Energie-Kommune des Monats: Landkreis Regensburg

März 2025

Der Landkreis Regensburg befindet sich in der Oberpfalz und ist mit seinen 41 Städten, Märkten und Gemeinden einer der größten Landkreise Bayerns. Er zeichnet sich durch sein starkes Engagement in der Energiewende aus und verfolgt das Ziel weitgehend energieautark zu werden. Dabei gelingt es dem Landkreis, innovative Projekte, bürgerschaftliches Engagement und wirtschaftliche Anreize miteinander zu verbinden.

Engagiert seit einem Jahrzehnt

Passivhaus Verwaltungsgebäude/ Foto: Dr. Gerd Kelly

Bereits vor über zehn Jahren legte der Landkreis mit der Erstellung eines Energieentwicklungsplans und der Einstellung eines Klimaschutzmanagers den Grundstein für seine Klimaschutzstrategie. Seitdem wurden zahlreiche Projekte realisiert; darunter die Installation von Photovoltaik (PV)-Anlagen auf kommunalen Liegenschaften und der Ausbau der Elektromobilität (u.a. e-Carsharing für Bürger*innen).

Darüber hinaus geht der Landkreis auch in der digitalen Transformation voran und bietet seinen Bürger*innen das Solarpotenzialkataster und den Energie-Monitor im Sinne der Transparenz als wertvolle Informationsquellen an. Das Solarpotenzialkataster zeigt Eigentümer*innen in einer kostenlosen und individuellen ersten Analyse, wieviel Solarenergie sie gewinnen könnten und bietet ihnen weitere Informationen zur konkreten Planung einer eigenen Solaranlage. Der Energie-Monitor veranschaulicht die lokale Stromerzeugung durch die unterschiedlichen Energieträger sowie den lokalen Stromverbrauch.

Radwegenetz Landkreis Regensburg2019 begann im Landkreis die Entwicklung eines Mobilitätskonzeptes für den Radverkehr. In einem einjährigen Planungsprozess mit Workshops, Bürger*innenbeteiligung und einer Steuerungsgruppe wurde ein Konzept für ein flächendeckendes Alltagsradwegenetz erarbeitet. Der Plan sieht ein interkommunales Netz von ca. 887 Kilometern vor, das durch 128 bauliche, 37 nicht-bauliche und 130 punktuelle Maßnahmen umgesetzt werden soll – schrittweise über einen Zeitraum von etwa zehn Jahren. Ergänzend wurde eine Stelle für Klimaschutzmanagement im Radverkehr geschaffen, die die Umsetzung des Konzeptes koordiniert und Bürger*innen sowie Kommunen berät. Das Konzept wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit mit bis zu 50 Prozent der Kosten gefördert.

Eines der größten und umfangreichsten Projekte, die der Landkreis Regensburg umgesetzt hat, ist der Energienutzungsplan, dessen Erstellung zu 70 Prozent vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie gefördert wurde. Dieses 4000 Seiten umfassende Konzept, Ende 2023 fertiggestellt, analysiert den IST-Energieverbrauch und identifiziert auf dieser Grundlage Potenziale zur Energieeinsparung sowie zur Nutzung Erneuerbarer Energien in den Kommunen des Landkreises. Für jede einzelne der 41 Gemeinden wurden nicht nur die relevanten Energiedaten erhoben, sondern auch ein Maßnahmenkatalog mit konkreten Projektvorschlägen sowie ein sogenanntes Leitprojekt erarbeitet. Die einzelnen Kommunen wurden dabei stark eingebunden, etwa mit Vor-Ort-Gesprächen und einem Regionalworkshop. Zentrale Ergebnisse dieser Analyse sind ein stärkerer Ausbau der Windenergie sowie die Beschleunigung der Wärmewende.

Dazu Landrätin Tanja Schweiger: „Ziel ist es, die Wertschöpfung bei der Energieversorgung verstärkt in der Region zu halten, um unabhängiger zu werden.” 

