Europäische Zusammenarbeit in Alheim und Dunleer: Energieeffizienz und die Nutzung Erneuerbarer Energien bei Gebäudesanierungen
Energieeffizienz im Gebäudesektor sowie Klimaschutzbildung sind
Schwerpunkte des Austauschs zwischen Alheim und dem irischen Dunleer.
Projekte sollen in beiden Orten helfen, vielfältige Akteur*innen
zusammenzubringen.
Partnerschafts-Portrait
Alheim ist schon lange Teil der lokalen Energiewende: Im Jahr 2012 hat die Agentur für Erneuerbare Energien die hessische Gemeinde zur Energie-Kommune des Monats ausgezeichnet. Seitdem stehen die Räder in Alheim aber nicht still – in 2016 wurde die Gemeinde sogar zur nachhaltigsten Gemeinde Deutschlands gewählt. In Alheim wird die Strom- und Wärmewende durch dezentrale Kraftwerke vorangetrieben. Viele Projekte zur lokalen Energiegewinnung durch erneuerbare Energien wurden im Laufe der letzten Jahre umgesetzt. Jetzt geht die Kommune einen Schritt weiter und will die gewonnen Erfahrungen mit anderen Energiewendeakteur*innen teilen, so ist sie seit 2019 Teil des Projektes Energiewende PartnerStadt. Das Projekt fördert den Austausch und die Vernetzung zwischen Alheim und dem irischen Dunleer, zwei Kommunen, die in ihren Initiativen zu Partizipation und Bildungsarbeit in der Energiewende Gemeinsamkeiten gefunden haben. Während Dunleer Vorreiter auf dem Gebiet der Gebäudesanierung bei Privatpersonen ist, hat Alheim unter anderem inzwischen die kommunalen Liegenschaften saniert und modernisiert.
Mit der Gründung der „Dunleer Sustainable Energy Community“ engagieren sich in dem Ort Akteur*innen aus der Bevölkerung, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft für die Energiewende. Die Hauptvision der Gruppe ist die Einhaltung der europäischen Klimaschutzziele bis 2030, in den letzten vier Jahren haben sie schon einiges erreicht. Die Ziele werden begleitet von dem Projekt „Energy Ambassador“, welches darüber aufklärt, wie der Energieverbrauch in Gebäuden gesenkt werden kann. Die „Energie-Botschafter*innen“ gestalten feature=youtu.be" target="_blank">Informationsveranstaltungen partizipativ und stellen unterschiedliche Lösungen für mehr Energieeffizienz dar. In Aufklärung, Akzeptanz und Partizipation rund um Energieeffizienz und Erneuerbare Energien sieht Dunleer einen wichtigen Baustein für die Zukunft der Energiewende. 200 Gebäude wurden modernisiert durch Isolierung, Temperaturregulierungen und Erneuerbaren Wärmetechnologien (Bioenergie, Luftwärmepumpe und Solarthermie). Die Energieeffizienz der Gebäude hat sich verbessert und führt außerdem zu erheblichen Kosteneinsparungen. Das Modernisierungsprojekt wird von der Sustainable Energy Authority of Ireland finanziell unterstützt, aber auch von privaten Hauseigentümer*innen. Dunleer ist bei dem Austausch mit Alheim insbesondere am Erfahrungsaustausch zu klimafreundlicher Energieerzeugung interessiert.
Alheim hat im Rahmen des Projektes „Interkommunale Zusammenarbeit der drei Kommunen Bebra, Rotenburg und Alheim“ bereits kommunale Gebäude saniert und modernisiert. Das Projekt legt den Fokus auf die interkommunale Zusammenarbeit zur Stadtentwicklung ohne Wachstum und fördert Gebäudesanierungen. Ähnlich wie in Dunleer die „Energy Ambassadors“ wurde Klimaschutzbildung in Alheim bereits von Anfang an mitgedacht. Im Umweltbildungszentrum in Licherode werden Bürger*innen ausgebildet, um das Wissen rund um die Energiewende an andere weiterzugeben. Zudem ist Klimaschutz und Erneuerbare Energien im Rahmenschulplan und selbst in den Kindergärten verankert.
