20 Jahre EEG, 20 Jahre Strompreisdebatte

Die öffentliche Diskussion um steigende Strompreise und um die EEG-Umlage ist mittlerweile ruhiger geworden. Dennoch wiederholt sich jedes Jahr, wenn die neuen Tarife fürs kommende Jahr verkündet werden, derselbe Vorwurf: Die Erneuerbaren Energien würden zwar immer billiger, trotzdem wird Strom für die Privathaushalte von Jahr zu Jahr teurer.

Ja, Strom ist in den vergangenen 20 Jahren teurer geworden. Tatsächlich hat sich der durchschnittliche Haushaltsstrompreis zwischen 2000 und 2012 mehr als verdoppelt: von rund 14 Cent pro Kilowattstunde (Ct/kWh) auf 29 Ct/kWh. Ein Teil davon ist dem Ausbau der Erneuerbaren Energien geschuldet, da die Investitionskosten nach Einführung des EEG noch relativ hoch waren. Hinzu kamen aber auch andere Effekte wie die großzügige Ausweitung der Industrieprivilegien. Außerdem hätten die Energieversorger die sinkenden Börsenstrompreise (im Gegenzug für die steigende EEG-Umlage) an die Verbraucher*innen weitergeben können. Das taten sie aber größtenteils nicht, weil die Bereitschaft der Verbraucher*innen den Stromanbieter zu wechseln, immer noch gering ist.

micheile-henderson-ZVprbBmT8QA-unsplash_72dpiSeit 2013 ist der Anstieg der Strompreise stark abgeflacht. In den vergangenen sieben Jahren kamen in Summe nur noch 2,5 Ct/kWh hinzu. Über den gesamten Zeitraum war das ein Anstieg um ca. 1,2 Prozent pro Jahr – was exakt der durchschnittlichen Inflationsrate im gleichen Zeitraum entsprach. Das heißt: Inflationsbereinigt ist Strom seit 2013 gar nicht teurer geworden. Der Anstieg der EEG-Umlage, welche gerne als Sündenbock herhalten muss, war seit 2014 nur noch marginal (+0,5 Ct/kWh). Was in den letzten Jahren stärker angestiegen ist, sind die Beschaffungskosten und die Netzentgelte. Letztere sind gegenüber 2013 um mehr als 1 Ct/kWh teurer geworden. Die Energieversorger müssen für den Stromeinkauf immer mehr bezahlen. Nachdem die Beschaffungskosten zwischen 2009 und 2017 kontinuierlich gesunken waren, zeigt sich hier seit 2017 ein Aufwärtstrend. Um 1,5 Ct/kWh stiegen die Preise für Strom beim Großhandel. Grund dafür ist der Anstieg der CO2-Preise im EU-Emissionshandel.

Der Strompreis ohne Erneuerbare Energien: Ein Gedankenspiel

Wie sähe eigentlich eine Welt ohne Erneuerbare Energien aus? Hätten wir ohne Solar- und Windenergie günstigeren Strom? Dieser Frage ging eine Studie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) nach. Das Fazit: Zwischen 2011 und 2018 hätten die Verbraucher*innen wegen der Erneuerbaren Energien sogar 70 Milliarden Euro gespart. Die Wissenschaftler*innen rechneten aus, wie sich die Großhandelspreise ohne die Einspeisung von erneuerbarem Strom entwickelt hätten. Die Preise am Großhandel hätten sich ohne die Erneuerbaren Energien in dem Zeitraum 2011-2018 auf insgesamt 227 Mrd. Euro summiert. Dem hätten Kosten der EEG-Umlage in Höhe 157 Mrd. Euro gegenübergestanden: eine Differenz von 70 Mrd. Euro.

Ohne Erneuerbare Energien hätten außerdem neue konventionelle Kraftwerke gebaut werden müssen. Denn die verfügbare Strommenge aus dem konventionellen Kraftwerkspark hätte nicht ausgereicht, um den Strombedarf jederzeit zu decken. Der Ausbau der Erneuerbaren muss den Autoren zufolge in den nächsten Jahren wieder deutlich beschleunigt werden, damit die Großhandelspreise nicht zu stark ansteigen.

Bei allen Kostenrechnungen bleibt zudem eins immer noch unberücksichtigt: Die externen Kosten der Stromerzeugung, d.h. die gesellschaftlichen Kosten durch Klima-, Umwelt- und Gesundheitsschäden, sind in der Stromrechnung nicht ausreichend berücksichtigt. Diese werden von den Steuerzahler*innen und den Krankenkassenbeiträgen getragen. Auch Subventionen und Forschungsausgaben erscheinen nicht auf der Stromrechnung. Von diesen haben in den vergangenen Jahrzehnten vor allem Kohle und Atom profitiert.

Dieser Artikel ist im Renews, dem Newsletter der Agentur für Erneuerbare Energien, erschienen.

Foto: Micheille Henders/ Unplash.com

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Agentur für Erneuerbare Energien e.V.
Anika Schwalbe
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