Seit 2017 nimmt der Landkreis am Zertifizierungssystem European Energy Award teil. Fokus liegt dabei auf dem Landratsamt und seinen Liegenschaften. Dank eines umfangreichen Arbeitsprogrammes wird für die kommende Auditierung wieder ein positives Ergebnis erwartet.

Herausforderungen und Balance zwischen Pflichtaufgaben und Klimaschutz

Der Klimaschutz ist für Kommunen und Landkreise eine große Chance, zugleich aber auch eine Herausforderung. Neben den ambitionierten Zielen zur Energiewende steht der Landkreis Regensburg immer wieder auch vor der Aufgabe, seine Zuständigkeiten klar abzugrenzen: Was kann direkt umgesetzt werden, wo sind überregionale Abstimmungen nötig, und welche finanziellen Spielräume gibt es? Während Aufgaben wie Infrastruktur und Soziales wachsende Budgets erfordern, bleibt für freiwillige Klimaschutzprogramme oft wenig Spielraum.

„Auch für die Kommunalpolitik ist der Klima- und Umweltschutz eine große Herausforderung. Wie kann vor Ort, in den Gemeinden, aber auch in den Landkreisen, ein aktives Klimaschutzmanagement betrieben werden? Was können die Kommunen in eigener Zuständigkeit tun, wo können sie Projekte realisieren, wo Impulse setzen und Anregungen geben“, so Landrätin Tanja Schweiger.

Dennoch setzt der Landkreis konsequent seinen Weg in der Energiewende fort – auch unter finanziell herausfordernden Bedingungen. Er nutzt gezielt Förderprogramme und setzt auf strategische Kooperationen, um Projekte wirtschaftlich tragfähig zu machen und langfristig Einsparpotenziale durch Erneuerbare Energien (EE) zu heben. So wurde etwa die Förderung des Klimaschutzmanagements über drei Perioden in Anspruch genommen. Seit März 2025 ist auch eine neue Stelle im Rahmen der Z-U-G Förderungen im Landratsamt verortet, die über die kommenden zwei Jahre ein Konzept erstellen wird zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels (DAS). Weiter konnten im Rahmen des Regionalen Energiekonzepts von Stadt und Landkreis Regensburg zahlreiche Maßnahmen zur Stärkung der Energieversorgung in der Region Regensburg umgesetzt werden. Die Zusammenarbeit zwischen der Stadt Regensburg, dem Landkreis Regensburg und weiteren relevanten Akteuren aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft wird ständig intensiviert, um eine koordinierte und effiziente Energiewende zu gestalten.

Gemeinsam für die Energiewende: Regionale Akteure und Kooperationen

„Durch eine frühzeitige und umfassende Einbindung von Bürgern, Kommunen, Unternehmen und Verbänden hat der Landkreis ein großes Netzwerk von Akteuren geschaffen, die gemeinsam an der Umsetzung der Energiewende arbeiten. Dafür werden Informationen und Daten zur Verfügung gestellt, um Transparenz und Akzeptanz zu schaffen”, erklärt die Energiebeauftragte des Landkreises, Julia Schönhärl.

Im Landratsamt werden die Aktivitäten im Sachgebiet „Energie und Klimaschutz” gebündelt. Dort ist das Energiemonitoring – und management der Liegenschaften, die Planung energetischer Vorhaben und der Ausbau der Stromversorgung mit Erneuerbaren Energien beheimatet.

Ein Beispiel für bürgerschaftliches Engagement ist die bereits 2012 gegründete „Bürger Energie Region Regensburg eG” (BERR). Sie fördert die dezentrale Energiewende, indem sie Bürgern die Möglichkeit bietet, sich aktiv an Projekten zur erneuerbaren Energieerzeugung zu beteiligen. So können Bürger*innen mit einer Beteiligung ab 500€ bereits selbst Energieunternehmer*innen werden.

