Landwirtschaft im Fokus des Klimawandels

Im August veröffentlichte der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) einen Sonderbericht von 107 Forscher aus 52 Ländern, die das Zusammenwirken von Landnutzung und Klimawandel untersuchen. Die Erkenntnisse des Weltklimarats, die weitreichende Folgen für die globale Nahrungsversorgung nach sich ziehen können, forderten ein sofortiges Handeln. Reaktionen aus der Politik, Wissenschaft und Umweltverbänden folgten. Konkrete Maßnahmen werden dennoch erst beim Veröffentlichen der Klima-Strategie der Bundesregierung bekannt. Eine Übersicht.

Der Sonderbericht des Weltklimarats verglich über tausend Studien miteinander und veröffentlichte diesen Monat ein drastisches Urteil: Landknappheit, hoher Fleischkonsum, Rodungen und Umweltkatastrophen sind mit der Klimakrise verbunden und bringen unweigerlich soziale Auswirkungen mit sich.

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Foto: Kees Streefkerk / Unsplash

Die ZEIT fasst die Erkenntnisse des Reports zusammen und stellt zunächst heraus, dass in der Landwirtschaft nur noch 18 Prozent der weltweiten eisfreien Flächen ungenutzt sind. Neben 12 Prozent nicht nutzbarer Fläche, werden 70 Prozent bewirtschaftet, wovon wiederum 80 Prozent für die globale Fleischproduktion genutzt werden. Die energieintensive Landwirtschaft, die schon jetzt nicht mehr alle Menschen ausreichend ernähren kann (820 Millionen Menschen weltweit unterernährt), benötige in Zukunft bei steigender Weltbevölkerung eine Veränderung der Essgewohnheiten. Die ZEIT zitiert den Forscher und Mitautor des Reports, Alexander Popp vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung: „Wir müssen nicht komplett auf tierische Produkte verzichten, aber wir müssen zum Prinzip des Sonntagsbratens zurück“. Durch das Absenken der tierischen Kalorien auf durchschnittlich 15 Prozent bis 2050 würden sich schon 80 Prozent der Kohlenstoffemissionen in der Landwirtschaft einsparen lassen.

Der Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen geht nach Charlotte Streck, Mitgründerin des Thinktanks Climate Focus, mit einer nachhaltigeren Landwirtschaftsnutzung Hand in Hand. „Ein Ende der fossilen Brennstoffe würde also viel Druck aus der Debatte um mögliche Landkonflikte nehmen“, beschreibt die dpa. Das verheerende Ausmaß der Brände im Amazonas visualisiert die Notwendigkeit für ein sofortiges Umdenken in der Landwirtschaft. Die Brände, die auf Abholzung zurückzuführen sind, setzen zum einen große Mengen an CO2 frei, zum anderen absorbiert der Amazonas als gesundes Ökosystem Kohlenstoffdioxid und verwandelt es in Sauerstoff. Ein Artikel des National Geographic bezieht sich auf den IPCC-Bericht, der besagt, „dass die Welt keinen einzigen Wald entbehren kann, wenn die schlimmsten Folgen des Klimawandels abgewendet werden sollen.“

Konkrete Ziele folgen im September

Angesprochen auf den IPCC-Report verweist Umweltministerin Svenja Schulze in einem ausführlichen Interview mit dem Deutschlandfunk auf die kommenden Ergebnisse des Klimakabinetts im September. Nur ein großes Maßnahmenpaket kann die Komplexität erfassen, die auch im IPCC-Report dargelegt ist. „Dafür braucht man eben das Klimakabinett und dafür braucht man so was wie das Klimaschutzgesetz, was ich ja auch vorgelegt habe“, sagt die SPD-Ministerin. Beim Emissionshandel und den Erneuerbaren Energien sieht Schulze bereits Fortschritte. „Was jetzt kommen muss, ist eine Verkehrswende, ist eine Wärmewende, also die anderen großen Bereiche, wo CO2 eben produziert wird.“

In einem Bericht der Tagesschau wird außerdem auf eine europäische Reform der Agrarförderung hingewiesen, die genutzt werden soll, um nachhaltige Ziele für die Landwirtschaft festzulegen. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner sieht einen möglichen Lösungsansatz bei der Wissenschaft und besonders bei der Digitalisierung. Sie habe „das Potenzial, die Landwirtschaft weltweit produktiver und gleichzeitig nachhaltiger zu machen“, zitiert die Tagesschau. Der gleiche Artikel fasst zudem die Reaktionen von deutschen Umweltverbänden zusammen, die für einen schnellen Agrarwandel plädieren. Beispielsweise warnt WWF-Agrarexperte Rolf Sommer vor dem „System der Überproduktion und des Überkonsums.“

Auch die Debatte um eine Fleischsteuer gewinnt durch den Report des Weltklimarats wieder an Aufwind. In Edison des Handelsblatts wird auf die Befürwortung durch einige Politiker*innen der Grünen, SPD und CDU für eine solche Steuer hingewiesen. In der Theorie soll so der Konsum von Fleisch zurückgehen und zeitgleich Emissionen und Landfläche aus der Tierhaltung eingespart werden. Ministerin Klöckner spricht sich gegen eine Steuer aus und rät zur Eigenverantwortung von Verbraucher*innen.

Dieser Artikel wurde im Renews, dem Newsletter der Agentur für Erneuerbare Energien, veröffentlicht.

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