Die Küste ruft!
Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog liegt an Deutschlands 3.624 Kilometer langer Küstenlinie im Naturraum Schleswig-Holsteinische Marschen und Nordseeinseln an der beeindruckenden Nordseeküste. In unmittelbarer Nähe zum Hindenburgdamm, der Eisenbahnbrücke, die die Insel Sylt mit dem Festland verbindet, wohnen knapp 200 Menschen. Der Koog, ein dem Meer abgewonnenes, eingedeichtes Land, wurde als letzter in Schleswig-Holstein errichtet. Der Deichschluss, der die Voraussetzung für die Besiedlung und Bewirtschaftung des neu entstandenen Kooges war, erfolgte am 21. Oktober 1954. Rund die Hälfte der Höfe werden nach wie vor – inzwischen in zweiter und dritter Generation – von den Familien der ersten Siedler bewirtschaftet.
Der Koog kann auf eine lange Tradition der Windenergie vor Ort zurückblicken: Im stürmischen Norden wurde im Jahr 1989 der damals größte Windpark Europas installiert. Im Juni 2020 zeichnete die AEE die Gemeinde als „Energie-Kommune des Monats“ aus, denn die Stromexporte der Gemeinde versorgen heute circa 100.000 Haushalte mit regenerativem Windstrom. Der Koog ist Standort für 30 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 70 Megawatt. Zudem halten 95 Prozent der Bevölkerung Anteile am genossenschaftlichen Windpark.
Dass die Windenergie im Ort auch Menschen inspiriert, zeigt sich bei Karina Ingwersen, die in Nordfriesland aufwuchs und nach einigen Auslandsaufenthalten an die Nordseeküste zurückkehrte und nun bei ee-Nord als Projektmanagerin im Koog arbeitet.
Da die Bürgerwindparks im Koog stetig von Abregelungen betroffen sind, wurde die Kommune auch zum Vorreiter der Wärmewende. Im Oktober 2017 startete das Modellvorhaben „Wind und Wärme“, mit dem die ansonsten ungenutzte Windenergie vor Ort zum Heizen von Häusern genutzt wird. Dafür eingesetzt werden Hybrid-Heizsysteme, die die benötigte Wärme wahlweise mit Heizöl oder Windstrom erzeugen können.
Auch wenn die Windenergie das Bild des Koogs heute bestimmt und ein wichtiger Wirtschaftszweig ist, hat die Gemeinde noch mehr Erneuerbare zu bieten: Von 2009 bis 2011 war sie die Nummer Eins der Solarbundesliga.
Der Koog ist einen Besuch wert, da Klimaschutz vor Ort in mehrfacher Hinsicht sichtbar wird: Die Wirtschaftlichkeit der Windenergie und die Pilotprojekte der Sektorenkopplung auf der einen Seite sowie die Bedrohung durch die Folgen des Klimawandels der auf Meereshöhe gelegenen Gemeinde auf der anderen.
Weitere sehenswerte Orte an Deutschlands Nord- und Ostsee, zeigt der DuMont Bildband „Traumküsten in Deutschland“.
Dieser Artikel wurde im Renews, dem Newsletter der Agentur für Erneuerbare Energien, veröffentlicht.
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