärung werden anschließend im benachbarten Kompostwerk zu Dünger verarbeitet und in der Landwirtschaft genutzt. Das gewonnene Rohbiogas wird in einem Biogasspeicher mit 7.000 m³ Volumen zwischengespeichert, um eine gleichmäßige Beschickung der Anlage zu gewährleisten. Anschließend wird das Biogas veredelt, da es nur zu rund 60 Prozent aus Methan besteht, welches ausschließlich für die Einspeisung in das öffentliche Erdgasnetz geeignet ist.
In einer Biogasaufbereitungsanlage, die seit Ende 2013 vom Kreis Coesfeld über die GFC betrieben wird, wird dem Biogas CO2, Schwefelwasserstoff, Wasserdampf, Stickstoff, Ammoniak und Sauerstoff entzogen. Für die Anlage fielen Investitionskosten von 2,8 Millionen Euro an. Der benötigte Strom für diesen Prozess stammt – durch die Verbrennung von Deponiegas in einem Blockheizkraftwerk – ebenfalls aus eigener Produktion. „Wichtige Erfolgsfaktoren für das Gelingen des Projektes waren die vorhandenen gastechnischen Einrichtungen, die bestehende Infrastruktur und das am Standort bereits tätige und geschulte Fachpersonal“, betont Gilbeau. Das 98-prozentige Methangas wird ins deutsche Erdgasnetz eingespeist und ersetzt dort fossiles Erdgas. Der Abnehmer des Biomethans ist ein Gasversorger in Süddeutschland, durch die Erlöse konnten die Entsorgungsgebühren für Biomüll um rund 30 Prozent gesenkt werden. Rechnerisch versorgt der Kreis Coesfeld mit diesem Projekt 1.400 Haushalte mit Wärme und spart etwa 5.000 Tonnen CO2 im Jahr ein.
Aufbau einer einheitlichen Elektro-Ladeinfrastruktur bringt die Verkehrswende voran
Mit dem Projekt eCOEmobil realisiert die GFC ein weiteres Leuchtturmprojekt des integrierten Energie- und Klimaschutzkonzeptes, das deutschlandweit als Vorbild für die Schaffung von notwendigen Rahmenbedingungen im Zuge der Verkehrswende angesehen werden kann. Die GFC installiert im Rahmen des Gemeinschaftsprojektes in allen Städten und Gemeinden eine öffentliche und flächendeckende Ladeinfrastruktur für Elektroautos, unter anderem an zentralen Standorten – etwa an Bahnhöfen oder öffentlichen Parkplätzen. So kann einer der größten Herausforderungen bei der elektrischen Verkehrswende, dem Mangel an flächendeckenden Lademöglichkeiten im ländlichen Raum, entgegengewirkt werden. Die Verfügbarkeit von insgesamt 34 Ladesäulen soll Bürgerinnen und Bürgern die bewusste Entscheidung für die Elektromobilität erleichtern. Darüber hinaus dient die im Projekt eingeführte Vereinheitlichung von Abrechnungs- und Tarifsystemen der Nutzerfreundlichkeit. Die Nutzung von Ladesäulen steigt seit den Installationen kontinuierlich und die Anzahl zugelassener Elektrofahrzeuge hat sich im Kreis Coesfeld von Anfang 2017 bis Anfang 2018 mehr als verdoppelt.
Stefan Bölte, der Geschäftsführer der Wirtschaftsbetriebe Kreis Coesfeld GmbH/GFC, betrachtet die Berücksichtigung von Klimaschutz in der alltäglichen Arbeit als eine ständige Verpflichtung: „Die Motivation sich für Erneuerbare Energien Projekte zu engagieren liegt in dem Ziel, eine Verbesserung der Nachhaltigkeit in ökologischer und sozialer Hinsicht in Verbindung mit einer ökonomischen Verbesserung zu erreichen. Auch nach außen wollen wir als Kommunalgesellschaft unsere Vorbildfunktion wahrnehmen“.
Fotos: WBC/ Kreis Coesfeld
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