Weltweite Forderung für mehr Klimaschutz
Der globale Klimastreik am Freitag, 20. September, markierte nur den Auftakt zu der Klimaschutzwoche „Week for Future“. Zahlreiche Menschen kamen auf den Straßen weltweit zusammen, um für eine nachhaltige Klimapolitik und den Ausstieg aus fossilen Energieträgern zu protestieren.
1,4 Millionen Menschen waren alleine in Deutschland während des Klimastreiks auf der Straße, um für die Festschreibung von Klimaschutzmaßnahmen der Bundesregierung zu demonstrieren. Fridays for Future hatte vor dem Beginn des UN-Klimagipfels am Montag, 23. September, während der Präsentation des Klimapakets der deutschen Bundesregierung zum Klimastreik aufgerufen.
Foto: AEE
Verkehrsblockaden, streikende Stadtverwaltungen und mehr Teilnehmer*innen als erwartet: Der Deutschlandfunk schaut auf die Proteste in verschieden Regionen Deutschlands. Von Passau bis in Rendsburg-Eckernförde waren Schüler*innen und Studierende, aber auch Arbeitnehmer*innen und Politiker*innen an den Demonstrationen beteiligt. „Prozentual gesehen waren auf der Nordseeinsel Spiekeroog die meisten Bewohner unterwegs: 400 Menschen, also über 50 Prozent der Inselbevölkerung trafen sich zum Protest an der Nordseeküste“, berichtet der Deutschlandfunk.
Die Menge der Streikenden erreichte weltweit Rekordzahlen: Das ZDF berichtet nach Angaben der Veranstalter*innen von 270.000 Teilnehmer*innen in Berlin, 70.000 in Köln. In Hamburg demonstrierten laut Polizei ebenfalls 70.000, in München 40.000. Auf der ZDF-Webseite können mit einer interaktiven Karte die Orte und Teilnehmerzahlen der Demos eingesehen werden. Auch kleinere Streiks, wie in Flensburg und Weimar, sind verzeichnet.
Axel Schröder kommentiert für den Deutschlandfunk, dass die Politik die von Schüler*innen ausgehenden Proteste immer noch nicht ernst genug nehme. Dabei unterstützen längst viele Erwachsene die Bewegung und organisieren sich bei den Scientists, Parents und Entrepreneurs for Future. Ebenfalls merkt Schröder an: „Jüngste Umfragen deuten darauf hin, dass die Politik sogar die Bereitschaft der Menschen unterschätzt, sich umzustellen und einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.“
AEE-Umfrage zum CO2-Preis: Bevölkerung ist mutiger als die Politik
Die Bevölkerung ist bereit, künftige Einnahmen durch eine CO2-Abgabe wieder in Erneuerbare Energien und Klimaschutz fließen zu lassen. Das zeigt die neueste Umfrage der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE). 40 Prozent der Befragten gaben an, dass das eingenommene Geld in Energiesparmaßnahmen und erneuerbare Technologien in Haushalten investiert werden sollte. 30 Prozent sprachen sich für einen gleichwertigen Geldbetrag aus, den der Staat an alle Bürger*innen zurückgibt („Pro-Kopf-Abgabe“). Knapp ein Viertel der 1.000 Befragten wählten die Möglichkeit, mit den Einnahmen Sozialleistungen für wirtschaftlich Benachteiligte zu unterstützen.
Dass sich die Mehrheit der Befragten aber für die Investition in die Erneuerbaren ausspricht, zeigt, dass die Reduktion des CO2-Ausstoßes für die Bevölkerung nur mit dem Ausbau eines klimafreundlichen Energiesystems gelingen kann. Ein CO2-Preis, der den Klimaschutz fördert und sozial gerecht unter verschiedene Einkommensklassen aufgeschlüsselt werden kann, war eine der weitverbreitetsten Forderungen der Demonstrant*innen auf den Klimastreiks in Deutschland.
