"Trotz des Rekordjahres 2018 sind die aktuellen Herausforderungen für den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien vielfältig."
Schüler demonstrieren für den Klimaschutz und zahlreiche Menschen gehen in Berlin am Internationalen Frauentag für die Gleichberechtigung auf die Straße. Die Herausforderungen an unsere Gesellschaft und die Akteure in Politik und Wirtschaft sind groß. Wir sprachen darüber und über die Chancen, die Erneuerbare Energien in diesem Bereich bieten, mit Dr. jur. Nicole Elert (Rechtsanwältin und Fachanwältin für Arbeitsrecht; Partnerin PricewaterhouseCoopers GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft)
Frau Dr. jur. Elert, Sie arbeiten als Rechtsanwältin bei PwC. Wollten Sie schon immer Anwältin einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft werden?
Mein Wunsch war, in einem international ausgerichteten Unternehmen mit einem möglichst großen Spektrum an Themen und Disziplinen zu arbeiten. Als Arbeitsrechtlerin konnte ich bei PwC von Beginn an viele spannende Projekte im Bereich HR / Personal begleiten. Heute arbeite ich mit meinem Team an Herausforderungen in den Bereichen Board Services, People in Deals, HR Transformation, Visa & Immigration sowie im klassischen Arbeitsrecht. Im Energiesektor und in kommunalen Unternehmen beraten wir zum Beispiel bei HR-Transformationsprojekten, bei Geschäftsführer- und Vorstandsverträgen oder bei Aufsrichtsratsangelegenheiten. Wenn Sie so wollen, konnte und kann PwC meine beruflichen Vorstellungen und Wünsche absolut erfülllen.
Was sind Ihrer Meinung nach gerade die drängendsten drei Fragen, die sich hinsichtlich der Erneuerbaren Energien stellen?
Das Ausschreibungssystem nach der EEG-Reform 2017 beobachten wir sehr genau. Auch können in einigen Bereichen die Potentiale der Erneuerbaren Energien noch besser ausgeschöpft werden: Denken Sie beispielsweise an die Genehmigungsverfahren bei Onshore-Wind, die Ausbauziele im PV- und Offshore-Bereich oder die Ausweisung weiterer Flächen für Offshore-Wind. Daneben müssen Power-to-X- und Speicherlösungen weiterentwickelt und der Netzbausbau beschleunigt werden. Nicht zuletzt sind die Sektoren Wärme und Verkehr auf erneuerbare Energie angewiesen, damit sie einen relevanten Beitrag zum Klimaschutz leisten können. Sie sehen: Trotz des Rekordjahres 2018 sind die aktuellen Herausforderungen für den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien vielfältig.
Wo sehen Sie die Erneuerbaren Energien im Jahr 2030?
Einerseits sollten die Erneuerbaren dann einen wesentlichen Teil der Energieversorgung des Landes übernehmen, andererseits könnten sie durch niedrige Stromgestehungskosten zu einer Kostensenkung im gesamten System beitragen. In Verbindung mit innovativen Speichertechnologien und Sektorenkopplung können Erneuerbare die Grundlage einer effizienten und verlässlichen Stromversorgung sein. In welchem Ausmaß das vorhandene Potential ausgeschöpft wird, hängt dabei sicherlich davon ab, wie schnell und wie nachhaltig die heutigen Hemmnisse für den weiteren Ausbau beseitigt werden. Und auch die Frage, wie ambitioniert Deutschland und andere Länder ihre Klimaziele setzen und verfolgen, wird eine Rolle für die Branche spielen.
Seit einigen Wochen gehen auch in Deutschland Schüler jeden Freitag unter dem Motto „Fridays for Future“ auf die Straße. Was würden Sie den jungen Menschen gern sagen?
Ich bin sehr beeindruckt von der Nachhaltigkeit dieser Bewegung, die übrigens - das sei noch einmal hervorgehoben - von einer jungen Frau initiiert wurde. Bedingt durch die demografische Entwicklung in Deutschland orientieren sich politische Entscheidungen oft am Willen der älteren Mehrheit. Deshalb ist es umso wichtiger, dass junge Menschen ihre Position vertreten und sich in gesellschaftliche Debatten einbringen, sei es durch Initiativen wie „Fridays for Future“, die Beteiligung an Wahlen oder auch die Diskussion am heimischen Küchentisch. Überlasst die Deutungshoheit jedenfalls nicht allein der Generation Eurer Eltern!
Dr. jur. Nicole Elert (PwC)
Im Rahmen Ihrer Arbeit von PWC entstand das Netzwerk „women&energy“. Wie kam es dazu?
„women&energy“ entstand 2010, der Bedarf für ein solches Netzwerk aber sicherlich schon früher. Damals wie heute waren nur wenige Führungspositionen in der Energiewirtschaft von Frauen besetzt, obwohl ich so vielen talentierten und motivierten Frauen begegnete. Mit unserem Netzwerk bieten wir weiblichen Talenten eine Plattform für fachlichen Austausch und Vernetzung.
Wie wird das Netzwerk aufgenommen?
Mittlerweile haben wir über 1.000 Mitglieder und auf den zweimal im Jahr stattfindenden Netzwerktreffen kommen über 130 Frauen zusammen - übrigens auch demnächst wieder, am 15. Mai in München. Wir sind bei den wichtigsten Branchenevents vor Ort, geben Denkanstöße und bringen uns fachlich ein. Ich freue mich sehr darüber und bin natürlich auch stolz, denn dieser nachhaltige Erfolg zeigt aus meiner Sicht, dass der Bedarf weiterhin besteht.
Heute ist in Berlin der Internationale Frauentag (08.03.). Was verbinden Sie mit solch einem Tag?
Dieser Tag ist wichtig als ein Zeichen der Demokratie, Gleichberechtigung und Selbstbestimmung. Dieses Jahr feiern wir zudem 100 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland. Es ist also ein besonderes Jahr.
Welche Persönlichkeiten haben Sie inspiriert – inspirieren Sie?
Wenn ich an Innovationen denke, dann sicher Steve Jobs und Coco Chanel, die beide für ihre Zeit wegweisende Produkte ersonnen haben. Ansonsten halte ich es mit Nelson Mandela: „I either win or learn“.
Das Gespräch mit Frau Dr. jur. Nicole Elert von PwC ist das erste unserer zukünftigen Reihe „Frauen in der Energiewende“.
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