Die BERR eG arbeitet eng mit der ebenfalls seit 2012 aktiven „Kommunale Energie Regensburger Land eG” (KERL eG) zusammen. Bei der KERL eG sind alle 43 kreisangehörigen Kommunen, der Landkreis Regensburg und auch die Stadt Regensburg mit dem größten Energiebedarf im Kreis Mitglied. Die KERL eG übernimmt Steuerungsaufgaben für erneuerbare Energieprojekte. Dies umfasst Flächensicherung für erneuerbare Energieanlagen, beratende und koordinierende Unterstützung der Kommunen bei Wärme- und EE-Projekten, Schaffung der Grundlagen für die Planung, die Finanzierung, die Projektierung sowie den Bau und Betrieb von EE-Anlagen und Wärmenetzen. Im Jahr 2024 ist die KERL eG eine strategische Kooperation mit der Bayernwerk AG eingegangen. Ziel dieser Zusammenarbeit ist es, durch nachhaltige Energieversorgung die Energiezukunft vor Ort zu gestalten und den Wirtschaftsstandort zu stärken. Schwerpunkte sind die regenerative Energieerzeugung, kommunale Wärmeplanung sowie der Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Mobilität und Batteriegroßspeicher.  

„Nur zusammen wird es uns gelingen, die Bürgerinnen und Bürger von der Energiewende zu überzeugen, sie mitzunehmen, die Wertschöpfung in der Region zu erhalten und gleichzeitig private Investitionen nicht zu bremsen”, so die Landrätin und Vorsitzende des Vorstands der KERL eG Tanja Schweiger.  

Der Landkreis Regensburg hat bereits im Jahr 2020 die Netzwerk-Initiative und das Qualitätssiegel „Klima- und Umweltschutz. Geht gut bei uns!“ für kleine und mittelständische Unternehmen der Region gestartet. Hier werden gute Beispiele und Lösungen für Energieeffizienz in Unternehmen gewürdigt; der Austausch regt zum Nachahmen und Mitmachen an. Die Initiative geht voraussichtlich im kommenden Jahr in eine neue Runde.

Der Landkreis Regensburg gehörte vor über 15 Jahren zu den Gründungsmitgliedern der Energieagentur Regensburg e. V. und unterstützt diese bis heute im Rahmen einer Träger- und Mitgliedschaft. Als unabhängige Beratungsstelle bietet die Energieagentur Regensburg Unternehmen, Bürgern und Kommunen Unterstützung bei Fragen rund um Energieeffizienz und Klimaschutz. Sie informiert über aktuelle Fördermöglichkeiten und hilft bei der Umsetzung von Energieprojekten.

Blick in die Zukunft

Die Region gehört zu den am stärksten wachsenden Regionen in Bayern, was mit einer Belastung der Verkehrsinfrastruktur einhergeht. Deshalb sollen Verkehr und Mobilität im Landkreis neu gedacht werden. Dazu werden seit 2021 Umfragen in den einzelnen Kommunen und Befragungen der Bürger*innen durchgeführt. Ziel ist es, eine nachhaltige, ökologische Verkehrswende einzuleiten. Über den Fortschritt des Konzepts wird regelmäßig berichtet. Außerdem wurde eine Webseite mit einem „Onlinedialog” als Beteiligungsinstrument eingerichtet.

Weiter wird im Forschungszentrum Technologie Campus Wörth-Wiesent die Wasserstofftechnologie ins Auge genommen, die neben dem Ausbau eines bedarfsgerechten Stromnetzes als Grundlage einer zukunftsfähigen Sektorenkopplung angesehen wird. Der Technologiecampus befindet sich noch im Aufbau. Hier wird zu den Themen Wasserstofferzeugung, Nutzung, Speicherung und der vollständig erneuerbaren Versorgung des Schwerlastverkehrs geforscht werden. Dabei werden die drei unterschiedlichen erneuerbaren Antriebsarten (batterieelektrisch, wasserstoffbasiert und Oberleitungen) in den Fokus genommen. Insgesamt hat das Institut etwa 35 Beschäftigte.