Demonstrationen in 160 Ländern weltweit
Auch weltweit war man auf der Straße. Die taz gibt einen Einblick in die Proteste. So fordern die Demonstrant*innen in Österreich die Ausrufung des nationalen Klimanotstands. Dieser Forderung kam das österreichische Parlament einige Tage nach dem Streik, am 25. September, nach. Die Teilnahme am Klimastreik hat die österreichische Bildungsministerin Iris Rauskala Schüler*innen in Begleitung einer Lehrkraft per Erlass erlaubt. In Indien machen Aktivist*innen in Schulen auf die Klimabewegung aufmerksam, der Großprotest soll hier am darauffolgenden Freitag, den 27. September, stattfinden. Auch in etwa 20 russischen Städten fanden Proteste statt, nur in der Hauptstadt Moskau bekamen die Organisator*innen keine Genehmigung für eine Demonstrationen. Einzelne Protestierende fanden sich dennoch zusammen.
Auf den Philippinen, in Kenia, Brasilien und Australien – die New York Times stellt diverse Eindrücke der Klimastreiks in verschiedenen Ländern und auf allen Kontinenten zusammen.
Greta Thunberg, Initiatorin der Fridays-for-Future-Bewegung, sprach auf der Demonstration in New York von einer „Welle der Veränderung“, die von den Demonstrant*innen ausgeht. Die Zeit berichtet, dass in der amerikanischen Metropole laut Angaben der Organisator*innen etwa 250.000 Protestierende zusammenkamen. Die Stadt hatte den Schüler*innen die Erlaubnis erteilt, am Streik statt am Schulunterricht teilzunehmen.
Unternehmen schließen sich an
Auch die deutsche Wirtschaft hat großes Interesse an einer funktionierenden Klimapolitik und verlässlichen Rahmenbedingungen. Viele mittelständische Unternehmen schlossen ihre Filialen, um ein Zeichen für den Klimaschutz zu setzten. So demonstrierten beispielsweise Naturstrom und die GLS Bank, berichtet das ZDF. Über 3.000 Unternehmen haben sich in Deutschland den Entrepreneurs for Future bereits angeschlossen. Das sind nicht nur Ökounternehmen, schreibt Julia Vismann für RBB 24. Dem Streik schließt sich auch Idealo-Gründer Albrecht von Sonntag an, der mit 1.000 Mitarbeiter*innen auf die Straße ging und die Idealo-Webseite für vier Stunden schloss. Zudem plädierte er für mehr Transparenz für die Kunden, damit sie die Möglichkeit haben, ihr Konsumverhalten nachhaltiger zu gestalten. Seiner Meinung nach brauche es dafür klare Leitlinien der Politik.
Von regionalen Geschäften bis internationale Firmen – die Bandbreite der teilnehmenden Unternehmen, die sich mit der Klimabewegung solidarisieren, steigt stetig. Auch die Frankfurter Rundschau macht auf die Diversität der Teilnehmenden aufmerksam: „von der kleinen Bäckerei bis hin zur großen Versicherungsgruppe ‚Die Bayerische‘ oder Fußballvereinen wie Mainz 05.“
Die Süddeutsche Zeitung titelt im Vorfeld des Klimastreiks „Nur wenige deutsche Großunternehmen unterstützen den Klimaprotest“ und weist darauf hin, dass die 30 Dax-Konzerne den Streik überwiegend nicht unterstützen. Einzelne Unternehmen verwiesen stattdessen auf firmeneigene Aktionen für den Klimaschutz. Hingegen kündigte Daimler an „im Fall eines unentschuldigten Fernbleibens von der Arbeit, ‚disziplinarische Maßnahmen‘ zu prüfen“.
Unterstützung erfährt Fridays for Future aber von einer Vielzahl von Gewerkschaften. Unter anderem vom ehemaligen Verdi-Chef Frank Bsirske. Sein Nachfolger Frank Werneke, der am 24. September gewählt wurde, rief ebenfalls zum Streik auf.
Dieser Artikel wurde im Renews, dem Newsletter der Agentur für Erneuerbare Energien, veröffentlicht.
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