Deutschen sehen Klimawandel und seine Folgen als größte Bedrohung

Die Sorge um den kaum noch aufzuhaltenden Klimawandel treibt derzeit jeden Freitag tausende Schüler in den Streik und auf die Straße. Mittlerweile wird der Klimawandel in vielen Ländern und auch in Deutschland als größte Bedrohung empfunden. Doch eines der bedeutendsten Mittel zur Abschwächung der Erdüberhitzung, der Ausbau der Erneuerbaren Energien, kommt immer noch in vielen Betrachtungen zu kurz.

shutterstock_697374343_(c)D-KrabTrotz der vielen politischen Themen, die im vergangenen Jahr im Fokus standen, haben die Deutschen am meisten Angst vor dem Klimawandel. Das zeigt, die im Februar veröffentlichte Studie des Meinungsforschungsinstituts Pew Research Center. Demnach stellt der Klimawandel für 71 Prozent der Deutschen die größte Bedrohung dar. Terroristische Organisationen, Cyberattacken aus anderen Ländern und Nordkoreas Atomprogramm folgen erst an den Stellen zwei bis vier. Doch diese Einschätzung ist keine, die nur in der deutschen Bevölkerung zu finden ist. „In der Hälfte der untersuchten Länder nennen die Menschen den Klimawandel als stärkste Bedrohung, vor allem die Europäer und Lateinamerikaner haben in diesem Bereich die größten Sorgen“, schreibt die Süddeutsche Zeitung. 27.000 Menschen aus 26 Ländern hatte das Meinungsforschungsinstitut im vergangenen Jahr für die Studie befragt. Insgesamt nannten 67 Prozent aller Befragten den Klimawandel als größte Bedrohung – elf Prozent mehr als 2013.

Insgesamt weise die Studie jedoch auch deutliche regionale Unterschiede auf, so die Süddeutsche Zeitung. „Während die Befragten in den USA Cyberangriffe aus anderen Nationen als zentrale Bedrohung für ihr Land empfinden, steht bei den Bürgern in Indonesien die Gefahr durch den sogenannten Islamischen Staat an erster Stelle.“ Daraus lasse sich ableiten, dass die Einstellungen der Bürger durch die mediale Beschäftigung mit einem Thema und die öffentliche Diskussion geprägt werden.

Die Angst vor der Erdüberhitzung und seinen Folgen ist angesichts des 2018 veröffentlichten Berichts des IPCC und des daraus resultierenden medialen Interesses verständlich. Auch die überdurchschnittlich hohen Temperaturen aus dem vergangenen Jahr werden von vielen Wissenschaftlern in einen Zusammenhang mit dem Klimawandel gebracht. Wie die aktuellen Berechnungen der Weltwetterorganisation (WMO) zeigen, waren 2015, 2016, 2017 und 2018 die wärmsten Jahre seit dem Beginn der Aufzeichnung im 19. Jahrhundert. „2016 erreichte die Durchschnittstemperatur weltweit den Rekord von plus 1,3 Grad, gefolgt von 2017 und 2015“, zitiert die FAZ aus den WMO-Daten. 2018 lag die Durchschnittstemperatur bis Ende Oktober rund ein Grad über dem Wert der vorindustriellen Zeit. „Auch die vergangenen zwei Jahrzehnte seien besonders warm gewesen“, so die FAZ. So lagen die 20 wärmsten Jahre in den vergangenen 22 Jahren. „Wir sind nicht auf dem richtigen Weg, um die Klimaschutzziele zu erreichen und die Temperaturerhöhung einzudämmen“, sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas bezüglich der Berechnungen. „Die Treibhausgaskonzentration befindet sich wieder auf einem Rekordniveau. Wenn sich der aktuelle Trend fortsetzt, werden bis zum Ende des Jahrhunderts Temperaturanstiege von 3-5°C auftreten.“

Auch in Deutschland wird noch immer zu wenig gegen ein Fortschreiten des Klimawandels unternommen. Der aktuelle Klimaschutzbericht 2018 des Bundesumweltministeriums zeigte kürzlich, dass Deutschland seine Klimaziele für 2020 deutlich verfehlen werde. Um 40 Prozent sollten die Treibhausgase gegenüber 1990 verringert werden, dem Bericht zufolge wird aber lediglich eine Verringerung um 32 Prozent erreicht. Die Bundesregierung wolle das Minderungsziel von 40 Prozent aber „so schnell wie möglich“ erreichen, zitiert die Zeit Regierungssprecher Steffen Seibert. Bis 2020 werde, so das Bundesumweltministerium, ein Fortschritt für den Energiesektor erwartet, unter anderem durch eine Reform des EU-Emissionshandels. Dieser Fortschritt werde aber durch höhere Emissionen im Verkehr und im Wärmebereich teilweise wieder zunichtegemacht, so der Klimaschutzbericht. „Der Klimaschutzbericht 2018 zeigt erneut, dass Deutschland – noch – nicht genug unternimmt, um die Ziele im Klimaschutz zu erreichen“, zitiert die Rheinische Post Maria Krautzberger vom Umweltbundesamt (UBA). Die Maßnahmen waren und werden nicht ausreichend sein. „Von zentraler Bedeutung ist der Umbau der Energiewirtschaft“, betont der Klimaschutzbericht dennoch. In diesem Sektor würden mit der Energiewende bereits wichtige Weichen gestellt.

Wie ein Blick auf die aktuellen Daten der europäischen Statistikbehörde Eurostat zeigt, wird im Bereich der Erneuerbaren Energien aber nicht so viel unternommen, wie möglich wäre. So landete Deutschland mit 15,5 Prozent beim Anteil Erneuerbarer Energien beim Bruttoendenergieverbrauch 2017 nicht auf den vorderen Plätzen. Zu den Ländern mit dem höchsten Anteil gehörten Schweden (54,5 %), Finnland (41,0 %), Lettland (39,0 %), Dänemark (35,8 %) und Österreich (32,6 %). Im Rahmen der Strategie Europa 2020 wurde für jedes EU-Land ein persönlicher Zielwert festgelegt – unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Ausgangssituation, der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und des Potenzials im Bereich der Erneuerbaren Energien. „Von den 28 EU-Mitgliedstaaten haben elf die für die Verwirklichung ihrer nationalen Ziele für 2020 erforderlichen Werte bereits erreicht“, so Eurostat. Deutschland gehört nicht dazu. Insgesamt erreichte die EU 2017 einen Anteil aus Erneuerbaren Energien am Bruttoendenergieverbrauch von 17,5 Prozent. Bis 2020 sollen es 20 Prozent und bis 2030 32 Prozent werden.

Dieser Artikel wurde im Renews, dem Newsletter der Agentur für Erneuerbare Energien, veröffentlicht.

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