„Der Landkreis Regensburg begleitet den Ausbau von Wasserstofftechnologien, um die regionale Wirtschaft zu stärken und einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten“, so die Landrätin.

Darüber hinaus setzt der Landkreis auf innovative Projekte wie den Bau des Solarparks Hatzenhof, auf dem Gebiet des Marktes Beratzhausen. Dieses Projekt, das in Kooperation mit der KERL eG und der Ørsted Onshore realisiert wird, umfasst eine Fläche von zwölf Hektar und besteht aus 18.900 Solarmodulen mit einer Kapazität von 11,5 Megawattpeak (MWp). Nach Fertigstellung sollen so rechnerisch 4.300 Haushalte mit Strom versorgt werden. Die Bauarbeiten haben im Januar 2025 begonnen und sollen im Sommer des Jahres abgeschlossen sein. Zusätzlich zu Gewerbesteuereinnahmen, erhält die Kommune 0,2 Cent pro erzeugter Kilowattstunde. Zudem sollen im Solarpark Hatzenhof auf einer Fläche von rund 2,5 Hektar Ausgleichsflächen in Form von Heckenbepflanzungen und extensivem Grünland angelegt werden. Neben dem Solarpark ist auch die Errichtung eines Windparks in der Region geplant.

Der Energienutzungsplan des Landkreises Regensburg hat noch auszuschöpfende Potenziale beim Verteilstromnetz aufgezeigt, welches den regional erzeugten Strom aufnehmen muss. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, plant allein das Bayernwerk, bis 2033 mehr als 400 Mio. Euro in den Netzausbau rund um Regensburg zu investieren.

Der Landkreis Regensburg engagiert sich in zahlreichen Initiativen und Kooperationen. So ist er seit Januar 2025 Teil der oha! Initiative und beteiligt sich am Programm Nachhaltigkeitshelden. Mehrere Unternehmen aus der Region sind seit Jahren im UmweltPakt Bayern aktiv, und bereits seit 2022 ist der Landkreis Mitglied im Energieteam der bayerischen Staatsregierung. Zudem wird mit dem Regensburger Klimapreis besonderes Engagement im Klimaschutz gewürdigt.

Deutliche Effekte schon heute sichtbar

Landkreiseigene Schulen/ Foto: Dr. Gerd KellyDie Anstrengungen im Landkreis im Bereich Energie und Klimaschutz zahlen sich aus: Im Zeitraum von November 2023 bis Oktober 2024 konnten rein rechnerisch etwa 80 Prozent des gesamten Strombedarfs des Landkreises (ohne die Stadt Regensburg) aus regionalen Erneuerbaren Energien gedeckt werden, davon knapp 56 Prozent aus PV-Anlagen. Es gibt im Landkreis über 17623 PV-Flächen und 65 PV-Freiflächen. Darüber hinaus liefert ein großes Wasserkraftwerk ebenfalls Strom. An mehr als der Hälfte der Tage wurde im oben genannten Zeitraum mehr Energie erzeugt als verbraucht.

 „Der Landkreis Regensburg setzt einen Fokus auf eine technologieoffene, bürgernahe Energiewende. Er setzt sich aktiv für den Ausbau der dezentralen Energieversorgung ein. Das trägt zur Stärkung der Versorgungssicherheit bei und steigert die lokale Wertschöpfung. Dabei stehen die wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Aspekte beim Ausbau der nachhaltigen Stromproduktion aus Sonne, Wasser, Biogas und Wind im Vordergrund”, fasst Maximilian Köckritz, Wirtschaftsreferent und Geschäftsführer der KERL eG die Aktivitäten des Landkreises Regensburg zusammen.

Landrätin Tanja Schweiger ist überzeugt: „Die Energiewende gelingt nur, wenn wir sie alle gemeinsam anpacken“.


Die Auszeichnung zur Energie-Kommune des Monats steht unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz.