Oliver Hummel

Geschäftsführer Naturstrom AG, Düsseldorf Bild_naturstrom_Hummel_300x400

"Ökostrom ist mittlerweile wirklich in der Mitte der Gesellschaft angekommen."

Warum sind Sie im Bereich Erneuerbare Energien tätig - was motiviert Sie?

Der Klimawandel führt schon heute in vielen Ländern zu Dürren, Überschwemmungen, Taifunen oder veränderten Anbauzeiten. Knapper werdende konventionelle Ressourcen wie Öl und Gas führen zu sozialen Unruhen und Kriegen. Eine saubere, sichere und zukunftstaugliche Energieversorgung ist daher meines Erachtens unumgänglich. Kraftwerke, die knapper werdende, gesundheits- und klimaschädliche Brennstoffe verfeuern oder wie die Atomkraft ein unkontrollierbares Risiko darstellen, haben damit ganz klar ausgedient. Für mich ist es eine tolle Sache, sich für die Erneuerbaren einsetzen zu können und die Energiewende aktiv mit voranbringen zu können.

Wo sehen Sie die Erneuerbare Energien im Jahr 2030 und wo in 2050?

"Die Erneuerbaren haben in den vergangenen Jahren zuverlässig alle Prognosen und Erwartungen übertroffen. Ich hoffe, dass das auch künftig so sein wird, anderenfalls werden wir unsere Klimaschutzziele nicht erreichen können. Die im EEG 2017 festgelegten Ausbaupfade reichen dazu jedenfalls nicht aus.
Generell haben wir aber gute Gründe, mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken. Denn die Energiewende ist nicht mehr aufzuhalten. Gesetzesnovellen, Verordnungen oder sonstigen Beschlüssen können sie verlangsamen, verteuern oder auf andere Weise verschlimmbessern – stoppen und umkehren können sie sie nicht mehr. Das ist ein riesiger Erfolg, auf den die Akteure der Branche und nicht zuletzt Millionen Energiewende-Bürgerinnen und –Bürger stolz sein können – und ein Hoffnungsschimmer im Kampf gegen den Klimawandel."

Wie wird sich Ihrer Meinung nach der Kraftwerkspark der Zukunft mit Erneuerbaren Energien entwickeln?

Für eine Vollversorgung aus Erneuerbaren Energien werden wir einen breiten Technologiemix mit den Standbeinen Windenergie und Photovoltaik benötigen, dazu ergänzend Biomasse und Wasserkraft. Eine größere Rolle wird zukünftig die Flexibilität des Systems spielen – sowohl auf Verbraucher- als auch auf Erzeugerseite. Temporäre Überschüsse werden teilweise in zunehmend günstigen Batterien gespeichert werden können und auch für den Wärmemarkt nutzbar sein, sei es durch Speicherung im Gasnetz oder beispielsweise durch die Nutzung in dezentralen Power-to-Heat-Anlagen. Ich hoffe sehr, dass engagierte Bürgerinnen und Bürger auch in Zukunft wichtige Treiber der Energiewende bleiben, denn für uns ist die Energiewende mittlerweile auch ein gesellschaftliches Projekt, dass die Energieerzeugung wieder näher an die Menschen bringt und direkte Wertschöpfung für viele generiert statt nur für ein paar Großkonzerne. Wir als NATURSTROM setzen uns dafür mit voller Energie ein. Unserer Überzeugung nach kann die Energiewende nur dann ein Erfolg werden, wenn sie dezentral und bürgernah organisiert bleibt.

Wie ist Ihre Meinung zu erneuerbarer Mobilität?

Elektromobilität bietet die Chance auf einen ökologisch nachhaltigen motorisierten Individualverkehr – aber nur dann, wenn der Strom aus Erneuerbaren Energien stammt! Man muss dabei dann auch berücksichtigen, dass diese Sektorenkopplung zu einem noch höheren Bedarf an Ökostrom führt. Wenn man dann beim Ausbau der Erneuerbaren auf die Bremse tritt, wie dies die Regierung im Moment an vielen Stellen macht, ist das ein falsches Signal. NATURSTROM wirkt darauf hin, die Verknüpfung von E-Mobilität und Erneuerbaren zu stärken – durch Kooperationen mit namhaften Autoherstellern, Ladeinstrastruktur-Dienstleistern, Verbänden und E-Mobilisten der ersten Stunde. Ladesäulen an Unternehmensstandorten, ein immer dichteren Netz aus mit naturstrom belieferten Ladesäulen fremder Betreiber oder auch eine eigenen Ladekarte sind für uns erste eigene Schritte, um die Energiewende auch im Mobilitätssektor voranzubringen.

Welche Diskussionen über Erneuerbare Energien werden aus Ihrer Sicht die kommenden Jahre bestimmen?

Bei einem Anteil der Erneuerbaren an der Bruttostromerzeugung von 30 Prozent und mehr sind wir nun endgültig an dem Punkt angelangt, an dem es um die Systemtransformation unserer Energieversorgung geht. Die Diskussion darüber, wie dieser Transformationsprozess zügig und zugleich möglichst effizient gestaltet werden kann, wird die nächsten Jahre immer mehr an Bedeutung gewinnen. In diesem Zusammenhang wird auch über die Sektorenkopplung zu reden sein, also die Vernetzung von Strom-, Wärme- und Mobilitätsmarkt. Im Rahmen von Mieterstrom-Projekten und Quartierskonzepten zeigt NATURSTROM, wie diese Vernetzung im Kleinen funktioniert. In den kommenden Jahren wird es darum gehen, aus solchen Projekten zu lernen und den politischen Rahmen dafür zu schaffen, die Erfahrungen auf einen größeren Maßstab übertragen zu können.

Wärme macht die Hälfte des Energieverbrauchs aus und Strom nur ein Viertel. Erneuerbare Wärme ist daher eines der zentralen Themen der Energiewende. Wo sehen Sie die größten Chancen, den Anteil der Erneuerbaren Energien zu steigern?

"In ländlichen Räumen machen wir sehr gute Erfahrungen mit Nahwärmenetzen, die ökologisch erzeugte Wärme verteilen. Im Optimalfall lässt sich die Anbindung ganzer Neubaugebiete mit dem Anschluss von kommunalen Gebäuden und bestehenden Wohnhäusern verbinden. In unseren Nahwärmeprojekten setzen wir Pellets und Holzhackschnitzel ein, Biogas, Solarthermie und auch Power-to-Heat-Anlagen.
In Großstädten realisieren wir im Rahmen größerer Neubau- und Sanierungsprojekte Konzepte zur Strom- und Wärmeversorgung aus Erzeugungsanlagen vor Ort – beispielsweise in der Kombination von Photovoltaik, Solarthermie und Wärmepumpe oder auch mit Blockheizkraftwerken."


Zu welchen Technologien können Sie gegenüber den Medien Auskunft geben?

Onshore-Wind, Photovoltaik, Biogas, (E-)Mobilität, Wärme

In welchen Themenbereichen kennen Sie sich gut aus?

Volkswirtschaftliche Kosten-Nutzen-Rechnung von Erneuerbaren Energien, Finanzierung/Investition/Projektentwicklung, Gesellschaftliche Akzeptanz der Erneuerbaren Energien, Private/gewerbliche Anwendung von Erneuerbaren Energien, Politische Rahmenbedingungen und Förderung Erneuerbarer Energien, EEG, Arbeitsplätze, Klimaschutz/Emissionshandel

Mit welchen Innovationen kennen Sie sich besonders gut aus?

Mieterstrom, Quartierskonzepte

Presseanfragen bitte an: Dr. Tim Loppe, Tel: 0211 / 77900 363, E-Mail: loppe@naturstrom.de.

Das Unternehmen

naturstrom_logo_400_100NATURSTROM AG
Parsevalstraße 11
40468 Düsseldorf

Tel.: 0211 / 77 900 0 
info@naturstrom.de
www.naturstrom.de

"Die NATURSTROM AG wurde 1998 mit Sitz in Düsseldorf gegründet. Das Unternehmen gehört zu den führenden unabhängigen Anbietern von Strom, Gas und Wärme aus Erneuerbaren Energien. Es versorgt bundesweit 240.000 Haushalte, Institutionen und Gewerbekunden mit naturstrom sowie mehr als 15.000 mit naturstrom biogas. Neben der Belieferung mit Energie aus regenerativen Quellen setzt NATURSTROM auf den konsequenten Ausbau der Erneuerbaren Energien – mehr als 270 Öko-Kraftwerke sind durch Mitwirkung von NATURSTROM bereits ans Netz gegangen. Seit 1999 wird der Tarif naturstrom jährlich mit dem Grüner Strom Label zertifiziert. Aufgrund ihrer Vorreiterrolle bei der Systemintegration Erneuerbarer Energien im Ökostromhandel erhielt die NATURSTROM AG den Europäischen Solarpreis 2013."

Tätigkeitsbereich: Endkundenbelieferung und Großhandel mit Ökostrom und Biogas, Projektentwicklung und Anlagenbetrieb Windenergie, Photovoltaik und Biomasse, Projektentwicklung und Betrieb von Nahwärmeversorgungen, Direktversorgungslösungen für Quartiere, Gewerbe, Mehrparteienhäuser (Mieterstrom), Messstellenbetrieb

Hauptsitz: Düsseldorf

Standorte: Düsseldorf, Forchheim, Berlin, Bochum, Bruchsal, Dresden, Erfurt, Hamburg, Köln, Oldenburg, Senftenberg, Wallenhorst

Anzahl der Mitarbeiter: über 300

Umsatz: 234,1 Mio. EUR (2015)