„Die Sanierung kommunaler Gebäude war erst der Anfang in Alheim – jetzt geht es um private Haushalte und um verstärkte Energieeffizienz für Bürgerinnen und Bürger.“ – Petra Herzig, Gemeinde Alheim
„Durch die Aufklärung von Vorteilen zu Energieeffizienz und Erneuerbaren Energien schaffen wir es, dass sich die Bürgerinnen und Bürger von Dunleer verstärkt dem Thema Gebäudesanierung und Modernisierung zuwenden.“ – Eugene Conlon, The Energy Team Dunleer
Auch im Landschaftsbild der Gemeinde sind die Erneuerbaren Energien schon lange integriert, denn Alheim hat bereits frühzeitig in Solarstromanlagen investiert. Solar-und Bioenergie sorgen in der Gemeinde dafür, dass Alheim den eigenen Stromverbrauch rein rechnerisch fast zu 100 Prozent mit Erneuerbarer Energie decken kann. Dabei ist die regionale Wertschöpfung gewachsen, denn durch ansässige Solarstromunternehmen sind Arbeitsplätze entstanden und Investitionen in Erneuerbare Energien umgesetzt worden. 58 Millionen Euro wurden investiert mit einer Wertschöpfung im Ertrag von ca. 6 Prozent. Alheim schaffte es dabei, die Bürger*innen nicht außen vor zu lassen, sondern stets am Ausbau der Erneuerbaren Energien zu beteiligen. Bürgerengagement wird durch Bürgerbeteiligung erreicht – „Anhören“, „Informieren“, „Einbeziehen“, „Mitmachen“ und „Gestalten“. So auch beim Ausbau des Nahwärmenetzes, welches durch Solarthermie und Bioenergie betrieben werden soll. Hierzu gibt es Informationsveranstaltungen und es wird eng mit anderen Kommunen zusammengearbeitet, die bereits erfolgreich Bürger*innenbeteiligung bei Nahwärmenetzen umgesetzt haben.
Dunleer und Alheim haben die Chance, sich im Projekt Energiewende PartnerStadt vertieft zu ihren Erfahrungen in der Gebäudesanierung auszutauschen, über Klimaschutzbildungskonzepte zu diskutieren und somit die Energiewende voranzutreiben. Ein erster gemeinsamer Workshop fand im Oktober 2019 statt.
Austausch in Alheim (Oktober 2019)
Alheim empfing am 22. und 23. Oktober die irischen Partner
im Rahmen der Alheimer Klimawoche. Am ersten Tag des Austausches empfang Bürgermeister Georg Lüdtke, gemeinsam mit der Verantwortlichen für Dorferneuerung und Klima, Petra Herzig, die irische Gruppe im Gemeindehaus.Alheim hisste zu Ehren des Besuchs die irische Flagge vor dem Gemeindehaus. Im Anschluss besuchte die Gruppe das Umweltbildungszentrum Licherode, welches eines der ersten seiner Art ist. Bis zu 3.000 Kinder pro Jahr lernen hier diverse Inhalte zu Ökologie und lokaler Nachhaltigkeit. Das Konzept basiert auf umfänglicher Handarbeit und direktem Kontakt mit der Natur, sodass Umweltkreisläufe und die Notwendigkeit von Wertschätzung begrenzter Rohstoffe veranschaulicht werden können. Am Nachmittag stand im Rahmen der Alheimer Klimawoche ein Besuch bei nachhaltigen Unternehmen vor Ort an. Erster Stopp der Energietour war bei der Kirchner Solar Group GmbH, welche als Dienstleister tätig ist: Dies umfasst Planung und Verkauf von Photovoltaikanlagen sowie die Bewertung von Flächen. Beim Besuch des Mustergeflügelhof Häde stellte der Landwirt des Jahres 2019 in der Kategorie Geflügelhalter, Fabian Häde, seinen Betrieb vor, der schon seit 1975 Bio-Eier verkauft. Fabian Häde koopiert zudem mit einer nahegelegenen Biogas-Anlage. Die Abwärme wird zum Heizen des Stalles zur Kükenaufzucht genutzt. Die Biogasanlage BPA Biopower Alheim ist im Besitz von neun landwirtschaftlichen Betrieben. Der Austausch zwischen Bürger*innen, anderen lokalen Akteur*innen und der irischen Partnergemeinde wurde am Abend im „Haus der Generationen“ in Heinebach fortgeführt. Unter anderem wurde hier das gerade erstellte Klimaschutzkonzept der Gemeinde Alheim diskutiert. Am zweiten Tag des Austausches besuchte die Gruppe aus Vertreter*innen aus Alheim und Dunleer die Ausstellungseröffnung der Energiespar-Aktion Hessen im VR-Bankverein Heinebach.In Sterkelshausen wurde im Anschluss das energetisch sanierte und modernisierte Dorfgemeinschaftshaus besichtigt. In der abschließenden Workshoprunde zeigte sich Dunleer rückblickend insbesondere beeindruckt von der erfahrenen intensiven inter-generationellen Zusammenarbeit vor Ort. Alheim und Dunleer stehen vor ähnlichen Herausforderungen und beide Kommunen sind davon überzeugt, dass die Zusammenarbeit mit Nachbarkommunen im größeren Verbund erfolgreicher ist. Diesen Alheimer Ansatz will Dunleer auch auf die eigene Region übertragen.
Den ausführlichen Workshop-Bericht mit Bildern finden Sie hier.
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