Harte Probe für den Klimaschutz im Verkehr

Die Energiewende ist weltweit und so auch in Deutschland nicht nur auf die Stromerzeugung beschränkt. Vielmehr benötigen wir ein Upgrade in ganz vielen Bereichen des alltäglichen Lebens. Nicht selten hörte man dieser Tage nach der Veröffentlichung der Empfehlungen der Kohlekommission auch die Forderung nach einer Verkehrswende. Dass gerade im Verkehr auch für Deutschland neue Ansätze notwendig sind, zeigt die von der Bundesregierung eingesetzte Verkehrskommission. Deren Empfehlungen sollen eigentlich die Grundlage für die Ende März vom Verkehrsministerium vorzulegenden Vorschläge zur Erreichung der Klimaschutzziele im Verkehrssektor bilden. Die Ereignisse der vergangenen zehn Tage erschweren allerdings die Arbeit der Verkehrskommission und engen den zukünftigen Handlungsspielraum des Verkehrsministers stark ein.

Doch mal ehrlich: Wer hat eigentlich den Mythos geprägt, dass den Bürgerinnen und Bürgern in Deutschland ihr Auto heilig ist? Es gibt Tage, da gewinnt man mit Blick auf die Berichterstattung und die Podiumsdiskussionen den Eindruck, das Automobil sei mehr wert als die Würde des Menschen. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, heißt es in unserem Grundgesetz. In Deutschlands öffentlicher und privater Diskussionslandschaft scheint es jedoch ganz vielfältige Bedeutungen von der „Würde des Menschen“ zu geben. Ganz schnell wird nämlich das Auto in Deutschland zum Symbol für die eigene „Würde“ stilisiert - dabei wäre „Selbstbestimmung“ viel treffender. Und dann stellt sich die Frage, was in welchen Momenten schwerer wiegt: das Selbstbestimmungsrecht des einzelnen Bürgers oder das Wohl der Gemeinschaft und ihrer Mitglieder allgemein.

Die Angst vor dem „Wutbürger“, der sich sein Auto und seine 220 km/h nicht nehmen lassen will, ist immens und hinsichtlich der umwelt- und gesellschaftspolitischen Themen alles andere als zielführend.

Fakt ist:

  • In Paris hat sich Deutschland 2015 zusammen mit der internationalen Staatengemeinschaft auf einen gemeinsamen Klimaschutzplan verständigt. Für den Für den deutschen Verkehrssektor bedeutet dies eine Treibhausgasreduktion um 40-42 Prozent bis 2030.

  • Ein Tempolimit würde zu einer Reduzierung der CO2-Emissionen führen.

  • Wenn wir ein Tempolimit einführen und die Autos nicht mehr mit wahnsinnigen Tempos über Autobahnen jagen, dann würden vielleicht Autos irgendwann nicht mehr mit derartigen Leistungen gebaut werden und auch das würde dem Klima helfen.

  • Ein Tempolimit kann die Zahl der Unfälle reduzieren.

  • Deutschland hat für Touristen mehr zu bieten, als nur den Verleih von superschnellen Autos, die auf Autobahnen ausgefahren werden können.

  • Die meisten Autofahrer fahren bereits im Schnitt zwischen 110 und 150 km/h.

Nichtsdestotrotz hält sich das Bild des für sein heiliges Auto streitenden Bürgers. Dies zeigten die vielen empörten Reaktionen auf die nicht zur Veröffentlichung freigegebenen ersten Diskussionsvorschläge der liebevoll genannten Verkehrskommission. Doch statt so harsch auf diese Vorschläge und die eigentlich als Nationale Plattform „Zukunft der Mobilität“ bezeichnete Kommission zu reagieren, sollte vielmehr danach gefragt werden, wer für den „Leak“ verantwortlich ist. Zumindest scheinen die Empfehlungen der Verkehrskommission für den einen oder anderen heikler zu sein, als die Empfehlungen der Kohlekommission. Hier gab es nämlich keinen spektakulären „Leak“.

Bleibt zu wünschen, dass das für diese Woche geplante Treffen zwischen dem deutschen Verkehrsminister und der Kommission die Wogen glätten kann. Und vielleicht machen sich unabhängig davon vor der offiziellen Veröffentlichung noch einmal über 25.000 Jugendliche auf den Weg, um ein Umdenken und ein schnelleres Vorankommen in Sachen Klimaschutz zu fordern, motiviert von der 16-jährigen Schwedin Greta Thunberg. Schließlich sei die Klimakrise „die größte und komplexeste Herausforderung, der die Menschheit je gegenüberstand“, betonte sie erst kürzlich noch einmal beim Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums in Davos.

Und vielleicht sind viele Bürgerinnen und Bürger einsichtiger, als von ihnen erwartet wird.

Dieser Artikel wurde im Renews, dem Newsletter der Agentur für Erneuerbare Energien, veröffentlicht.

Pressekontakt
Agentur für Erneuerbare Energien
Anika Schwalbe
Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: 030 200535 52

Mail: a.schwalbe@unendlich-viel-energie.de

Foto: Shutterstock.com, Banana Republic images